Moers Moers schrumpft

Moers · In den nächsten 15 Jahren fällt die Zahl der Einwohner auf rund 100 000. Damit ist der Status einer Großstadt mittelfristig in Gefahr. Die Planer rechnen trotz rückläufiger Bevölkerung mit steigenden Wohnflächen.

Egal, ob in den Stadtplanungsterminen der einzelnen Stadtteile oder in Gremien wie dem Nachhaltigkeitsbeirat — die demografische Entwicklung in Moers ist überall ein Thema. Auch wenn Statistiken die meisten eher langweilen, bergen die Zahlen durchaus Zündstoff. Im Jahr 2004 war die Spitze der Moerser Einwohnerzahlen erreicht: Vor sechs Jahren lebten 110 116 Menschen in der Stadt. Seitdem sinkt die Zahl der Einwohner beständig.

Seit 2004 geht es bergab

Nun gibt es vom Land, von Regionalverband Ruhr und von der Stadt verschiedene Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 2025. Zu diesem Zeitpunkt soll Moers eine Einwohnerzahl zwischen 97 940 und 105 487 haben. Es ist demnach durchaus möglich, dass Moers seinen Status als Großstadt verliert. Das bedeutet, dass es weniger Zuschüsse vom Land zu erwarten hätte, aber auch weniger Aufgaben vorhalten und an den Kreis abgeben könnte.

Die nüchternen Zahlen werden gerne mit dem Satz "Wir werden weniger, älter und bunter" kommentiert, manchmal heißt es auch weniger, älter und ärmer. Für die Stadtplanung heißt das aber nicht, das ganze Straßenzüge leer stehen, Mietskasernen abgerissen und Viertel neu strukturiert werden könnten. Im Gegenteil: Sowohl bei den Gewerbeflächen als auch bei den Wohnflächen wird mit Zuwächsen gerechnet.

Der Bedarf an Wohnflächen soll laut Stadt bis 2025 um 30 Hektar wachsen. Erklärt wird der Widerspruch zwischen einer schrumpfenden Bevölkerung und wachsendem Wohnraum mit einem geänderten Wohnverhalten. Rechnete man in den 1950er Jahren noch mit 15 Quadratmetern pro Person, so gehe man heute von einem Wert von 35 Quadratmetern aus. Brauchten früher Familien mehr Wohnraum, sind die heutigen Mieter oft alleinstehend.

Kritiker der Statistiken argumentieren mit Unwägbarkeiten. Wenn etwa die heute überwiegend älteren Bewohner am Rheinkamper Ring die Wohnungen an junge Menschen mit Kindern abgeben, stimmt die demografische Prognose im Viertel nicht mehr.

Im Sozialatlas der Stadt ist ausgewiesen, dass heute 15,41 Prozent der Moerser unter 18 Jahren sind. 2025 werden das nur noch 12,94 Prozent sein. Dagegen wächst die Gruppe der 60- bis 80-Jährigen von heute 22,11 auf 28,29, die der über 80-Jährigen von 5,11 auf 9,01 Prozent an. Je nach Viertel verläuft aber die Veränderung höchst unterschiedlich. In Vierteln mit einem hohen Migrationsanteil bleibt die Zahl der Kinder relativ stabil. In Eick dagegen sinkt die Altersgruppe bis 21 Jahren von 16,8 auf 12,4 Prozent, in Kapellen von 21,2 auf 12,8 Prozent. Auf der anderen Seite wächst die Gruppe der Einwohner über 55 Jahren in Kapellen von 32,4 auf 50,1 Prozent, in Eick von 39,7 auf 52,4 Prozent.

(RP)
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