Kinder-Modenschau Models in spé präsentieren die Herbsttrends

Moers · Die Kinderabteilung des Modehauses Braun verwandelte sich am Samstag zum neunten Mal in einen Laufsteg: Nachwuchsmodels zeigten warme Outfits für den Herbst. Die Zuschauer feierten einen Abschied und einen Neubeginn.

 Im Modehaus Braun wurden bei Kindermodenschau die Gänge des Traditionshauses in Moers zum Laufsteg. Begeistert präsentierten die jungen Modells die Farben und Schnitte der kommenden Saison.

Im Modehaus Braun wurden bei Kindermodenschau die Gänge des Traditionshauses in Moers zum Laufsteg. Begeistert präsentierten die jungen Modells die Farben und Schnitte der kommenden Saison.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Till Ehrhardt (9) steckt die Hände in die Taschen seines blauen Kapuzenpullis und stellt sich aufrecht hin, lässt seinen Blick über das Publikum schweifen. Dass er heute auf dem Laufsteg des Modehauses Braun steht, ist für ihn nicht selbstverständlich – obwohl er das Modelbusiness kennt, seitdem er drei Jahre alt ist. Bei der Kindermodenschau präsentierte er jedes Jahr warme Pullover, Steppjacken oder Schnürboots. Bis 2017. Da änderte sich alles für ihn.

Der Grund: Eine Diagnose. Krebs. Till begann eine Chemotherapie, war geschwächt, sollte Orte, an denen viele Menschen aufeinandertreffen, lieber meiden. Man unterrichtete ihn zu Hause. An die Modenschau war nicht mehr zu denken. Seine Mutter Jennifer Ehrhardt laufen Tränen über die Wangen, wenn sie an diese Zeit zurückdenkt: „Leider hat Till die andere, dunkle Seite des Lebens kennenlernen müssen“, sagt sie. Doch das habe ihren Sohn stärker gemacht. Früher sei er vor den Modenschauen sehr aufgeregt und ein bisschen ängstlich gewesen. Till erinnert sich sogar daran, einmal geweint zu haben. Heute ist das anders. „Ich freue mich einfach, mitmachen zu können“, sagt der Neunjährige. Er genieße die Aufmerksamkeit und das Rampenlicht, stellt seine Mutter fest. Sie ist stolz auf ihn – vor allem darauf, dass er sich immer wieder neuen Herausforderungen stellt. Erst seit kurzem besucht er wieder die Schule.  Und – in diesem Jahr musste sich Ehrhardt nicht mit seinen Ärzten absprechen, damit er am Event im Modehaus teilnehmen kann. Till kann sein Leben wieder selbst gestalten.

Für ihn ist diese neunte Modenschau ein neuer Anfang, für Organisatorin Iris Schmidt läutet sie das Ende ihrer beruflichen Laufbahn ein. Die Verkäuferin arbeitet am 30. November zum letzten Mal in der Kinderabteilung – nach 26 Jahren bei Braun geht sie in den Ruhestand. Schmidt hat die Modenschau ins Leben gerufen und Jahr für Jahr die Herbsttrends analysiert, Kinder, Enkel, Nichten und Neffen der Mitarbeiter als Models rekrutiert und für sie individuelle Outfits abgestimmt. Mit ihrer Kollegin Gabriele Przezbor, Leiterin der Kindermodenabteilung, und hat sie sich für diesen Samstag auf senffarbene Pullover, Steppjacken mit Pelzbesatz, Jeans mit Waschungen, olivgrüne Cargohosen, Jogpants und Logoprint-Kapuzenshirts geeinigt. Die großen Mädchen tragen Röcke mit Karomuster, Leopardenprint und Teddyjacken, die kleinen Mädchen Zauberpailletten, Tüll, Glitzer und Thermoleggings. Wie im vergangenen Jahr imitiert die Kindermode teilweise den Stil der Erwachsenen – vor allem bei den Jungen. „Die mögen es, wenn der Markenname vorne groß auf dem Pulli steht oder die Jeans verwaschen ist“, sagt Przezbor.

Till jedenfalls gefällt sein blauer Kapuzenpulli mit dem Markennamen in weißer Schrift. „Der ist richtig kuschelig“, sagt er zu seiner Mutter. Mit ihr und den anderen Kindern überreicht er Schmidt eine Collage mit Fotos von allen Nachwuchsmodels. Manche sind schon so groß, dass sie aus der Kindermode herausgewachsen sind. Doch Schmidt erinnert sich an alle ihre Schützlinge. Falls sie eine Anfrage bekommt, wird sie die Modenschau auch im kommenden Jahr organisieren. Und Till wird mitlaufen – das hat er sich fest vorgenommen.

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