Auf Hofanlage in Moers Hohe Haftstrafen nach blutigem Streit

Moers · Bei einem vermeintlichen Autokauf vor zwei Jahren wurde ein Autohändler schwer verletzt. Jetzt standen die Täter vor Gericht. Gemeinsam sollen die drei Angeklagten einen perfiden Plan ausgeheckt und brutal in die Tat umgesetzt haben.

Blutiger Streit auf Bauernhof
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Blutiger Streit auf Bauernhof

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Foto: ja/Arnulf Stoffel (ast)

Ein Mann schleppt sich blutüberströmt über die Kamper Straße und ruft verzweifelt um Hilfe, ein anderer verfolgt ihn mit einer Schusswaffe in der Hand: Es sind Szenen wie aus einem Fernseh-Krimi, die sich vor ziemlich genau zwei Jahren, am Mittag des 21. September 2021, in Moers-Genend abspielen. Tatort ist eine um 1900 erbaute, hoch umzäunte Hofanlage. Die Polizei wird gegen 13 Uhr alarmiert und sperrt die Straße. Ein Polizei-Hubschrauber kreist über Repelen. Die „Bilanz“ der blutigen Auseinandersetzung: drei verletzte Personen, zwei davon schwer – körperlich und seelisch.

Wegen gefährlicher, zum Teil lebensbedrohender Körperverletzung in zwei Fällen, jeweils in Tateinheit mit (versuchter) Freiheitsberaubung und Nötigung, hat das Landgericht Kleve am Montag zwei Männer (35, 44 Jahre) und eine Frau (39 Jahre) aus Moers zu Gesamtfreiheitsstrafen verurteilt. Die beiden Männer müssen für sechs beziehungsweise fünf Jahre und neuen Monate Jahre in Haft, die Angeklagte für vier Jahre.

Das Gericht geht davon aus, dass die drei Angeklagten gemeinsam einen perfiden Plan ausgeheckt und am Ende eiskalt in die Tat umgesetzt haben. Unter dem Vorwand, ein gebrauchtes und fahruntüchtiges Auto zeigen und verkaufen zu wollen,  lockte das Trio sein Opfer – einem Autohändler aus Rheinhausen –  zum Tatort: auf das Gelände eines abgelegenen Bauernhofs an der Kamper Straße, der von der Angeklagten damals als Mieterin bewohnt wurde.

Bis unter die Zähne – unter anderem mit einem Messer, einer Schusswaffe und einem Teleskopschlagstock –  bewaffnet, lauern die Angeklagten dem heute 49-Jährigen an diesem Tag auf. Dass ihr Opfer damals überraschend nicht alleine, sondern mit einem Begleiter erscheint, hält sie nicht davon ab, ihren Plan mit massiver Gewalt und begleitet von Todesdrohungen in die Tat umzusetzen.

Letzterer sieht unter anderem vor, den Autohändler in einen zwei Meter tiefen Verschlag im Keller des Hofs zu werfen und dort gefangen zu halten. Den angegriffenen Männern gelingt es, sich zu wehren – und schließlich aus der Hofanlage auf die Straße zu fliehen. Eine Wildkamera, die auf dem Hof installiert ist und immer dann anspringt und Fotos sowie drei Sekunden lange Videoclips macht, wenn sich vor ihrer Linse etwas bewegt, zeichnet alles auf, was am Mittag des 21. September 2021 auf dem Gelände an der Kamper Straße passiert.

Er habe sie gezählt, jeden einzelnen der 21 Schläge mit einem Teleskopstock auf seinen Hinterkopf, die 23 Schläge mit dem Axtstiel und dem Knauf einer Luftdruckpistole ins Gesicht, die Fußtritte auf ein Knie und auf die Waden, erzählte der Autohändler im später ausgesetzten Prozess im November 2022. Sieben Zähne wurden ihm ausgeschlagen.

Sein Bekannter, der nur deshalb in die brutale Auseinandersetzung geriet, weil ihn der Duisburger kurz zuvor aus einer Klinik abgeholt und mit zur vermeintlichen Autobesichtigung genommen hatte, wurde  unter anderem durch Messerstiche an der Schulter verletzt. Mindestens genauso gravierend, betonte Richter Johannes Huismann am Montag bei der Urteilsverkündung, seien für beide Opfer aber die psychischen Folgen der Tat, deren Hintergrund offenbar ein ausgearteter Familienstreit war.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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