Prinzenpaar aus Moers „Das sind unsere Lieblingsorden“

Moers · Welche vier jecken Auszeichnungen dem Moerser Prinzenpaar Manni I. und Bea I. besonders am Herzen liegen und wie es sein kann, dass falsche Jahreszahlen plötzlich doch die richtigen sind.

Die erste Session von Manni I. und Bea I. war kurz: Nach der Proklamation am 13. November 2021 lief sie nur noch 13 Tage – dann war pandemiebedingt Schluss.

Die erste Session von Manni I. und Bea I. war kurz: Nach der Proklamation am 13. November 2021 lief sie nur noch 13 Tage – dann war pandemiebedingt Schluss.

Foto: Norbert Prümen

Was wäre der Karneval ohne Orden. Prinz Manni I. und Prinzessin Bea I. verleihen in ihrer Doppelsession 900 Orden. Sie schätzen Karnevalsorden. „Einige stechen heraus“, sagen die beiden Regenten. „Sie haben besondere Motive, eine besondere Geschichte oder eine besondere Bedeutung.“ Vier Orden sind ihnen besonders ans Herz gewachsen.

Orden mit Geleucht der ‚KG Jecken Komitee‘ Das Geleucht von Otto Pine steht auf der Halde Rheinpreußen und ist – neben dem Moerser Schloss – ein Wahrzeichen der Grafenstadt, die mehr als 100 Jahre lang auch Bergbaustadt war. Die Karnevalsgesellschaft ‚Moerser Jecken Komitee‘ verewigte das Geleucht, eine übergroße rote Grubenlampe, die zwischen dem Moerser Stadtteil Meerbeck und dem Duisburger Stadtteil Baerl liegt, auf ihrem Sessionsorden. Das Geleucht steht rechts neben der Heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, zu deren Namenstag am 4. Dezember Barbarafeiern ausgerichtet werden, beispielsweise von der Fördergemeinschaft für Bergmannstradition Linker Niederrhein in Kamp-Lintfort.

Orden mit Jubiläumszeichen des Kulturausschusses.

Orden mit Jubiläumszeichen des Kulturausschusses.

Foto: Norbert Prümen

„Barbara und Geleucht für einen Orden zu wählen, ist eine schöne Idee“, sagt Prinz Manni I., der mit bürgerlichem Namen Manfred Oestreich heißt. „Bislang wurde das Geleucht noch nicht als Motiv verwendet. Dabei steht es für die Region, die bis heute von Kohle und Stahl geprägt ist. Das ist erstaunlich.“ Den Orden bekamen Manni I. und Bea I. beim Hoppeditzerwachen der ‚KG Jecken Komitee‘ verliehen, das am 4. November im Haus Kampmann gefeiert wurde.

Orden mit Gardetänzer des Garde Corps Moers.

Orden mit Gardetänzer des Garde Corps Moers.

Foto: Norbert Prümen

Orden mit Gardetänzer des Garde Corps Moers Seit 2020 gehören Manfred Oestreich und Beate Timpen, wie Bea I. mit bürgerlichem Namen heißt, dem Garde Corps Moers an. Sie sind das erste Prinzenpaar des Corps, das im Herbst 2017 gegründet wurde. Ihr Prinzenführer, Jörg Thiel, gehört ebenfalls dem Corps an, das die Farben Blau und Weiß trägt. Ihr zweiter Prinzenführer, Enno Kramer, ist gleichzeitig Geschäftsführer des Kulturausschusses Grafschafter Karneval. Auf dem Orden des Garde Corps ist ein tanzender Gardetänzer zu sehen.

 Der Orden des Moerser Prinzenpaars.

Der Orden des Moerser Prinzenpaars.

Foto: Norbert Prümen

„Ein Prinzenpaar kann ohne seinen Hofstaat, seine Prinzencrew, nicht leben“, sagt die Prinzessin. „Genauso wichtig wie der Hofstaat sind der Karnevalsverein, die Karnevalsgesellschaft und der Dachverein, die hinter uns stehen.“

Orden mit Geleucht der ‚KG Jecken Komitee‘.

Orden mit Geleucht der ‚KG Jecken Komitee‘.

