Bildung in Moers Schüler schaffen Platz für Schande

Moers · An der Geschwister-Scholl-Gesamtschule haben Jugendliche Fotos von Schmierereien mit diskriminierendem, rassistischem oder rechtspopulistischem Hintergrund gesammelt. Die Ausstellung ist jetzt im Bildungszentrum zu sehen.

 Wollen auf alltäglichen Rassismus aufmerksam machen (v.l): Laura Ruiz Moreno, Sebastian Krämer, Lea Rüttermann und Benjamin Ökce.

Wollen auf alltäglichen Rassismus aufmerksam machen (v.l): Laura Ruiz Moreno, Sebastian Krämer, Lea Rüttermann und Benjamin Ökce.

Foto: Michelle Abts

Rassismus ist allgegenwärtig – auch in Moers. Er begegnet uns im alltäglichem Leben in verschieden Facetten. Das kann schon bei einem harmlosen Spaziergang durch die Innenstadt geschehen – wenn wir auf rassistische Schmierereien aufmerksam werden.

Seit Mittwoch präsentieren Schüler der Geschwister-Scholl-Gesamtschule den Besuchern des Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums ein besonderes Projekt gegen den Rassismus. Mit der „Wand der Schande“ wollen die Jugendlichen darauf aufmerksam machen, wie häufig rassistische Schmierereien im Alltag tatsächlich vorkommen und was sie genau bedeuten. Zahlreiche Fotos, die mit Hilfe von Moersern gesammelt wurden, hängen an der „Wand der Schande“.

Die Stadt Moers und Lehrerin Tanja Zielinski halfen den Schülern, ihr Projekt umzusetzen. „Die Idee entstand im vergangenen Jahr im Sommer, als wir durch wiederholte Beschwerden gegen Schmierereien zu dem Gedanken ermutigt wurden, dass wir eine Schule ohne Rassismus und mit Courage sein wollen“, erzählt Schüler Sebastian Krämer. „Nur das Entfernen der rassistischen Bemerkungen reicht uns nicht. Wir wollen, dass sie gezeigt werden, weil wir darauf aufmerksam machen wollen.“

Zuvor hatte sich die Geschwister-Scholl-Gesamtschule im vergangenen Herbst mit einem Workshop beim Moerser Jugendkongress mit dem Thema Rassismus beschäftigt. Der Kongress, sagen die Schüler, sei für die Realisierung der Idee ausschlaggebend gewesen.

Neben Schmierereien mit Hakenkreuzen oder eindeutigen Schriftzügen dokumentiert die Ausstellung auch eine besonders subtile Form von Rassismus. Als ein dunkelhäutiger Student nach dem Einkaufen zu seinem Fahrrad zurückkehrte, fand er ein Stück Kohle auf dem Gepäckträger. Auch dies wurde fotografisch festgehalten. Das Projekt ist Teil der Initiative „Demokratie stärken in Moers“. Sie setzt sich mit extremistischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinander. Der Arbeitskreis besteht aus Vertretern des Kinder- und Jugendbüros, der Volkshochschule Moers, des Jugendkulturzentrums Bollwerk 107 und des Jungen Schlosstheaters Moers. Er organisiert und begleitet zahlreiche Aktionen.

Für die Schüler ist ihr Projekt noch lange nicht beendet. „Wir haben noch mehr Platz für Schande. Die Ausstellung ist so gestaltet, dass sie erweitert werden kann“, erläutert Mark Bochnig-Mathieu vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt. Dazu hoffen die Geschwister-Scholl-Gesamtschüler weiterhin auf die Beteiligung der Mitbürger. Fotos von rassistischen Schmierereien können weiterhin an die E-Mail-Adresse moerser-signal@moers.de geschickt werden. „Die Wand könnte dadurch weiter wachsen“, sagt Schülerin Laura Ruiz Moreno.

Über eine Anfrage an die Stadt Moers und an die Schüler soll die Wand später, nach der Ausstellung, auch gemietet werden können – damit ihre Auffassung von Courage weiter getragen wird.

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