Planungsstopp in Moers Investor für Altes Finanzamt zieht sich zurück

Moers · Nach vier Jahren Vorarbeiten will die Bema Group die Planung für das alte Finanzamtsgelände nicht weiterverfolgen. Welche Gründe sie anführt und wie die Stadt die Situation einschätzt.

Das ehemalige Finanzamt an der Unterwallstraße.

Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

Sechs Jahre nach dem Umzug des Finanzamts nach Kamp-Lintfort steht die Stadt Moers erneut vor der Frage, was aus dem Gelände an der Unterwallstraße wird. Denn die Bema Group aus Düsseldorf, die dort eine neue Bebauung geplant hat, macht einen Rückzieher.

Bema habe sich entschieden, „das Projekt in Moers nicht weiter zu realisieren“, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Als Grund nennt die Bema zum einen unternehmerische Überlegungen. Eine Umsetzung der Pläne sei „unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht möglich“. Ein weiterer Grund sei „ein deutlich verzögertes Verfahren. In diesem Spannungsfeld wird Bema keine weitere Verlängerung des Ankaufsvertrages mehr vereinbaren.“

Die Bema Group habe das Potenzial für eine nachhaltige Standortentwicklung sehr früh erkannt

Die Bema hatte 2021 das im Rahmen eines mehrstufigen Bieterverfahrens durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen ausgeschriebene Areal an der Unterwallstraße 1/ Am Nordring erworben. „Die Wirksamkeit der Verträge war an das notwendige Planungsrecht zur Entwicklung geknüpft“, so die Bema.

Das ehemalige Finanzamt in der Stadtmitte von Moers steht seit 2018 leer. Die Bema Group habe „das Potenzial für eine nachhaltige Standortentwicklung bereits sehr früh“ erkannt und für das gut 11.700 Quadratmeter große Grundstück „zu Beginn der Wertschöpfungskette ein Nutzungskonzept“ erstellt.

Die Entwürfe der Bebauungspläne haben bereits ausgelegen

„Die Stadt- und Quartierentwicklung unmittelbar neben dem Moerser Rathaus mit einem Bestandsgebäude des ehemaligen Finanzamtes und Stellplatzanlagen im nördlichen Teil konnte auf Initiative des Düsseldorfer Unternehmens zusammen mit erfahrenen Planern und Beratern und in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Moers zu einem attraktiven Wohnquartier nördlich des Wallgrabens und mit arrondierenden Gewerbebauten auf dem Grundstück des ehemaligen Finanzamtes im Süden qualifiziert und in das Bebauungsplanverfahren eingebracht werden“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens weiter. „Die Entwürfe der Bebauungspläne haben bereits ausgelegen. Die notwendigen öffentlichrechtlichen und sonstigen Verträge, deren Abschluss Voraussetzung für den Satzungsbeschluss sind, befinden sich jetzt in abschließenden Verhandlungen, sodass die Satzungsbeschlüsse durch den Rat der Stadt nach inzwischen mehr als dreijähriger Verfahrenslaufzeit voraussichtlich noch in diesem Jahr gefasst werden könnten.“

Kostenpflichtiger Inhalt Die Bema plante an der Unterwallstraße zwei Gebäude mit Tiefgarage und einer Nutzung aus Wohnen und Gewerbe. Am Nordring sollen drei Gebäude mit 60 Wohneinheiten entstehen. Das Projekt in Moers stehe beispielhaft für eine ganze Reihe von Entwicklungsarealen, „die in der Folge zeitlicher Verzögerungen und der veränderten Bedingungen am Immobilienmarkt nicht mehr realisiert werden“, so die Bema.

Dezernent ging von erneuter Ausschreibung des Geländes aus

Thorsten Kamp, Technischer Dezernent der Stadt, sagte am Dienstag, die Bema habe auch ihn und Bürgermeister Christoph Fleischhauer angeschrieben und sich für eine gute Zusammenarbeit bedankt. Er habe auch mit der Bema-Geschäftsführung telefoniert, so Kamp. Ihm sei versichert worden, dass der Rückzug allein aus wirtschaftlichen Erwägungen vor dem Hintergrund eines völlig zusammengebrochenen Immobilienmarkts erfolge.

Der Dezernent ging davon aus, dass der BLB das Gelände erneut zum Verkauf ausschreibt. Die in den vergangenen Jahren erfolgte Arbeit sei keineswegs „für die Katz“, so Kamp. „Wir haben eine viel größere Klarheit darüber, was sich an dem Standort umsetzen lässt als noch vor vier Jahren. Es gibt ein Nutzungskonzept, das sich natürlich noch anpassen lässt, und einen fast fertigen Bebauungsplan. Mögliche interessierte Investoren wissen also, worauf sie sich einlassen“, sagte der Dezernent.

(pogo)