Gymnasium in Moers Schüler entwickeln "Sonnensystem to go“

Moers · Durch die Zusammenarbeit mit der amerikanischen IT-Firma PTC hat das Gymnasium Filder Benden als eine der ersten Schulen in Deutschland komplexe AR-Projekte (Augmented Reality) umsetzen können.

 Die Fotomontage soll verdeutlichen, was man mithilfe des Programms zu sehen bekommen kann.

Die Fotomontage soll verdeutlichen, was man mithilfe des Programms zu sehen bekommen kann.

Foto: Marc Lachmann

Was macht man, wenn eine neue Computertechnologie im Unterricht erprobt werden soll und der Lehrer kein Projektthema vorgibt? Man entwickelt ein Programm, das unser Sonnensystem an einem beliebigen Ort darstellen kann, samt seiner Umlaufbahnen, drehender Monde und Erklärvideos. Das haben Schüler eines Projektkursen am Gymnasium Filder Benden gemacht.

Wie genau diese erweiterte Realität (englisch: Augmented Reality) funktioniert, erklärt Oberstufenschüler Steve Sandhoop: „Die Kamera des Smartphones filmt zum Beispiel den Klassenraum, in dem man sich befindet und projeziert das Planetensystem in dieses Bild hinein. Dadurch hat man den Eindruck, dass das Sonnensystem sich innerhalb des Klassenraums befindet.“

 Schüler Steve Sandhoop mit der Hololense, einer Brille, in die Bilder hineinprojiziert werden können.

Schüler Steve Sandhoop mit der Hololense, einer Brille, in die Bilder hineinprojiziert werden können.

Foto: Marc Lachmann

Das Besondere an der Software ist, dass man sich nun im Raum bewegen kann, um die virtuellen Objekte von allen Seiten zu begutachten. „Noch anschaulicher geht es kaum“, ist sich Stevens Bruder Marvin Sandhoop sicher. „Pluto ist nur eine Fingerspitze entfernt.“

Mit Hilfe des Programms bekommt man einen hervorragenden Eindruck davon, wo sich welche Planeten befinden, wie groß sie sind, wie weit voneinander entfernt und wie ihre Umlaufbahnen verlaufen. Die Nutzer des kostenlosen Programms können auch weit entfernte Planeten, wie zum Beispiel Pluto, aus der Nähe betrachten, sich in die Umlaufbahnen des Uranus stellen oder das Innere der Planeten erkunden. Zur Darstellung benötigt man nur eine kostenlose Software, ein Smartphone oder Tablet und den Zugang zum Internet.

Die Informationen zu ihrem Programm haben die beiden Elftklässler, die sich für Astronomie interessieren, von den Wissenschaftscomputern der bekannten Weltraum-Institute NASA und ESA. Aufgrund ihres Expertenwissens im Bereich der Computeranimation konnten sie die Planeten den realen Vorbildern nachbauen. „Auf der Grundlage der Weltraumteleskop-Fotos wurden diese am Computer modelliert und animiert, so dass ein sehr realistischer Eindruck entsteht“, berichtet Lehrer Marc Lachmann.

Die beiden Brüder haben aber nicht als einzige Schüler des Kurses tolle Ergebnisse produziert. Neben einer Anleitung für die Bedienung eines 3D-Druckers wurden im Projektkurs ein virtuelles Piano-Programm entwickelt sowie ein Programm zum Erfahren der Sicherheitsregeln im Schülerlabor FabLab.

Augmented Reality kennt man vor allem von dem Spiel Pokemon-Go oder dem Head-Up-Display moderner Autos, auf deren Windschutzscheibe Navigationshinweise eingeblendet werden.

„Dass Schülerinnen und Schüler selbst solche erweiterten Realitäten erstellen, ist bislang noch ungewöhnlich. Die amerikanische Software-Firma PTC mit Sitz in Ratingen hat es uns ermöglicht, ihre AR-Software zu nutzen“, sagt Lehrer Marc Lachmann. Eine CAD-Software zum Konstruieren von 3D-Modellen nutzt das Gymnasium in den Filder Benden schon eine ganze Weile erfolgreich. „Erst im letzten Jahr haben wir dann unsere Aufmerksamkeit in Richtung Augmented Reality erweitert. Auch hier konnte uns PTC ein tolles Produkt zur Verfügung stellen.“ Lachmann ist sicher: Virtuelle und Augmented Reality werden in den nächsten Jahren weiter Einzug in den Alltag halten. Firmen wie Facebook, Apple, aber auch PTC bauen diese „Welten“ systematisch aus. „Es ist daher wichtig, die Grundprinzipien dahinter zu verstehen, um die Vor- und Nachteile bewerten zu können.“

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