Moers Auf der Suche nach mehr Selbstständigkeit

Juliane Klimt und Andreas Holtwick wollen eine Wohngemeinschaft gründen und suchen Mitbewohner.

 Juliane Klimt und Andreas Holtwick suchen Mitbewohner für eine WG.

Juliane Klimt und Andreas Holtwick suchen Mitbewohner für eine WG.

Foto: Wilfried Holtwick

Eigentlich ist es nichts Außergewöhnliches, was sich Juliane Klimt und Andreas Holtwick wünschen: Aus dem Elternhaus ausziehen, eine WG gründen – selbstständig sein. Es soll eine Wohngemeinschaft mit vier Personen werden, vielleicht auch mit sechs. Für die beiden Moerser wäre das ein ganz großer Schritt.

Klimt ist 31 Jahre alt, Holtwick 37. Und beide sind schwerbehindert, zu 100 Prozent. Unabhängig voneinander hatten beide einen schweren Autounfall. Beide lagen im Wachkoma und haben dabei schwere Hirnschäden davongetragen. Bei Holtwick ist das mittlerweile 15 Jahre her, bei Klimt zwölf. Trotzdem wollen beide ein Leben leben, das so normal wie möglich ist. Der Gedanke, von den Eltern weg zu ziehen, kam dabei erstmals vor zwei Jahren auf. Geäußert haben den Wunsch die beiden Kinder. Ihre Eltern helfen bei der Wohnungssuche. „Wir möchten gerne zusammen in eine WG ziehen, in der wir möglichst selbstbestimmt unsere Zeit gestalten können“, sagen sie.

Vor ihren Unfällen kannten sich Holtwick und Klimt nicht. Nach Klimts Unfall, 2006, konnten ihre Eltern Gabi und Hans-Peter Klimt über gemeinsame Freunde den Kontakt zu Familie Holtwick herstellen und von deren Erfahrungen profitieren. Heute sitzen sie mit ihren Kindern am Tisch und können gemeinsam lachen und Kaffee trinken. Intensive Therapien und die Stärke der Familien und ihr Glaube an Besserung haben das möglich gemacht. Holtwick kann mittlerweile sogar am Rollator laufen. Klimt sitzt zwar im Rollstuhl, übernimmt aber Aufgaben selbst und füttert zum Beispiel nach wie vor ihr Pferd. Auf ständige Betreuung sind beide trotzdem angewiesen. Die WG soll deshalb wie betreutes Wohnen funktionieren: Vier bis sechs Personen mit unterschiedlichen Kompetenzen und Behinderungen, die im Rahmen ihrer Hilfe- und Betreuungspläne stundenweise einen Betreuer zur Seite gestellt bekommen. Eine Nachtwache ist eine Notwendigkeit. Klimt und Holtwick hoffen, dass jemand auf ihre Geschichte aufmerksam wird, der eventuell Leute kennt, die in ihrem Umfeld eine ähnliche Situation erlebt haben und ebenfalls Interesse zeigen, eine Wohngemeinschaft zu gründen. Theoretisch könnten sie auch zu zweit eine WG gründen. Klimt und Holtwick geht es aber auch um soziale Kontakte.

Ein großes Problem sei der Mangel an passenden Immobilien, sagen ihre Eltern. Barrierefreie Wohnungen in der gewohnten Umgebung seien kaum zu finden, heißt es. Hauptträger für behindertengerechte Wohnungen in Moers sind derzeit die Stadtbau Moers und der Landschaftsverband. Auch SeWo und KoKoBe setzen sich für das selbstbestimmte Wohnen ein.

Holtwick hofft auf „coole Leute“ , mit denen man seine Freizeit verbringen und gestalten kann. Beide Familien freuen sich über Rückmeldungen. Kontakt: wh@holtwick-kommunikation.de

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