Theaterpremiere in Moers Das Schlosstheater nimmt Kinder mit an einen Ort der Phantasie

Die beiden Freunde Kolja und Petja machen sich auf nach Brasilien, um dem grauen Leningrad zu entfliehen. Da macht es nichts, dass keiner von beiden weiß, wie „Brasilien“ ausgesprochen wird: Hier klingt es wie Vanillin.

 Die Schauspieler Roman Mucha und Patrick Dollas schlüpfen in die Rollen von Petja und Kolja.

Die Schauspieler Roman Mucha und Patrick Dollas schlüpfen in die Rollen von Petja und Kolja.

Foto: Bettina Engel-Albustin / fotoage

Es macht auch nichts, dass die Jungs kein Flugzeug haben. „Ganz einfach“, sagt Kolja, „ich gehe zum Flugplatz und sage bitte und dann gibt man mir eins.“ Petja ist skeptisch, begleitet seinen Freund aber, und schon sind die beiden – und das Publikum – im exotischen Brasilien. Im katholischen Jugendheim St. Barbara in Meerbeck hat das Schlosstheater am Sonntag „Die Reise nach Brasilien“ von Daniil Charms aufgeführt und Kinder und Erwachsene mitgenommen an einen Ort, an dem Realität und Phantasie verschmelzen.

Auf der Bühne stehen Topfpflanzen, durch den Saal läuft ein roter Teppich: ein Rollfeld, eine Spielwiese. Die Zuschauer sitzen auf Bänken an den Längsseiten. So ist man mittendrin statt nur dabei. Bühnenbildnerin Regina Rösing hat einen roten Stern aufgehängt und den Raum kühl gestaltet, in weiß, blau, rot. Sie schafft eine, wie sie es nennt, „sowjetische Grundatmosphäre“. „Der Rest findet im Kopf statt“, sagt sie – wie das Meiste an diesem Stück. Ob Kolja und Petja tatsächlich nach Brasilien reisen, bleibt offen – es gibt nur deutliche Indizien für die eine Interpretation. Im Stück treffen zwei Grundprinzipien aufeinander, die Realität und das Träumen, erklärt die Regisseurin Catharina Fillers. Die beiden arbeiteten teilweise gegeneinander, sagt sie, „aber beide brauchen einander“. Das sieht man besonders an den beiden Freunden, dem Träumer Kolja und dem Skeptiker Petja. „Schau dir mal die Kolibris an“, sagt Kolja. „Wo?“, fragt Petja. „Auf der Kiefer?“ Trotzdem kann Petja sich dem Zauber Brasiliens nicht verschließen. Die beiden Freunde hampeln auf der Bühne und auf dem roten Teppich herum, tanzen, singen auf Russisch und machen eine Kissenschlacht. Sie verstecken sich hinter den erstaunlich vielseitig verwendbaren Topfpflanzen und legen eine kleine Akrobatik-Nummer mit Klappleitern ein. Das Stück ist schnell, leichtfüßig und sehr lustig. Ein Freundschaftsstück, ein phantastischer Roadmovie. Der Spaß, den die Schauspieler Patrick Dollas und Roman Mucha haben, steckt das Publikum an. Auch die Kleinsten schauen gebannt zu. So lautet dann auch das Fazit der Kinder: „Cool! Weil die so lustig waren.“ Roman Mucha, der Petja spielt, sagt: „Man muss einen gemeinsamen Spaß finden. Mit Regie und allen.“ Das ist ihnen bei diesem Stück definitiv geglückt. Aber wie mächtig ist denn nun die Phantasie? „Allmächtig!“, sagt Dollas. Sein Kollege Mucha stimmt zu. „Sie ist grenzenlos“, sagt auch Regisseurin Fillers.

Am 8. und 15. Dezember, am 26. Januar und am 1. März wird das Stück erneut aufgeführt, immer um 15 Uhr im katholischen Jugendheim St. Barbara in Meerbeck.

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