Foto: Norbert Prümen

Orden mit Jubiläumszeichen des Kulturausschusses 1957 wurde die Vorläuferorganisation des Kulturausschusses Grafschafter Karneval gegründet, um in Rheinhausen und Homberg, Moers und Neukirchen-Vluyn ein gemeinsames Prinzenpaar zu stellen und einen großen Karnevalsumzug zu organisieren. So ist der Kulturausschuss inklusive seiner Vorgängerorganisation in der 66. Session aktiv. In der Farbe des Kulturausschusses – Türkis – wurde auch ein Orden mit einer 66 geprägt. Bei der Jubiläumsveranstaltung im November in der Rheinkamper Kulturhalle wurde er den Jecken zum ersten Mal verliehen.

Entworfen wurde der Orden von Joachim Schulze aus Homberg. „Er ist gelernter Werbegrafiker“, sagt der Prinz. „Das Zebra des MSV Duisburg stammt aus seiner Feder. Er hat seit 1975 rund 500 Orden entworfen, davon mehrere für den KGK. Er ist KGK-Ehrenmitglied.“

In der Jubiläumssession 2022/2023 könnte die 66 noch eine zweite Bedeutung erhalten. Wenn am 18. Februar 2023 der Nelkensamstagszug um 13.11 Uhr an der Ottostraße in Homberg startet, um bis zum Moerser Rathaus am Neuen Wall zu rollen, könnten erstmals 66 Karnevalswagen und Karnevalsgruppen dabei sein, wie das große Interesse im Vorfeld vermutet lässt. Zahlen liegen aber noch nicht vor, weil die Anmeldung beim Kulturausschuss erst mit dem vierten Advent begonnen hat.

„Für uns ist der Nelkensamstagszug der Höhepunkt der Session“, blickt die Prinzessin auf das freudige Ereignis. „Am Veilchendienstag ist die Session vorbei. Den Abschied feiern wir mit einer befreundeten Karnevalsgesellschaft in Köln.“

Orden mit „falscher“ Session 2021 – 2023 des Prinzenpaars „Die Karnevalisten schauen ganz genau“, sagt die Prinzessin und schmunzelt. „Auch wenn auf dem Prinzenorden die Session sehr klein geschrieben ist, haben sie es sofort gemerkt. Auf dem Orden ist „2021 – 2023“ zu lesen, obwohl dort „2021 – 2022“ hätte stehen sollen. Wir haben zunächst überlegt, den Orden überarbeiten zu lassen. Aber dann haben wir den vermeintlichen Fehler so genommen, wie er ist.

Schon früh hat sich abgezeichnet, dass die Session 2021/2022 kurz werden würde. Nach der Proklamation am 13. November 2021 lief sie nur noch 13 Tage. Dann war durch die Pandemie Schluss.“ Schon als Manfred Oestreich und Beate Timpen im Juli 2021 den Vertrag mit dem Kulturausschuss unterzeichneten, legten sie fest, eine weitere Session dranzuhängen, falls der Nelkensamstagzug 2022 ausfällt. „Durch diesen „Fehler“ gehören wir zu den wenigen Prinzenpaaren mit zwei Jahren Regentschaft, die mit 2021 bis 2023 die richtigen Jahreszahlen auf ihrem Orden eingraviert haben“, sagt die Prinzessin mit einem Augenzwinkern.

Zunächst hatte das Prinzenpaar 600 Orden geordert, die von der Sparkasse am Niederrhein gesponsert wurden, die mit Enni und der Volksbank Niederrhein zu den großen Unterstützern des Karnevals in der Grafschaft zählt. 300 Orden wurden nachbestellt, als es in die „Prolongation“ ging, wie die Verlängerung oder die Doppelsession in der Narrensprache genannt wird.

Eine ganz besondere Verleihung steht am 10. Februar 2023 an, wenn das Prinzenpaar mitsamt seiner Crew in der Stadt Brandenburg an der Havel ist. Die 73.000-Einwohnerstadt liegt 40 Kilometer westlich von Berlin, wo Beate Timpen ihre Jugend verbrachte und aus der sie ihren berlinerisch-brandenburgerischen Dialekt mitbrachte, als sie nach der Wende nach Moers an den Niederrhein kam.

„Wie sind dort bei einer Karnevalsfeier“, sagt die Prinzessin. „Leider müssen wir schon am 11. Februar zurückzureisen. Dann sind wir zu Gast bei der KG Blau-Silber in Rheinhausen, bei der KG Elfenrat St. Marien in Hochstraß und der KG Elfenrat in Eick. Zum Abschluss besuchen wir die Bürgergemeinschaft Asberg, die an diesem Tag zum Eiersammeln unterwegs ist. Am Samtag vor dem Nelkensamstag ist viel los. Das ist stressig, aber auch schön, wie die ganze Session.“

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