Projekt in Moers Taubenhaus weiter ohne Betreiber

Moers · Seit Januar steht fest: Die Trägerin der Einrichtung, die Fachwerk Kreis Wesel gGmbH, ist „raus“. Die Stadt hat nach einem neuen Betreiber gesucht, sieht sich aber nicht in der Verantwortung. Eine Leserin macht sich nun Sorgen um die zurückgebliebenen Tiere.

  Foto: Pixabay

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Tauben, die sich unkontrolliert vermehren, für viel Dreck sorgen und hinter jedem Imbiss-Stand nach Nahrung picken: Moers hatte dieses typische Stadt-Problem in den vergangenen Jahren gut im Griff, was wohl auch an einem besonderen Projekt gelegen hat. Im Taubenhaus unweit des Bahnhofs haben Langzeitarbeitslose bis Ende vergangenen Jahres als Ein-Euro-Jobber die Vögel betreut, sie mit Futter versorgt und gelegte Eier eingesammelt, damit sie nicht ausgebrütet werden. Auf diese Weise konnten die Arbeitslosen einer geregelten Tätigkeit nachgehen. Die Stadt profitierte von der Anti-Taubenplagen-Strategie.

Seit Januar steht fest: Die Trägerin der Einrichtung, die Fachwerk Kreis Wesel gGmbH, ist „raus“ – aus finanziellen Gründen. Das Jobcenter hat die Förderung eingestellt. Außerdem hat die Berufsgenossenschaft Auflagen gemacht. Aus hygienischen Gründen wären Umbauten nötig gewesen. „Wir haben mit verschiedenen Interessenten Gespräche geführt, die wollten aber alle Geld für die Übernahme der Trägerschaft haben“, sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. „Genau genommen ist die Betreuung wild lebender Tiere Aufgabe des Kreises. Trotzdem war die Fachwerk bezuschusste Mieterin der Stadt, sie musste nur die Betriebskosten zahlen.“ Einen neuen Betreiber gibt es bis heute nicht.

RP-Leserin Patricia Schäfer macht sich deshalb Sorgen um die Tiere. Mehr als 400 Stadttauben haben im Moerser Taubenhaus gelebt. „Was passiert jetzt mit ihnen?“, fragt die Tierschützerin. Unter den Tieren befänden sich auch Zucht-, Zier- und Hochzeitstauben. Ohne den Menschen seien sie nicht lebensfähig: zu lange Federn an den Füßchen, zu kurze Schnäbel. „Hochzeitstauben haben keinen Orientierungssinn und sind für Greifvögel ein gefundenes Fressen.“

Die Stadt sieht derweil keinen akuten Handlungsbedarf. Man habe sich mit dem Verband Deutscher Brieftaubenzüchter in Verbindung gesetzt, sagt Schröder. „Diesem zufolge fliegen die Tauben das Haus weiter an, suchen sich dann aber – wie andere Vogelarten auch – alternative Nahrungsquellen.“ Allein die Frage, wie sich die neue Situation auf die Population auswirke, sei unklar. „Gut möglich, dass sie sich reduziert, wenn es kein regelmäßiges Futterangebot mehr gibt“, sagt Schröder. „Die Stadt hat keine Expertise in der Betreuung von Tauben. Wenn es allerdings Ehrenamtler gibt, die diese Aufgabe übernehmen wollen, sollen sie sich melden. Da findet sich sicher ein gemeinsamer Weg.“

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