Wiirtschaft in Moers Guido Lohmann: „Leben Sie Europa!“

Moers · Beim Unternehmerstammtisch im Parkhotel Welling trat der Volksbank-Chef für eine starke EU ein und forderte Schritte zur Stärkung der deutschen Binnenkonjunktur. Gastreferentin Steffi Burkhart sprach über die „Generation Y“.

 Guido Lohmann mit Gastreferentin Steffi Burkhart. Während er beim Unternehmerstammtisch die Wirtschaftspolitische Lage in Deutschland und der Welt beleuchtete, stellte sie auf unterhaltsame Weise dar, wie junge Erwachsene denken.

Guido Lohmann mit Gastreferentin Steffi Burkhart. Während er beim Unternehmerstammtisch die Wirtschaftspolitische Lage in Deutschland und der Welt beleuchtete, stellte sie auf unterhaltsame Weise dar, wie junge Erwachsene denken.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Es war ein flammender Appell für die EU im Vorfeld der Europawahl. „Leben Sie Europa“, sagte Guido Lohmann. „Treten Sie gegen die ein, die Europa kaputtmachen wollen!“ Die Worte des Volksbank-Chefs waren an die Gäste des Unternehmerstammtischs der Volksbank gerichtet.

Ein starkes, einiges Europa sei nicht zuletzt wegen der drohenden wirtschaftlichen Übermacht Chinas notwendig. Schon jetzt sei China Exportweltmeister, erwirtschafte ein Viertel des weltweiten Wirtschaftswachstums und habe im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine Vormachtstellung. Mit der neuen Seidenstraße einem Projekt zur Entwicklung der Infrastruktur zwischen China und Europa, festige das Reich der Mitte seine Macht. „China treibt einen Keil in die EU“, warnte Lohmann. So sei bereits der Hafen von Piräus in chinesischen Händen, ebenso strebe China danach, weitere Häfen in Italien zu übernehmen. Dies alles sei umso bedenklicher als China ein Land sei, in dem Menschenrechte wenig zählten und die Menschen „brutalst überwacht“ würden. Lohmann sprach von einer „Digitalen Diktatur“.

 Angeregte Gespräche beim Unternehmerstammtisch. Mehr als 300 Gäste kamen ins Parkhotel Welling.

Angeregte Gespräche beim Unternehmerstammtisch. Mehr als 300 Gäste kamen ins Parkhotel Welling.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Kritik übte der Volksbank-Chef auch an der Art Nord-Stream-Pipeline, über die Deutschland Gas aus Russland bezieht. Deutschland habe das Projekt „durchgewunken“ ohne die europäischen Partner einzubinden. Dabei diene die Pipeline der Machtpolitik Russlands. Die Ukraine und andere Staaten hätten das Nachsehen.

Der deutschen Wirtschaft bescheinigte Lohmann eine insgesamt stabile Verfassung. Weil aber die Export-Überschüsse schrumpften, müsse die Binnenkonjuntur dringend angekurbelt werden. „Die Politik ist gefordert, Wachstumsimpulse zu setzen“, sagte Lohmann. Aber auch Unternehmen müssten mehr tun, um etwa dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Lohmann forderte unter anderem eine Abkehr vom „Akademisierungswahn“. Er wies auf ungenutzte Kapazitäten auf dem Arbeitsmarkt hin. So fehle es zum Beispiel an Anreizen, damit Teilzeitbeschäftigte auf Vollzeitarbeit umstiegen. Und er machte sich für eine Abschaffung von „Hinzuverdienstgrenzen“ für Bezieher von Altersrenten stark. Die Einführung der Rente mit 63 sei ein großer Fehler gewesen, sagte Lohmann. „Das sind erfahrene Arbeitskräfte, die wir nicht durch Auszubildende ersetzen können.“ Zudem müsse es für Firmen leichter auch möglich sein, auf Fachkräfte aus dem Ausland zurückzugreifen. „Wir müssen ein Einwanderungsland werden“, sagte Lohmann, der in diesem Zusammenhang „beschämende Parolen“ mancher Parteien im Europawahlkampf kritisierte.

Und noch etwas würde der Binnenkonjunktur laut Guido Lohmann guttun: eine Entlastung der „Leistungsträger. Damit seien weder Vorstandsvorstände noch Geschäftsführer gemeint, sondern die vielen Arbeitnehmer, die den Wohlstand erst möglich machten. Steuern und Sozialangaben müssten gesenkt werden. „Das Geld, das hier im Portemonnaie bleibt, fließt eins zu eins in den Konsum.“

Gastreferentin des Abends war Steffi Burkhart. Die ehemalige Leistungssportlerin und promovierte Gesundheitspsychologin gab eine „Gebrauchsanweisung“ für die sogenannte Generation Y. Äußerst informativ und humorvoll zeigte Burkhart (Jahrgang 1985) auf, wie die zwischen 1981 und 1995 geborenen jungen Erwachsenen denken, wie wichtig sie für Unternehmen sind – und wie Unternehmen sich aufstellen müssen, um diese potenziell wertvollen Mitarbeiter zu locken.

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