Altes Landratsamt in Moers Moerser Geschichte „live“ erleben

Moers · Am 11. Juni wird die Ausstellung im Alten Landratsamt mit einem Festtag eröffnet. Dauerausstellungen und ein vollgepacktes Veranstaltungsprogram: Was die Besucher erwartet.

 Beim Eintritt in die Dauerausstellung erhalten Besucher einen digital lesbaren Ausweis. An biografischen Terminals können sie sich damit „ausweisen“ und erhalten dann Informationen über historische Personen. 
  Foto: Fotoagentur Ruhr Moers/Bettina Engel-Albustin

Beim Eintritt in die Dauerausstellung erhalten Besucher einen digital lesbaren Ausweis. An biografischen Terminals können sie sich damit „ausweisen“ und erhalten dann Informationen über historische Personen. Foto: Fotoagentur Ruhr Moers/Bettina Engel-Albustin

Foto: Bettina Engel-Albustin | Fotoage

In Teilen wurde es bereits genutzt, doch jetzt kann man die bewegte Moerser Geschichte dort „live“ erleben: Das Alte Landratsamt wird mit einem Festtag am Sonntag, 12. Juni, von 11 bis 18 Uhr eröffnet. Das Gebäude steht wie kein anderes für die wechselvolle Moerser Demokratiegeschichte. Zu erleben sind nun die neue Dauerausstellung zur Kreis Moerser Geschichte des 20. Jahrhunderts sowie zu dem Moerser Kabarettisten und Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch. Vorher waren dort bereits ein Teil der VHS Moers-Kamp-Lintfort und das Kulturbüro angesiedelt.

An dem Tag gibt es im und vor dem Gebäude sowie auf dem Schlossplatz Musik, Lesungen, Führungen und Einblicke in das Gebäude. Zudem stellen die Mitgliedervereine von „Neue Geschichte im Alten Landratsamt“ an Infoständen ihre Arbeit vor. In den Wochen bis zu den Ferien bieten die beteiligten Vereine und das Grafschafter Museum ein Veranstaltungsprogramm unter anderem mit Vorträgen, Lesungen, Führungen und Kino an.

„Das waren Götter. Das waren für uns Herren über Leben und Tod.“ Dieses Zitat über das Landratsamt stammt von dem Holocaust-Überlebenden Karl Coppel aus Neukirchen-Vluyn. Von 1933 bis 1945 war das Gebäude regionale Machtzentrale der Nationalsozialisten: Die Deportationslisten in die Konzentrationslager wurden dort unterzeichnet. Nach dem Ende des Kriegs wirkten Widerstandskämpfer wie Hermann Runge und Ernst Holla als Kreistagsabgeordnete an Versuchen des demokratischen Neubeginns in Moers mit. Die neue Dauerausstellung zeigt Entwicklungen von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts bis zu den Versuchen eines demokratischen und kulturellen Neubeginns.

Eine Ausstellungsabteilung widmet sich Leben und Werk des Kabarettisten und Poeten Hanns Dieter Hüsch – eine beispielhafte Künstlerbiografie, in der sich die politischen, kulturellen und religiösen Tendenzen der jungen Bundesrepublik brechen.

Beim Eintritt in die Dauerausstellung erhalten Besucher einen digital lesbaren Ausweis. Sobald sie in die Nähe eines biografischen Terminals kommen, werden sie aufgefordert, „sich auszuweisen“ und erhalten dann Informationen über historische Personen. Die Hintergründe stammen von Opfern, Tätern und „ganz normalen“ Moerser Menschen. Einen großen Teil der Biografien haben Mitglieder einer Arbeitsgruppe seit 2016 erarbeitet. Die „Bio-Terminals“ wurden zusammen mit der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen entwickelt.

Über Jahrzehnte haben insbesondere der Verein Erinnern für die Zukunft und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit‘ Dokumente und Fotos gesammelt, die nun die Grundlage für die vertiefende, forschende Arbeit sein sollen. In Zusammenarbeit mit der im Alten Landratsamt ebenfalls beheimateten NS-Dokumentationsstelle und dem Vereinszusammenschluss „Neue Geschichte im Alten Landratsamt“ sollen weitere Biografien für die Ausstellung entstehen. Insbesondere Schulkassen sind eingeladen, dort zu forschen. Die Einrichtung des Bereichs wurde mit 69.000 Euro von der NRW-Stiftung gefördert. Rund 24.000 Euro haben die Mitgliedervereine aufgebracht.

Informationen zum Alten Landratsamt gibt es auf www.grafschafter-museum.de. Kontakt: 02841 201 68200. Vom 12. bis 26. Juni ist das Alte Landratsamt Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag 11 bis 18 Uhr geöffnet. Ab 27. Juni sind die Ausstellungen dienstags bis donnerstags 10 bis 13 Uhr und Sonntag 11 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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