Natur in Moers Musenhof startet in zehnte Saison

MOERS · Bei Sonnenschein tauchten Kinder ins „finstere Mittelalter“ ein, wie jetzt jedes Wochenende bis Ende Oktober. Eine Geburtstagsfeier soll es erst im nächsten Jahr geben.

 Kinder bei Ingrid Ven, die normalerweise Führungen im Krefelder Zoo macht. Sie war mit verschiedenen und seltenen Krabbeltieren bei der Eröffnung des Musengartens zu Gast.

Kinder bei Ingrid Ven, die normalerweise Führungen im Krefelder Zoo macht. Sie war mit verschiedenen und seltenen Krabbeltieren bei der Eröffnung des Musengartens zu Gast.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Der Musenhof war das erste große Projekt von Diana Finkele, ihr Herzensprojekt, wie sie sagt, bevor mit dem Schloss und dessen Restauration ihr zweites hinzukam. 2010 eröffnete die Leiterin des Museums im Moerser Schloss die erste Saison im Grafschafter Musenhof – am Sonntag folgte bereits die zehnte. „Den Geburtstag wollen wir erst im nächsten Jahr feiern“, blickte Finkele nach vorn.

Von 2006 bis 2007 stand östlich des Moerser Schlosses bereits ein kleiner Musenhof. „Wir wollten Kinder an die Geschichte und das Leben im Mittelalter heranführen“, berichtete die Museumsleiterin, die 2002 in die Grafenstadt gekommen war. „Der Musenhof ist eine Spiel- und Lernstadt. Die Häuser sind nicht als Original aufgebaut, sondern idealtypisch in der Größe der Kinder.“

Mit dem Projekt Grafschafter Musenhof gewann Moers 2008 den Förderpreis des Wettbewerbs „Standort Innenstadt Nordrhein-Westfalen“, weil der Musenhof in dieser Form einmalig für das Bundesland ist. Das hing auch mit dem Konzept zusammen, mit dem Musenhof den Einkaufsstandort Moers zu stärken, vor allem weil es dort an Samstagen kostenlose Betreuungszeiten für Kinder gab – und die es heute noch gibt (siehe Info). „Die Eltern gehen einkaufen, während die Kinder spielerisch lernen und etwas über die Geschichte erfahren“, erläuterte die Museumsleiterin.

Weil die Grafenstadt den Wettbewerb gewann, erhielt sie eine Förderung des Landes, mit der sie den heutigen Musenhof aufbauen konnte. Seit dem Frühjahr 2010 können Kinder dort in das Leben des späten Mittelalters eintauchen, das doch nicht so finster war, wie manchmal behauptet wird. Bis zum „Rübengeistertag“ am 31. Oktober, mit dem im Musenhof die Winterruhe einkehrt, lautet das Thema „Familie und Kinder im Mittelalter“. „Das aktuelle Thema des Museums, 100 Jahre Frauenwahlrecht, lässt sich nicht anders übertragen“, sagte Diana Finkele. „Im Mittelalter hatten Frauen nur wenig Rechte.“

Zur Eröffnung konnten die Sechs- bis Zwölfjährigen, auf die das Konzept des Musenhofes zugeschnitten ist, auch wenn jüngere oder ältere Kinder kommen können, zum Beispiel selbst kleine Läufer weben. Sie konnten aus offenen Eisenringen ein Kettenhemd zusammensetzen. Sie konnten in einem „Kaufhaus“, wie im Mittelalter Fleischverkaufsstellen in Moers hießen, einkaufen. Sie konnten sich gruseln, wenn sie in den Kerker im Stadtturm blickten. Oder sie konnten mitfiebern, wenn Ritter der Freien Rheinischen Rotte mit Schild und Schwert kämpften.

„Meistens sind die Kinder in die Arbeit eingebunden“, erzählte Volontärin Lisa Merschformann am kleinen Webstuhl. „Das macht ihnen Spaß.“ Insgesamt waren am Samstag zehn Helfer ehrenamtlich im Einsatz. „Wir haben einen Stamm von 20 Ehrenamtlichen, die sich abwechseln“, sagte Diana Finkele. „Ohne sie wäre es nicht möglich, den Grafschafter Musenhof zu öffnen.“

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