Dutzende Straftaten Polizei sprengt kriminelle Jugendbande

Moers · Eine fast 30-köpfige Gruppe von Intensivtätern im Alter von 13 bis 17 Jahren ist in Moers dutzende Male straffällig geworden und hat viele Bürger verängstigt. In Zusammenarbeit haben die Behörden das Problem in den Griff bekommen.

 Ein Taschendiebstahl (Symbolfoto).

Ein Taschendiebstahl (Symbolfoto).

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Monatelang haben sie die Innenstadt unsicher gemacht, sind beinahe im Tagesrhythmus straffällig geworden: Eine knapp 30-köpfige Gruppe jugendlicher Intensivtäter hat mehr als ein Jahr lang in Moers Eigentumsdelikte, Körperverletzungen und Diebstähle verübt und ist durch Drogenkonsum aufgefallen. Das hat Wilfried Karden, Leiter des Moerser Kriminalkommissariats, gegenüber unserer Redaktion bestätigt. Nach monatelanger behördenübergreifender Arbeit hält er nun fest: „Wir haben diese Gruppe aufgebrochen, sie gesprengt.“

Bis es dazu kam, war für die Beamten viel Arbeit nötig. „Wir haben im vergangenen Jahr festgestellt, dass bei den Jugenddelikten immer wieder die gleichen Namen bei uns auf dem Schreibtisch landen“, sagt Karden. Das habe ihn und seine Kollegen stutzig gemacht. Alle Einheiten seien auf die Jugendlichen aufmerksam gemacht worden: „Wir haben ganz klar gesagt: ,Wenn eine Meldung reinkommt, sofort rausfahren und die Personen identifizieren, die beteiligt sind‘“. So hätte sich herausgestellt, dass die Jugendlichen, die immer wieder Straftaten verübten, einer enorm großen Gruppe angehören.

Die Bande soll aus knapp 30 Mitgliedern im Alter von 13 bis 17 Jahren bestanden haben, sowohl Jungen als auch Mädchen. Fast ausschließlich seien die Jugendlichen Deutsche gewesen. „Sinngemäß war von Schmitz über Müller und Meier bei den Namen alles dabei“, sagt Karden – und legt wert darauf, dass keiner der Täter tatsächlich diese Nachnamen trug. Das Umfeld der Jugendlichen sei unterschiedlich gewesen: „Dabei sind Gymnasiasten und Schulabbrecher.“ Aufgehalten hätten sie sich vornehmlich in der Innenstadt rund um die Einkaufsstraßen und im Schlosspark. Dort sei es immer wieder zu Vorfällen gekommen. „Die haben Leute abgezockt und sich teils wirklich erhebliche Delikte geleistet“, sagt Jugendamtsleiterin Vera Breuer.

Regelmäßig musste die Polizei wegen Körperverletzung ausrücken. Immer wieder sei bei den Jugendlichen auch Cannabis gefunden worden. „Wir sprechen hier von Intensivtätern, von denen sich bei manchen mehr als 35 Auffälligkeiten in einem halben Jahr angehäuft haben“, sagt Karden. In der Akte eines Beteiligten hätten sich gar knapp 60 Straftaten angesammelt. Karden: „Und das sind nur die, von denen wir wissen.“ Die Bürger hätten sich zunehmend unsicher gefühlt. „Uns haben sogar Ladenbesitzer gesagt, dass sie ernsthaft darüber nachdenken, sich einen neuen Standort zu suchen.“ Konsequenzen hätten die Straftäter in diesem Zeitraum nur wenige gehabt. „Bis solche Fälle vor Gericht gehen, dauert es viel zu lange“, sagt Vera Breuer. „Wenn die Jugendlichen merken, dass sie Scheiße bauen können, aber es passiert ihnen lange nichts, dann machen sie weiter.“

Grund genug für die Polizei, einen „runden Tisch“ ins Leben zu rufen, bei dem im November auch Vertreter von Jugendamt und Staatsanwaltschaft und Amtsgericht dabei waren. „Dort haben wir das ganze Ausmaß der Situation erst begriffen“, meint Karden. Gemeinsam sei ein Konzept beschlossen worden, um der Bande Herr zu werden – und zwar mit voller Härte. „Wir haben dann über zwei, drei Monate intensiv Aktionen durchgeführt und das Gespräch mit den Familien gesucht“, sagt Karden. Dort sei die Wortwahl nicht gerade zimperlich gewesen, auch die Eltern hätten mit zur Wache gemusst. „Wir sind deutlich geworden“, meint der Kommissar. Gerade die Eltern seien oft aus allen Wolken gefallen: „Die waren teilweise wirklich konsterniert, als wir ihnen gesagt haben, was ihre kleinen Heiligen alles verbrochen haben.“

Das habe gewirkt. Die Gruppe sei, laut Karden, „ziemlich schnell abgeschmolzen“, als die Jugendlichen bemerkten, dass Polizei und Ordnungsamt durchgreifen. Mittlerweile seien es nur noch drei Jungen und zwei Mädchen, die in jüngster Zeit auffällig geworden seien. „Bei den meisten haben wir schnell gemerkt, dass ein Umdenken eingesetzt hat“, sagt der Polizist.

Er sieht stolz aus, wenn er erzählt: „Ich glaube, dass die meisten sich wirklich vom kriminellen Weg verabschiedet haben. Das festzustellen, habe ich genossen.“

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