Kirche in Moers Leere Krippe in St. Martinus – Initiatorinnen ziehen Resumée

Die Idee  war provokant, aber das sollte sie auch sein: eine leere Krippe, nur bestückt mit der Überschrift des Themas am Adventssonntag. Als Andrea Dieren und Claudia Fritsch, beide Mitglied im Sachausschuss Liturgie der katholischen Kirche St. Martinus in Repelen, die Idee der diesjährigen Krippengestaltung entwickelten, war von Anfang an klar, dass dieses Vorhaben auch Fragen in der Gemeinde auslösen würde.

Moers: Leere Krippe in St. Martinus – Initiatorinnen ziehen Resumée.
Foto: Andrea Dieren

„Die Krippenlandschaft sollte in diesem Jahr fort von der heilen Adventswelt, in der sich das Leben so angenehm wohlig anfühlt“, sagen die Initiatorinnen, die jetzt ein Resumée ziehen. Aufrütteln, Nachdenken, aktuelle Themen aufgreifen, die die katholische Kirche derzeit so stark beschäftigen – das sei das Ansinnen bei der Krippengestaltung gewesen, betonen die Frauen. Dafür habe es zustimmende Äußerungen, aber auch kritische und nachdenklich stimmende Fragen gegeben, sagen Dieren und Fritsch. „Eine Gottesdienstbesucherin fand diese Krippe ,gar nicht weihnachtlich’“.

Die besondere Gestaltung erklären die Frauen mit Auszügen aus den Predigten von Pastor Heinrich Bösing:

„Von großen Umbrüchen sind auch die uns so lieb gewordenen Traditionen in der Kirche betroffen. Wir müssen uns fragen: Welchen Stellenwert haben eigentlich unsere kirchlichen Traditionen noch, welchen Stellenwert hat für uns heute noch der Advent?“

(...) „Kein anderes Problem prägt heute das Kirchenbild in der Öffentlichkeit so sehr, wie der Missbrauchsskandal der letzten Jahre. Die Kirche hat sehr viel an Glaubwürdigkeit verloren. Ein Kirchenhistoriker aus Münster wagt sogar die Behauptung: Das Problem des Missbrauchs in der Kirche ist in seiner Schwere mit der Kirchenspaltung im Mittelalter zu vergleichen.“

(...) „Vor ein, zwei Generationen war es überhaupt nicht denkbar, dass es neben der klassischen Familienform noch andere Formen geben könnte. Unverheiratete Elternpaare, gleichgeschlechtliche Elternpaare, Patch-Work-Familien, eine stetig anwachsende Zahl alleinerziehender Mütter oder Väter. Unser Familienbild hat sich rasant verändert. (...) Vielleicht haben wir verlernt, dass wir Weihnachten nicht machen können. An Weihnachten macht Gott etwas mit uns. Vielleicht haben wir den Blick dafür verloren, dass das größte Geschenk von ihm kommt: Er schenkt uns seinen Sohn, der Himmel und Erde neu miteinander verbindet und für uns zum Grund einer unbezwingbaren Hoffnung wird. Das feiern wir Weihnachten, nicht uns selbst. Wir dürfen zur Krippe werden, in die göttliches geschenktes Leben hineingelegt wird, wie einfach und schlicht die Krippe unseres Lebens auch immer aussehen mag.“

Zusammenfassend bleibe am Ende der Adventszeit die große Hoffnung, dass sich viele der Gottesdienstbesucher mit diesen Umbruch-Fragen auseinandergesetzt haben, sagen Dieren und Fritsch. „Das wäre wirklich ein großes Geschenk!“

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