Anekdoten aus dem Second-Hand-Geschäft Diese witzigen Geschichten sind im Mandragora in Moers passiert
Autobahnbrücke
„Kundinnen sind sehr individuell. Jene zum Beispiel, die ihr Geld stets im BH bei sich trägt und beim Bezahlen naturgemäß feuchte, warme, leicht gebogene Scheine hervorzaubert. Als Leiterin in gehobener Positition hat sie es schon einmal eilig und schafft es auf ihrem Heimweg nicht von der Autobahn zu uns ins Geschäft. Und ich finde es ganz selbstverständlich, ihr entgegenzufahren, um die gewünschte Chanel-Tasche zu übergeben. Gut, es war dann dunkel und ja, es regnete, sodass nur der Platz unter der Autobahnbrücke Kreuz Moers mit eingeschaltetem Scheinwerfer für die Übergabe blieb. Mit feuchten, warmen, leicht gebogenen Scheinen.“
PPADA
„Es gab diese Tasche. Sie war aus puderfarbenem Schlangenleder. Sie war von Prada. Sie kam von einer langjährigen Kundin und Lieferantin. Sie hatte auch die passende Rechnung (selbst bei Prada auf der Kö gekauft), dabei. Ich fotografierte sie für unsere Homepage, auch das Label in Nahaufnahme, natürlich. Eine gute Kundin kaufte sie, nach gewissenhaftem Begutachten, natürlich. Aber es war ihre Haushaltshilfe, Frau H., die feststellte, dass Prada nicht Prada hieß, sondern „Pprada“. Allen Ernstes, und an jeder Endkontrolle, meinen und sonstigen Aufen vorbei, prangte der Schriftzug in wunderbarer Unvollkommenheit mit zwei Mal P statt R. Also alles Retour: Tasche an mich. Tasche an Lieferantin. Tasche an Prada zurück. Dort wurde das gute Stück umgehend mit korrektem Label ausgestattet und wieder retourniert. Die verschnupfte Lieferantin – mit einer Entschuldigungs-Champagner-Falsche ausgestattet – klagte an: „Die haben bei Prada über mich gelacht...“ Ich finde wir sollten alle mehr lachen.“
Größe M
Kundin stöbert interessiert im Laden und findet ein schönes Oberteil: „Welche Größe hat diese Bluse?“ Ich (Anm. d. Red: Susanne Wewers): „Größe M.“ Kundin: „Ja, das ist meine Größe. Ich probiere sie mal an.“ Ich frage vorsichtig: „Welche Größe brauchen Sie denn sonst so?“ Kundin: Größe 44. Das ist bei uns M.“ Ich: „Wo denn?“ Kundin: „Na, bei uns. In Bochum ist das Größe M.“
Buxe
„Neben meinen zwei wunderbaren langjährigen Mitarbeiterinnen Tina Moncada und Gaby Spieß haben mich im Laufe der 20 Jahre viele verschiedenen Helferinnen begleitet. Die französische Mitarbeiterin mit ihrem eleganten Akzent, welcher ein bestimmtes deutsches Wort für „Hose“ nicht geläufig war: Sie übernahm dann einfach mein für den internen Gebrauch aufgeschriebenes Wort und schrieb auf den Kassenzettel für ein feines Spitzenhöschen: 1 Buxe Prada.“
Zwei Frauen
„Zwei Frauen gehen draußen vorbei... Man kann hören, wie die eine zur anderen sagt: „Da brauchst du gar nicht reingehen, die haben nix Normales, nix Normales“. Irgendwie ein Kompliment.“
Swiffer
„Da wir ja nachhaltig sein wollen und unnötige Verpackung beim Versenden vermeiden, hat sich bei uns folgendes System durchgesetzt. Unsere gehorteten (gebrauchten) Kartons werden in Kategorie hübsch und Kategorie funktionell unterschieden. Die Ware für eine private Bestellerin kommt natürlich in einen „hübschen“ Karton und wird extra liebevoll in (gebrauchtes) Seidenpapier verpackt. Die Ware, die zu einem Internet-Anbieter wie etwa Rebelle geht, kommt in einen „funktionellen“ Karton, da sie vor Ort ja sowieso wieer umgepackt wird. Aber manchmal ist man ja in Gedanken und Gaby Spieß konnte mich gerade noch davon abhalten die teure Gucci-Tasche in einen Swiffer-Karton zu stecken.“
Männer
„Männer sind wichtig. Aber man sollte das Ganze nicht überbewerten...“
O-Ton von Kundin Margo – nicht weiter beschrieben.
Blazer
„Kundin kommt in den Laden und fragt: „Haben Sie meinen Blazer nicht verkauft?“ Tina Moncada hinter der Theke runzelt die Stirn und fragt: „Welchen Blazer?“ Kundin: „Na, der, der da draußen hängt.“ Tina Moncada: „Äh, nein, wenn er da hängt, dann haben wir ihn wohl nicht verkauft.“
Frau am Telefon
„Hallo, sind Sie ein Second-Hand?“ „Ja, richtig. Ein Geschäft für hochwertige Designer Second-Hand-Ware.“ „Ohh, achso, also alles nur teures Zeug. Danke, dann lieber nicht. Tschüss.“
Anmerkung: „Unklar blieb, ob sie kaufen oder verkaufen wollte.“
Kälteresistent
„Und dann war da noch die zierliche Asiatin, die eine Lammfelljacke anprobierte und fragte: Bis wie viel Grad ist die denn kälteresistent?“