Open Library in Moers Die Bibliothek wird bald ganz kuschelig

Moers · Die Stadt möchte die Öffnungszeiten auf den Sonntag und in den Abend ausdehnen. Der Betrieb soll dann ohne Personal erfolgen.

 Künftig können Bücherfreunde die ruhige, anregende Atmosphäre der Bücherei bis in den Abend hinein genießen.

Künftig können Bücherfreunde die ruhige, anregende Atmosphäre der Bücherei bis in den Abend hinein genießen.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Der „Dritte Ort“, so nennen Soziologen einen Platz neben dem Zuhause und der Arbeit oder Schule, an dem Menschen sich treffen, miteinander reden, Zeit verbringen, sich wohlfühlen. Der dritte Ort kann ein Café sein, ein Einkaufszentrum, ein Vereinsheim, was auch immer. Jeder kann das für sich entscheiden. Für viele ist die Stadtbücherei ein solcher dritter Ort, und das soll sie in Zukunft noch mehr sein als bisher. „Wir arbeiten schon länger daran“, sagt Stadtsprecher Klaus Janczyk. Ein Schritt dazu ist die Erweiterung der Öffnungszeiten am Abend und am Wochenende. Doch was so einfach klingt, braucht viele Vorbereitungen. Denn in den zusätzlichen Öffnungszeiten wird der Bibliotheksbetrieb ohne Personal ablaufen. „Open Library“, offene Bibliothek, nennt sich das Konzept. Es stammt aus Dänemark, in Deutschland wurde es erstmals 2014 in einer Bücherei in Hamburg erprobt. In Moers wird es, wenn alles gut läuft, im nächsten Jahr eingeführt.

Die Bücherei im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum ist zurzeit dienstags bis freitags von 10.30 bis 18.30 Uhr und samstags von 10.30 bis 13.30 Uhr geöffnet. Geplant sind zusätzliche, „personallose“ Öffnungen dienstags bis freitags von 18.30 bis 22 Uhr, samstags von 13 bis 22 Uhr und sogar sonntags von 10.30 bis 22 Uhr. Eine Voraussetzung für die Open Library ist, dass Nutzer Medien, die sie ausleihen wollen oder zurückbringen, selbst ins Büchereisystem buchen können – das ist in der Moerser Bücherei bereits seit längerer Zeit möglich. Was noch fehlt, sind Vorkehrungen, die der Sicherheit sowie dem Schutz vor Vandalismus dienen. So wird der Zutritt zur Open Library nur Inhabern eines Bücherei-Ausweises gestattet, sie müssen sich mit ihrem Ausweis an einem speziellen Zugang registrieren. Geplant ist ebenfalls, den Zutritt Ausweis-Inhabern im Alter ab 16 Jahren zu gestatten, Kinder und jüngere Jugendliche dürfen die Open Library nur in Begleitung eines Erwachsenen betreten. Eine weitere Einschränkung: „Nicht alle Medien können ausgeliehen werden“, erläutert Klaus Janczyk. Das gilt zum Beispiel für Gesellschaftsspiele und Bilder aus der Artothek.

Wer die Open Library nutzt, wird sich zudem damit arrangieren müssen, dass ihn Überwachungskameras im Blick haben. Wo genau sie angebracht werden und wie mit den Aufzeichnungen umgegangen wird, müsse mit dem Datenschutzbeauftragten der Stadt abgeklärt werden, sagt Janczyk. „Er wird auch den Datenschutzbeauftragten des Landes hinzuziehen.“ Das Abschließen der Räume am Abend wird ein Sicherheitsdienst übernehmen. Ansonsten setzen die Planer auf „soziale Kontrolle“ durch die Nutzer der Open Library. „Es gibt keine negativen Erfahrungen aus Bibliotheken, in denen das bereits läuft“, sagt der Stadtsprecher.

Insgesamt 142.000 Euro will die Stadt für die Installation der Open Library ausgeben, gut die Hälfte des Geldes wird voraussichtlich das Land aus seiner Bibliotheksförderung zuschießen. Zu erwarten ist darüber hinaus, dass die zusätzlichen Öffnungszeiten höhere Strom- und Heizungskosten mit sich bringen. „Das sehen wir nicht als problematisch“, sagt dazu Janczyk. Die Politik muss dazu aber noch gehört werden.

Die Open Library ist im Zusammenhang mit anderen Angeboten zu sehen, wie dem „Hacker Space“, einem offenen Treff für Technikinteressenten im „Wohnzimmer“ der VHS, mit denen das Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum sich noch moderner und attraktiver aufstellen will.

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