Theater-Lesung in Moers Siegfried, das Nibelungenlied und seine Varianten

MOERS · Der Nibelungenstoff beschäftigt die Welt.

 Teil einer Aufführung von „Der Ring“ des Schlosstheater Moers im Februar diesen Jahres.

Teil einer Aufführung von „Der Ring“ des Schlosstheater Moers im Februar diesen Jahres.

Foto: Jakob Studnar

Das Nibelungenlied mit seinen Helden wie Siegfried, Gunnar, Hagen, Kriemhild oder Brunhild, gehört nicht zum schlummernden deutschen Sagenschatz. Im Gegenteil, wie die jüngste Zeit in den Sparten Film, Theater und Literatur zeigen. Die Reihe „Ring-Vorlesung“ stellt in Kooperation mit dem Schlosstheater thematische Schwerpunkte und Ergebnisse der aktuellen Forschungen zum Heldenepos vor. Prof. Ingrid Bennewitz, Inhaberin des Lehrstuhls für Mittelalterliche Philologie an der Uni Bamberg, ist Kennerin des Nibelungenliedes. Ihr Anlegen war es, die Vielfalt des Heldenbildes von Siegfried im Mittel- und Hochmittelalter sichtbar zu machen.

„Es gab schon damals ein Interesse für Literatur, die auf dem Markt war“, so Bennewitz über das frühe mediale Interesse am Drachentöter Siegfried. Dass sich je nach Interpretation und Zeitgeist Perspektiven der Heldenepik änderten, versteht sich. Dabei fußt es in seinem ältesten Teil auf dem Hildebrandslied, ein Zufallsfund in Fragmenten aus dem 9. Jahrhundert. Erst im 12. Jahrhundert taucht das Nibelungenlied in einer weiteren Verschriftlichung auf, das allerdings andere personelle Besetzungen zulässt, eben als Konfetti fürs Volk, so Bennewitz.

Bei der Erforschung der Heldendichtung kommen noch lateinische Schriften von Waltharius ins Spiel, vermutlich aus dem 9./10. Jahrhundert und sorgen für ein Nebeneinander von Textern und Verfassungen in der heldenepischen Dichtung. Das Nibelungenlied erobert die Menschen bis nach Island hoch, mischt die Figuren, interpretiert Rollen, Charaktere und Örtlichkeiten neu.

Für ein Weiterleben des Siegfried-Stoffes beim Publikum sorgt Hans Sachs (1494 bis 1576). Bekannt ist das Lied „Rosengarten zu Worms“, das das Nibelungenlied mit der Sage von Dietrich von Bern verknüpft. „Ein Knüller in der Überlieferungsgeschichte“, so Bennewitz. Dem Nibelungenlied gelingt die Karriere als deutsches Nationalepos. Selbst in der DDR erfüllte das Nibelungenlied mit der literarischen Analyse der Machtstruktur einer feudalen Gesellschaft seine Dienste. „Was kann noch kommen?“, so Bennewitz, die auf Autoren nach der Jahrtausendwende hinweist wie Marc Rinke, Helmut Pommerening und Helmut Krausser.

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