Kultur in Moerser Schulen Europa als witzige Wohngemeinschaft

MOERS · Das Theaterprojekt „Euro-WG“ widmet sich den Problemen der Europäischen Union. Jetzt gastierte es im Gymnasium Filder Benden.

 Paul, Antonio und Sirii verhandeln über die WG-Regeln. Das ist mitunter sehr mühsam.

Paul, Antonio und Sirii verhandeln über die WG-Regeln. Das ist mitunter sehr mühsam.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Paul (Claus Becker) steht für die „typischen“ Deutschen, die gerne Bier trinken und nervös werden, wenn nicht alle peinlich genau geplant ist. Xenia (Franziska Lutz) repräsentiert die „typischen“ Griechen, die „faulenzen und nicht mit Geld umgehen können“, wie sie ihre Landsleute selbst beschreibt. Sirii (Lara Albert) symbolisiert die „typischen“ Finnen, die Deutschland als „Mega-Maschinenbauland“ bewundern und den Kern Europas vom Rande aus genau analysieren können. Und Antonio (Ludger Wörderhoff) verkörpert die „typischen“ Italiener, die schönen Frau den Hof machen, temperamentvoll sind, Pasta kochen und Rotwein trinken.

Im Theaterstück „Die Euro-WG – wo Geld ist, ist es schön“ treffen diese „nationalen“ Charaktere aufeinander. Weil sie überzeichnet und stereotyp sind, haben sie die Lacher auf ihrer Seite, wie die Aufführung am Montagnachmittag zeigte, als ihr Spiel in der Aula des Gymnasiums Filder Benden von 100 Schülern amüsiert verfolgt wurde. Bildet der Mikrokosmos der europäischen Wohngemeinschaft doch den Makrokosmos der Europäischen Union mit allen ihren Problemen ab, mit all ihrer Skurrilität, aber auch ihrer Lebendigkeit.

Zum Beispiel verprassen Xenia und Antonio (also griechenland und Italien) lieber ihr Geld, als pünktlich ihren monatlichen Mietanteil zu zahlen. Gleichzeitig geben sie der WG ein Gemeinschaftsgefühl, etwa wenn sie das gemeinsame Essen mit Wein organisieren. Dessen Kosten aufzuteilen, ist natürlich nicht ganz einfach. So haben sich die vier Akteure unterhaltsam in den Haaren, binden dabei schon einmal die Moerser Schüler kurz in die Handlung ein.

Am Ende stellt Sirii fest: „Wir hängen alle voneinander ab. Die Starken müssen dafür sorgen, dass es den Schwachen gut geht, damit es uns allen besser geht.“

Bereits 5000 Schüler in 60 Städten haben das Stück gesehen, am unteren Niederrhein waren es am Mittwoch Vormittag in der Marienschule in Xanten und gestern Mittag im Gymnasium Filder Benden die ersten beiden. „Die Schüler setzten sich über Theater und Musik leichter mit dem Thema Europa auseinander“, sagte Dirk Schubert nach der Moerser Aufführung. „Europa wird leider von vielen verunsichert wahrgenommen.“ Als Projektleiter hat er zusammen mit dem Regisseur Thomas Nufer das Theaterprojekt „Euro-WG“ entwickelt, das 2012 Premiere feierte. In Moers wurde es zweimal unterbrochen, um aus dem Theaterstück in die Schule zu schalten. Einmal fragte Paul den Politik- und Geschichtslehrer Ulrich Schnakenberg, wie die große EU sich bei den Problemen verhalte, einmal Schulleiter Arndt van Huet.

Übrigens finden am Ende des Theaterprojektes, das über den Förderverein der Schule finanziert wurde, die vier Akteur eine gemeinsame Basis. Dies ist die Göttin Europa, die nervig und kompliziert ist, aber auch wunderschön und friedlich. Gemeinsam mit ihr stoßen sie auf die Freiheit an, studieren, arbeiten und zu lieben können, wo man wolle.

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