Karneval in der Grafschaft Moers Bea I. spielt Saxophon und Manni I. tanzt

Moers/Neukirchen-Vluyn · „Die Grafschaft singt und lacht“ heißt das Motto der neuen KGK-Majestäten. Im Kulturzentrum Rheinkamp wurden Manfred Oestreich und Beate Timpen als Prinzenpaar proklamiert. Und auch andernorts war karnevalstechnisch einiges los.

 Bea I. spielte bei der Proklamation zusammen mit ihrem Saxophonlehrer Thorsten König Karnevalslieder. Im Hintergrund (Mitte): Prinz Manni I.

Bea I. spielte bei der Proklamation zusammen mit ihrem Saxophonlehrer Thorsten König Karnevalslieder. Im Hintergrund (Mitte): Prinz Manni I.

Foto: Norbert Prümen

Manfred Oestreich und Beate Timpen sind seit Mai 2021 von Sommerfest zu Sommerfest gereist, um sich mit Gefolge als zukünftiges Prinzenpaar des Kulturausschusses Grafschafter Karneval vorzustellen. Da er zehn Tage vor Rosenmontag 1961 geboren wurde, sei er schon als kleines Kind vom Karneval begeistert gewesen. Sie lernte als gebürtige Ost-Berlinerin in jungen Jahren den Fasching kennen, der anders als der politische Karneval in der DDR nicht als staatfeindlich galt, bis 1989 Mauer und Eiserner Vorhang fielen. 2008 zog sie mit 41 Jahren nach Moers, um ganz dem fröhlichen Treiben zu verfallen, das die Winterdepression überwinde, wie sie sagt.

Am Samstagabend wurden die beiden Mitglieder des Garde Corps Moers im Rheinkamper Kulturzentrum als Prinzenpaar des Kulturausschusses Grafschafter Karneval proklamiert. Als Manni I. und Bea I. regieren sie jetzt die Grafschaft. Ihr Motto lautet: „Die Grafschaft singt und lacht – Manni I. und Bea I. sind an der Macht.“ Ihr Karnevalshimmel steht unter dem „Covidstern“. Der Versicherungsmakler und die Angestellte der DB Cargo gehen ein kalkuliertes Risiko ein. Auf der einen Seite sind die Jecken nach der verlorenen Session 2020/2021 so heiß auf den Karneval wie selten zuvor. Dabei fallen aber liebevolle Bützchen und enger Kontakt weg, obwohl die Narren bei Saalveranstaltungen, zum Beispiel bei der Proklamation, bereits freiwillig eine 2G-Regelung einhalten. So sorgten sie bei der Feier am Samstagabend für die beste Stimmung seit mehreren Jahren.

 Der neue Senator Jörg Thiel (dritter von links) im Kreise von Mitgliedern der KG Elfenrat Eick.

Der neue Senator Jörg Thiel (dritter von links) im Kreise von Mitgliedern der KG Elfenrat Eick.

Foto: Norbert Prümen

Auf der anderen Seite weiß niemand, wie die Inzidenz sich entwickelt, ob alle Sitzungen stattfinden können und ob das Prinzenpaar seine Session mit dem Nelkensamstagszug am 26. Februar 2022 krönen kann. „Erst einmal feiern und dann gucken, wohin die Reise geht“, beschrieb Bürgermeister Christoph Fleischhauer das Vorgehen, nachdem er dem Prinzen den Regentenstab überreicht hatte.

Zum Start dieser Reise gab Bea I. eine musikalische Einlage. Ihr Saxophonlehrer Thorsten König und sie begleiteten zwei Karnevalslieder mit Saxophon, während Manni I. mit seinem Hofstaat tanzte. „Im Februar hat sie angefangen, Saxophon zu spielen“, berichtete der Saxophonlehrer aus Neukirchen-Vluyn nach der musikalischen Einlage. „Sie hat das Spielen sehr schnell gelernt. In acht Monaten spielt sie schon so gut, als würde sie seit zwei Jahr Saxophon lernen.“

Die 480 Narren im Rheinkamper Kulturzentrum waren von der Prinzessin mit Saxophon freudig überrascht, weil die musikalische Einlage nur dem Vorstand um Kulturausschuss-Präsident Hansi Kitzhofer und dem engeren Hofstaat bekannt gewesen war.

