Staatsschutz ermittelt Kirchenfassade in Moers mit Schriftzügen und Symbolen beschmiert

Moers · Der angerichtete Schaden ist vermutlich immens. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Wann die Täter zuschlugen und was die viel diskutierte Nachtabschaltung mit der Tat zu tun haben könnte.

 Mit roter Farbe haben Unbekannte Schriftzüge und Symbole an die Mauern der evangelischen Kirche in Kapellen geschmiert.

Mit roter Farbe haben Unbekannte Schriftzüge und Symbole an die Mauern der evangelischen Kirche in Kapellen geschmiert.

Foto: Norbert Prümen

Die rote Schrift auf dem hellen Putz ist schon von Weitem zu erkennen. Irgendwann in der Nacht zu Montag haben Unbekannte die Fassade der evangelischen Kirche in Kapellen mit Schriftzügen und Symbolen beschmiert. Der angerichtete Schaden ist vermutlich immens. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Sebastian Hucks ist auch am Dienstag noch fassungslos.

Am Montagmorgen erhielt der Küster einen Anruf. Einer Spaziergängerin war die verunstaltete Kirchenmauer aufgefallen. Um 7.30 Uhr informierte sie die Polizei.

„Fck Freimaurer“, „Pontifex“ „Juri Stern“, „Mensch ungleich Person“: In dem, was der oder die Täter unter anderem auf dem frisch gestrichenen Kirchturm hinterlassen haben, sieht der Küster durchaus einen gezielten Angriff auf die Kirche als solche. Einen wirklichen Reim darauf machen kann er sich allerdings nicht. „Ich bin mir nicht sicher, ob die Täter überhaupt wussten, dass das hier eine evangelische Kirche ist“, sagt er.

 Ob die Schmierereien einen politischen Hintergrund haben, ist noch nicht geklärt. Der Staatsschutz ermittelt.

Ob die Schmierereien einen politischen Hintergrund haben, ist noch nicht geklärt. Der Staatsschutz ermittelt.

Foto: Norbert Prümen

Die Polizei im Kreis Wesel jedenfalls schließt einen politischen Hintergrund nicht aus und hat die Sache deshalb an den Staatsschutz übergeben. Dort heißt es, die Angelegenheit werde zur juristischen Bewertung an die Staatsanwaltschaft weiter-, ein Ermittlungsverfahren gegebenenfalls eingeleitet.

Sebastian Hucks geht davon aus, dass die Unbekannten gezielt den Schutz der Dunkelheit nutzten, um ihre vermeintlichen Botschaften an die Kirchenmauern zu kritzeln. „Gegen 22 Uhr war ich am Sonntag noch draußen an der Kirche“, sagt er. „Wer auch immer das getan hat, muss danach gekommen sein.“ Womöglich habe den Tätern auch die Tatsache in die Karten gespielt, dass die Straßenbeleuchtung in Moers nachts ausgeschaltet wird.

Seit 2014 werden die meisten der rund 10.000 Straßenlaternen im Moerser Stadtgebiet nachts – außer an Samstagen und Sonntagen – zwischen 1 und 3.30 Uhr ausgeschaltet. Allein Fußgängerüberwege und Gefahrenstellen werden weiter beleuchtet. Gegner der Maßnahme führen seit je her auch das mangelnde Sicherheitsgefühl der Bürger als Argument für eine Rückgängigmachung der Regelung an.

Ursprünglich war die Maßnahme mal als Beitrag zur Sanierung des städtischen Haushalts vorgesehen, und kurzfristig sanken die Stromkosten auch um 25 Prozent. Dass es dabei angesichts der notwendigen Umrüstungen auf moderne LED-Technik nicht bleiben würde, war allerdings klar. In dem Maße, wie die Leuchtmittel modernisiert wurden, schrumpfte auch die Einsparung.

Zu Beginn des Jahres schlug die Verwaltung deshalb vor, die Nachtabschaltung abzuschaffen und stattdessen alle bislang umgerüsteten und adaptiv steuerbaren Laternen zu dimmen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Umwelt wurde die Entscheidung im Januar erneut verschoben. SPD und Grüne sprachen sich für weitergehende Untersuchungen zum Thema „Lichtverschmutzung“ aus.

So oder so: Sebastian Hucks geht davon aus, dass die Reinigung der empfindlichen Tuffsteinfassade finanziell und tatsächlich aufwendig sein wird. „Wir warten jetzt auf die Rückmeldung einer Spezialfirma“, sagt er. Und: „Selbstverständlich haben wir Strafanzeige erstattet.“

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