Moers Moers gedenkt Euthanasie-Opfer

Moers · Insgesamt 68 so genannte "Stolpersteine" haben die "Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit" und der Verein "Erinnern an die Zukunft" zum Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors bereits in den vergangenen Jahren im Stadtgebiet verlegt. Am Samstag kam ein weiterer Stein dazu.

 Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde der 69. Stolperstein in Moers verlegt.

Im Rahmen einer Gedenkfeier wurde der 69. Stolperstein in Moers verlegt.

Foto: Klaus Dieker

Begleitet von einer kleinen Gedenkfeier wurde am Nachmittag eine etwa zehn mal zehn Zentimeter große Messingplatte zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten im Rahmen des Euthanasie-Gesetze ermordete Karin Alt vor dem Haus Homberger Straße 99 in den Bürgersteig eingelassen. Hier hatte die erst zwei Jahre und neun Monate alte Karin mit ihren Eltern und zwei Geschwistern gelebt, bevor man sie als angeblich behindertes Kind in die "Kinderfachabteilung" der Heilanstalt Kalmenhof in Idstein im Taunus brachte, wo sie wenig später als "unwertes Leben" auf Geheiß des dort zuständigen Arztes Hermann Wesse getötet wurde.

Ihr "Stolperstein" ist der erste für ein Moerser Euthanisie-Opfer und soll stellvertretend für die nur grob geschätzten 5000 geistig und körperlich behinderten Kinder und Jugendlichen stehen, die ab 1939 systematisch in ähnlichen "Kinderfachabteilungen" ermordet wurden. "Dieser Stein soll uns ermahnen, auch in Zukunft wachsam zu sein, so dass so etwas nie wieder möglich werden kann", hatte der SPD Landtagsabgeordnete und stellvertretende Moerser Bürgermeister Ibrahim Yetim zu Auftakt der Feier erklärt, bevor Maren Schmidt als Mitglied des Vereins "Erinnern an die Zukunft" den Besuchern in einer kurzen, eindringlichen Rede die damalige Situation der Familie Alt schilderte.

Anschließend bestückten fünf junge Schüler der Moerser Hilda-Heineman-Förderschule für geistige Entwicklung eine Wäscheleine mit selbst gemalten Bildern, die insgesamt 15 verschiedene fiktive Lebensstationen von Karin Alt zeigten, wenn sie denn hätte überleben dürfen. "Ja, es ist traurig, dass wir Karin nie kennen lernen durften", bedauerte auch die Vorsitzende des Rheinkamper SPD-Ortsverein Silvia Rosendahl. Ihre Mutter war Karin Alts ältere Schwester und hatte später ihre Eindrücke aus der Zeit in einem Erinnerungstagebuch festgehalten.

Die Feier endete mit der Niederlegung weißer Rosen auf den Gedenkstein und einem abschließenden Gedankenaustausch in der Gaststätte des benachbarten Jugend-Kultur-Zentrums "Bollwerk 107".

(lang)
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