Moers Dankeschönkonzert für Stifter des neuen Flügels

Moers · Das Trio Sorrentino gab ein Konzert in der Stadtkirche, die sich nach der Renovierung zu einem außergewöhnlichen Konzertsaal entwickelt hat.

 Dankeschön-Matinee, ev Stadtkirche

Dankeschön-Matinee, ev Stadtkirche

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die musikalische Schönheit des Walzers Nummer 2 aus der Suite für Varieté-Orchester blieb lange verborgen. Dmitri Schostakowitsch hatte diesen 1956 für den sowjetischen Film „Die erste Staffel“ geschrieben, der nie in der westlichen Welt gezeigt wurde. Dort wurde er erst bekannt, als der Regisseur Stanley Kubrick diesen Walzer ein zweites Mal als Filmmusik einsetzte, als er 1999 damit seinen Streifen „Eyes Wide Shut“ unterlegte. Kurz darauf entdeckte der Geiger André Rieu diesen Walzer, um diesen als seine Erkennungsmelodie zu wählen und so zu einem Standard der Salonmusik zu machen. Am Tag der Deutschen Einheit spielte das Trio Sorrentino den Walzer Nummer 2 in der Stadtkirche, deren Schicksal Parallelen zu diesem Musikstück aufweist. Ihre architektonische Schönheit blieb lange verborgen, bis im Mai 2016 die Renovierung abgeschlossen war. Seitdem entdecken die Moerser sie nicht nur als besonderes Gotteshaus, sondern auch als außergewöhnlichen Konzertsaal.

Zu diesem Gotteshaus und Konzertsaal gehört nicht nur eine Orgel, sondern auch ein Konzertflügel. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagte Martin Franz, Pianist, Sprecher und Moderator des Trios Sorrentino. „In vielen Kirchen befinden sich verstimmte Klaviere, aber keine wohltemperierten Flügel.“ Kostet ein gutes Instrument, wie es jetzt vom japanischen Klavierhersteller Kawai in der Stadtkirche steht, doch 40.000 Euro.

Diesen Betrag stifteten die Moerser, die das Potential des Gotteshauses als Konzertsaal sehen. Als große Spender waren es der Rotary Club Moers und der Rotary Club Grafschaft Moers, der Lions Club Moers sowie die Volksbank Niederrhein, die in den letzten zwei Jahren sammelten. „Außerdem gab es großzügige private Einzelpersonen“, sagte Pfarrer Torsten Maes, bevor er das Dankeschönkonzert am Mittwoch eröffnete, zu der alle Stifter eingeladen waren. „Allen Spendern ein großes Dankeschön.“

Die Spender durften ein besonderes Konzert erleben, das Konrad Göke, der Organisator, mit der Violinistin Christiane Schwarz und dem Cellisten Wolfgang Schindler, die beide bei den Duisburger Philharmonikern spielen, sowie dem Pianisten Martin Franz zusammengestellt hatte. Sie hörten klassische Kompositionen, wie den fünften ungarischen Tanz von Johannes Brahms, den Konzertwalzer „Gold und Silber“ von Franz Lehar oder das „Da Capo“ des rumänischen Komponisten und Violinisten Georg Boulanger.

Sie vernahmen „leichte“ Salonmusik, wie den 50er-Jahre-Schlager „Frühling in Sorrent“ von Gerhard Winkler. Oder sie genossen Filmmusik, beispielsweise die Schlager von Theo Mackenson „Bel Ami“ und „Nur nicht aus Liebe weinen“, der durch Zarah Leander populär wurde, und natürlich den Walzer Nummer 2 aus der Suite für Varieté-Orchester von Dmitri Schostakowitsch. Dieser zeigt eine ganz andere Seite des modernen russischen Komponisten, der mit seinen antistalinistischen Symphonien 4, 5 und 6 Musikgeschichte schrieb.

280 Zuhörer zeigten sich begeistert und applaudierten am Ende des Dankeschönkonzertes lange. Sie können sich auf das nächste Konzert freuen, das am Sonntag in der Stadtkirche gegeben wie, jeden ersten Sonntag im Monat um 17.00 Uhr. Am 7. Oktober ist es ein Konzert zum Erntedankfest, unter anderem mit den Rückertliedern von Gustav Mahler.

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