Kultur in Moers Seewerk trumpft mit Beuys-Skulptur auf

Moers · Das Seewerk in Kapellen präsentiert ab dem 15. August eine Werkschau mit Arbeiten von 19 Künstlern. Es findet die erste Miniaturen-Biennale statt.

 Die teilnehmenden Künstler vor den „Mushrooms“ der Bildhauerin Irmin Kamp auf dem Seewerk-Gelände in Kapellen.

Die teilnehmenden Künstler vor den „Mushrooms“ der Bildhauerin Irmin Kamp auf dem Seewerk-Gelände in Kapellen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Seewerk in Kapellen steht für die Verbindung von Kunst und Natur. Und so wie sich die Natur das Fabrikgelände der ehemaligen Brennerei Dujardin in den vergangenen Jahren zurück erobert hat, so bahnt sich dort nun auch die Kunst ihren Weg zurück ins Licht der Öffentlichkeit. Zur Jahresausstellung präsentiert das Seewerk Kapellen, ein Museum für die zeitgenössische Kunst, eine Skulptur von Joseph Beuys. Sie stammt aus dem Nachlass des 2019 verstorbenen Bildhauers Anatol Herzfeld und ist eine Leihgabe von dessen Witwe Erdmute. „Wir sind sehr stolz und dankbar, dass wir die Figur in unserer Jahresausstellung zeigen dürfen“, betonen die Seewerk-Macher Angelika Petri und Frank Merks. Die Geschichte, die sich um die Skulptur rankt, ist spannend wie ungewöhnlich. „Anatol war bis zu seinem Lebensende voller Achtung und Liebe für seinen Lehrer Joseph Beuys“, erzählt Petri. 1968 bat Anatol ihn, zu seinen neun Soldaten einen Kompaniechef oder König zu machen. „Beuys schuf König David. Die 47 Zentimeter große Figur aus Blei wurde nur einmal Ende der 1960er Jahre in der Akademie gezeigt. Seither war sie bei Anatol zu Hause“, berichtet Angelika Petri am Silbersee in Kapellen.

Mit ihrer Werkschau, die am 15. August eröffnet wird, bringt das Seewerk die Kultur zurück ins von der Corona-Krise gebeutelte Leben. Und es sind klingende Namen, die sich in den Ausstellungshallen und unter freien Himmel präsentieren werden. Felix Droese, der als einer der bedeutendsten Gegenwartkünstler in Deutschland gilt, gestaltet nicht nur die Kulturinsel Nepix Kull im Schlosspark mit seiner Kunst, sondern zeigt weitere Werke am Silbersee – die „sterbenden Türen“ zum Beispiel. Auch Arbeiten der Düsseldorfer Bildhauerin Irmin Kamp und von Christian Megert, Mitglied der Künstlergruppe „Zero“, werden zu sehen sein. Megert wird wie zuletzt 2009 den großen Wasserspiegel auf den Silbersee aufbringen. Ludger Hinse steuert ein Kinetisches Objekt der Ausstellung bei, und Kina Maua hat eine dreiteilige Installation für das Seewerk erarbeitet, die sich mit dem Schicksal von Flüchtlingen, Rassismus und Gott auseinandersetzen. Ihre Arbeit ist aufrüttelnd und macht nachdenklich: Menschen-große Stoffpuppen erzählen in einem Kasten aus Plexiglas vom Rassismus. Viele der ausstellenden Künstler setzen sich kritisch mit aktuellen Themen aus.

Pit Bohne mahnt zum Beispiel in Sand gedruckt: „Die Zeit läuft“. Im Freien präsentiert er den Betrachtern seine Idee vom „Menschenvieh“ im Käfig. Das Seewerk bietet den Künstlern aus Moers dieses Jahr ein wichtiges Forum – nicht nur bei der ersten Miniaturen-Biennale in der sich drehenden Sushi-Bar. Zwölf Künstler aus der Region kommen mit ihren Werken an den Silbersee. Mit dabei ist Hans-Werner Fassbender, der die kleine Galerie mit seinen Werken bestücken und zur Eröffnung eine Klangperformance aufführen wird. Weitere Künstler sind André Schweers mit Papierguss-Arbeiten, die Fotografinnen Gabriele Schweer und Andrea Zmrzlak, Ivica Matijevic und Frank Merks, der für diese Ausstellung eine „Brandspur“ hinterließ. Auch Werke von Elfriede Fassbender, Rita Lazzaro, Gudrun Kleffe, Johannes Terbach und Jörg Parsick-Mathieu sind ausgestellt.

Das Seewerk kooperiert außerdem mit der Stiftung pro Humanität. Es wird der Film „Kinshasa Symphony“, ein Dokumentarfilm von Claus Wischmann und Martin Baer, gezeigt. Er wurde im Kongo gedreht und erzählt die Geschichte von 200 Musikern, die Beethoven spielen. Der Moerser Kulturdezernent Wolfgang Thoenes freut sich über das Seewerk-Engagement: „Es ist wieder eine tolle Mischung.“

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