Hackday in der Grafenstadt Moers geht auf dem Weg zum digitalen Bürgerservice voran

MOERS · Moers wird in einem Atemzug mit Berlin, Köln oder Freiburg genannt, wenn über „Open Data“ gesprochen wird. Stellte die Grafenstadt doch so früh wie kaum eine andere bundesdeutsche Stadt öffentliche Daten auch digital bereit, zunächst die Unterlagen für den Rat und seine Ausschüsse, später Daten zu Bevölkerungsentwicklung, Wasserqualität oder Lärm.

 Der Hackday wurde im Rittersaal im Museum Schloss Moers am Kastell 9 eröffnet.

Der Hackday wurde im Rittersaal im Museum Schloss Moers am Kastell 9 eröffnet.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Es könnten noch mehr Daten sein, zum Beispiel die Wassertemperatur im Bettenkamper Meer, im Sommer in Moers immer eine beliebte Frage“, sagt Claus Arndt, der in den 1990er Jahren das Internetangebot der Grafenstadt aufbaute und heute Beigeordneter ist. So stellten Stephan Bernoth als Leiter der Stabsstelle Digitalisierung und die Bertelsmann Stiftung den fünften dreitägigen Hackday, den fünften digitalen Tüfteltag, unter das Thema „Open Data“.

Zu diesen öffentlichen Daten gehören die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen in Diskountern, Restaurants oder Lebensmittel verarbeitenden Betrieben. So beleuchtete Stefan Wehrmeyer (31) zur Eröffnung die „Topf Secret“. Als Untertitel hatte der Master für Softwaresysteme gewählt: „Informationsfreiheit in die Küchen der Kommunen bringen.“ „Essen interessiert die Menschen immer“, meinte der Referent aus Berlin, der für die Open Knowledge Foundation Deutschland arbeitet. Diese kleine Organisation, die nur wenige Mitglieder hat, hat zusammen mit der größeren Organisation Foodwatch das Projekt „Topf Secret – Wie sauber ist dein Lieblingsrestaurant“ gestartet. Der Referent erzählte vor 20 Zuhörern von praktischen Schwierigkeiten, zum Beispiel vom Unwillen von Behörden und Betrieben, das Verbraucherinformationsgesetz des Bundes von 2008 umzusetzen. Die Ergebnisse seien allerdings nur schwer vergleichbar, weil die Kreise unterschiedlich arbeiten würden und die Bundesländer verschiedene Vorschriften für Lebensmittelkontrollen hätten. Der Referent plädierte für Transparenz. Die zuständigen Behörden sollten die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen von sich aus digital bereitstellen. Werden die Daten der Lebensmittelkontrollen in den nächsten Jahren wohl nicht durchgängig öffentlich zugänglich sein, könnte das bei der Wassertemperatur im Bettenkamper Meer anders sein, um Moers einen Schritt nach vorne als Stadt des digitalen Bürgerservices zu tragen. Während des Hackdays bauten die Teilnehmer im Rathaus unter anderem Boxen für ein Lorawan, ein „long range wireless area network“. Im Lorawan können Daten über eine feines Wabensystem digital abgerufen werden, seien es die Feinstaubbelastung an einem Messpunkt, die Schallemission an einer Straßenkreuzung oder die Wassertemperatur am Bettenkamper Meer.

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