Prinzenbegleiter und neuer Elfenrat-Senator Jörg Thiel gehört zwar dem Hofstaat offiziell nicht an, ist aber ständig an der Seite des Prinzenpaares. Der 63 Jahre alte Pressesprecher des Garde Corps Moers 2017, dem auch Prinz und Prinzessin angehören, wird Prinzenbegleiter oder Prinzenberater genannt, um ihn vom Prinzenführer zu unterscheiden, den es sonst im Hofstaat gibt.

Am Sonntag wurde er in der Mensa der Sparkasse am Niederrhein als Senator der Karnevalsgesellschaft Elfenrat Eick ernannt. Bis zum Sommer 2020 war der Sparkassenangestellte sechs Jahre lange Präsident der KG Elfenrat gewesen, um dann das Präsidentenamt an Andreas Kunze weiterzugeben. Zuvor, in der Session 2012/2013, hatte er zusammen mit Ingrid Wachtendonk das Prinzenpaar des Kulturausschusses Grafschafter Karneval gebildet.

„Was immer er tut, was es auch ist – Jörg ist ein Vollblutkarnevalist“, reimten die drei weiblichen Laudatoren: Senatssprecherin Melanie Gaidt, stellvertretende Senatssprecherin Hannelore Eilrich und Senatorin Beate Wöhler. Der Senat der KG Elfenrat besteht zu drei Vierteln aus Senatorinnen, auch wenn sie sonst im rheinischen Karneval in der Minderheit sind. „Wir erhöhen die Anzahl der Männer“, schmunzelte Hannelore Eilrich bei der Senatorenernennung. „Ganz ohne Quote und Gleichstellungsbeauftragten.“

Weiblicher Hoppeditz bei der Fidelio Weibliche Hoppeditze sind im rheinischen Karneval noch seltener als weibliche Senatoren. Das hindert Steffi Polozek nicht daran, am Freitag nach dem 11.11. in die männliche Rolle der närrischen Symbolfigur zu schlüpfen. Bei der Karnevalsgesellschaft Fidelio erwachte die Hoppedine am Freitagabend aus dem Tiefschlaf, während 100 Narren in der Gaststätte „Haus Kampmann“ jubelten.Es ging noch etwas familiärer zu als sonst beim Hoppeditzerwachen an der Ecke von Homberger Straße und Römerstraße, da nur Fidelio-Mitglieder und Verwandte eingeladen waren, die alle geimpft oder genesen waren, wenn sie erwachsen waren.

 Hoppeditzerwachen in Neukirchen, nicht in Vluyn Auch am Freitagabend erwachte der Hoppeditz in der Moerser Nachbarstadt, allerdings nicht auf dem Vluyner Platz, wie vor der verlorenen Session 2019/2020, sondern in der Festhalle des Viva Event- und Freizeitzentrums in Neukirchen. Die Rede stammte erneut aus der Feder von Kurt Best, Hoppeditz Jörg Viswat trug sie vor. „3G steht nun für gefeiert, getanzt und gelacht – damit ihr’s auch richtig macht“, deutete er die Buchstaben um.

„Auf dem Vluyner Platz hätten wir einen Zaun aufzustellen gehabt, neben anderen Sicherheitsauflagen“, berichtete Jörg Thiem, Prösident der bei der Neukirchen-Vlü-Ka-Ge Rot-Weiß. „Die Auflagen waren für uns nicht umsetzbar. So sind wir in die Viva-Halle gewechselt und haben richtig gut gefeiert.“

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