Das Palliativnetzwerk Niederrhein unterstützt Patienten, die unheilbar krank sind Für das Lebensende im Kreis der Familie

MOERS · Das Palliativ-Netzwerk Niederrhein unterstützt Patienten, die unheilbar krank sind, und deren Angehörige. 2018 war es so nachgefragt wie nie.

 Palliativ-Medizin will sicherstellen, dass ein würdevoller Tod im Kreise der Liebsten möglich ist.

Palliativ-Medizin will sicherstellen, dass ein würdevoller Tod im Kreise der Liebsten möglich ist.

Foto: Jens Wolf/dpa

Wenn Dr. Klaus-Günther Gollan und Birgit Kessler zu Patienten und ihren Familien kommen, um im Erstgespräch die Frage zu stellen, welches Ziel sie haben, hören sie oft: „Ich will noch die Taufe meiner Urenkelin erleben.“ Oder: „Ich möchte noch bei der Abiturfeier meines Enkels dabei sein.“ Oder: „Ich will noch unsere Goldhochzeit feiern.“ Nicht selten können die Patienten diese familiären Ereignisse zusammen mit dem Palliativmediziner und der Pflegdienstleiterin im Palliativ-Netzwerk Niederrhein erleben. „Ohne Sie hätten wir das Ziel nicht erreicht“, wird ihnen dann von den Angehörigen ins Ohr geflüstert. Sie freuen sich, wenn sie das hören. „Das sind bewegende Momente“, sagen sie.

 v.l.n.r.: Dr. Klaus Günther Gollan, Norbert Schürmann, Ralf H. Nennhaus, Birgit Kessler und Heinrich Röwer.

v.l.n.r.: Dr. Klaus Günther Gollan, Norbert Schürmann, Ralf H. Nennhaus, Birgit Kessler und Heinrich Röwer.

Foto: St-Josef/St.Josef

Das Palliativ-Netzwerk Niederrhein versorgt Patienten, die unheilbar krank sind und deren Gesundheit durch weitere medizinische Eingriffe nicht mehr verbessert werden kann. Gleichzeitig begleitet es die Familienangehörigen. „Wir bringen Zeit mit“, sagt Klaus-Günther Gollan aus Rheinberg als Sprecher der Palliativärzte im Netzwerk. Birgit Kessler aus Moers ergänzt als Sprecherin der Pflegedienste: „Im Gespräch kann eine Ehefrau eines Patienten zum Beispiel erzählen, welches Leid sie erlebt hat.“

Das Netzwerk arbeitet eine medizinische Versorgung, Betreuung und Pflege aus, die für die Patienten individuell ist. „Das Netzwerk ist 24 Stunden am Tag da, auch an Sonn- und Feiertagen“, sagt Netzwerkgeschäftsführer Heinrich Röwer. „Bei Notfällen ist im Regelfall innerhalb einer halben Stunde jemand vor Ort. Sie oder er weiß, was zu tun ist und welche Medikamente gegeben werden. Das Netzwerk ist gut vernetzt. Es ist auch in Altenheimen und Hospizen aktiv.“

Es besteht aus einem Team von 20 Haus- und Fachärzten sowie 90 Palliativpflegekräften aus sechs Pflegediensten. Gesellschafter des Netzwerkes, das eine GmbH ist und seinen Sitz in Moers hat, sind neben vier Ärzten das St.-Josef-Krankenhaus in Moers und die Karl-Leisner-Kliniken in Kleve. Es ist in den Kreisen Kleve und Wesel aktiv.

Für die Kontaktaufnahme hat es ein Koordinierungsbüro in Issum an der Weseler Straße 16 (Telefon 02835 446030). Daneben gibt es ein Beratungsbüro in Moers am Eurotec-Ring 15 (Telefon 02841 4808344). Dieses hat das Netzwerk neu eröffnet, weil es im vergangenen Jahr so stark nachgefragt wie nie zuvor. „Wir haben mehr als 1200 Patienten versorgt und somit 1200 Familien“, berichtet Norbert Schürmann als Palliativarzt des Netzwerkes, der auch die Palliativstation des St.-Josef-Krankenhauses leitet. „Das Angebot könnte bekannter sein. Dann wären es mehr.“ Von Anfang 2012, als das Moerser Palliativ-Netzwerk als eines der ersten in Nordrhein-Westfalen gegründet wurde, bis Ende 2017 waren es im Jahresdurchschnitt nur 450 Patienten.

„80 Prozent der Menschen haben den Wunsch, zu Hause zu sterben“, sagt Ralf Nennhaus als Geschäftsführer des St.-Josef-Krankenhauses. „Durch das Netzwerk können sie bis zum Lebensende ein Leben mit bestmöglicher Lebensqualität führen.“

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