Steigende Preise in Moers und Umgebung Gewerkschaft fordert „Energiepreisdeckel“

Kreis Wesel · Die Inflation belaste die Haushalte, sagt die NGG. Menschen mit geringen Einkommen sollten deshalb gezielt entlastet werden.

 Ein Zehn-Euro-Schein zum Preis von 9,20 Euro: Das Symbolbild verdeutlicht den Verfall der Kaufkraft.

Ein Zehn-Euro-Schein zum Preis von 9,20 Euro: Das Symbolbild verdeutlicht den Verfall der Kaufkraft.

Foto: NGG

Inflation frisst Einkommen auf: Wegen rasant steigender Preise gehen den Haushalten im Kreis Wesel in diesem Jahr rund 205 Millionen Euro an Kaufkraft verloren – vorausgesetzt, die bisherige Teuerungsrate zieht nicht noch weiter an. Allein bei Lebensmitteln müssen die Verbraucherinnen und Verbraucher mit Mehrausgaben von 95,8 Millionen Euro rechnen. Das teilte am Donnerstag die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit.

Die NGG berief sich auf eine regionale Kaufkraftanalyse des Pestel-Instituts (Hannover). Danach sind Menschen mit schmalem Portemonnaie besonders betroffen: In den 71.400 Haushalten, in denen im Kreis Wesel Alleinerziehende und Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2000 Euro leben, belaufen sich die hochgerechneten Kaufkraftverluste – vom Heizen bis zum Einkauf im Supermarkt – bis Jahresende auf 44,3 Millionen Euro.

NGG-Regionalgeschäftsführer Karim Peters sprach von „alarmierenden Zahlen“. Durch die Preissteigerungen drohten soziale Verwerfungen, wenn die Politik nicht durch weitere, gezielte Entlastungen gegensteuere. „Vom Kellner bis zur Bäckereifachverkäuferin – Beschäftigte, die keine Spitzenverdiener sind, müssen derzeit jeden Cent zweimal umdrehen. Wer ohnehin schauen muss, wie er bis zum Monatsende durchkommt, bei dem schlagen die aktuellen Mehrausgaben enorm zu Buche“, so Peters.

Laut Pestel-Institut seien die gestiegenen Lebensmittelpreise ein besonderer Inflationstreiber: Der durchschnittliche Haushalt im Kreis Wesel hat in der ersten Jahreshälfte allein bei Nahrungsmitteln eine Zusatzbelastung von 38 Euro im Monat zu tragen. Die Mehrausgaben für Energie belaufen sich auf monatlich 34 Euro, Mobilität verteuerte sich um neun Euro.

Nach Beobachtung der NGG treffen die Preissprünge im Supermarkt „ausgerechnet die Menschen besonders stark, die selbst mit Lebensmitteln arbeiten – ob im Restaurant, in der Brauerei oder in der Backwarenfabrik“. Zwar sei es der Gewerkschaft in diesem Jahr gelungen, durch Tarifabschlüsse etwa im Gastgewerbe kräftige Lohnerhöhungen zu erzielen. Die Inflation drohe jedoch, diese zunichte zu machen.

„Was wir jetzt brauchen, sind spezielle Hilfen für Beschäftigte mit geringen Einkommen. Aber auch für Rentnerinnen und Rentner, Studierende und Arbeitsuchende. Die bisherigen Entlastungspakete der Bundesregierung reichen nicht aus. Die Ampel muss nachlegen“, forderte der Geschäftsführer der NGG-Region Nordrhein. Er sprach sich für einen „Energiepreisdeckel“ aus, um Privathaushalte vor explodierenden Kosten für Gas und Strom zu schützen. Dabei müssten alle Entlastungen sozial ausgewogen sein. Peters: „Starke Schultern können mehr tragen als schwache. Deshalb wäre es auch konsequent, Reiche stärker an der Finanzierung der Krisenlasten zu beteiligen – zum Beispiel durch eine einmalige Vermögensabgabe.“

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