Gelderner am Schlosstheater in Moers Damian Popp inszeniert Rosa von Praunheim

Moers · Damian Popp arbeitet als freier Regisseur. Sein aktuelles Engagement führte ihn ans Schlosstheater, wo er Rosa von Praunheims „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ uraufführt. Warum er das Moerser Theater gut kennt.

 Damian Popp führt erstmals am Schlosstheater Regie. Die Uraufführung von „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ feiert Freitag Premiere im Schloss.

Damian Popp führt erstmals am Schlosstheater Regie. Die Uraufführung von „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ feiert Freitag Premiere im Schloss.

Foto: Norbert Prümen

Theaterbühnen sind seine persönlichen Landmarken: Moers im Oktober, Rostock im Dezember, Gera im Januar und Lüneburg im März. Dorthin führen den jungen Theaterregisseur die Engagements in den kommenden Monaten. „Jetzt fängt es richtig an. Ich habe im Studium an der Folkwang-Universität schon Stücke inszeniert, aber das ist eine ganz andere Nummer“, betont der 34-Jährige, der im April 2021 das Regie-Studium abgeschlossen hatte. Vier Produktionen im Jahr plant er fest ein. Für die aktuelle in Moers aber hat er ein anderes Engagement an einem größeren Haus abgesagt. Das Schlosstheater kennt Damian Popp schon seit seinen Schul- und Jugendzeiten. „Wenn wir meine Tante in Moers besucht haben, ging es immer auch ins Theater“, erzählt der Regisseur, der in Rheinberg zur Welt kam und in Walbeck aufwuchs.

„Ich hätte am Schlosstheater gerne meine Abschlussarbeit für die Folkwang-Universität inszeniert. Das hat leider nicht funktioniert. Ich war für die Spielzeit zu spät dran.“ Das Theater vergaß den jungen Regisseur aber nicht und lud ihn ein, in der aktuellen Saison ein Stück in Moers zu inszenieren: „Zwei Fleischfachverkäuferinnen“ von Rosa von Praunheim. „Noch einen Praunheim?“, war Damian Popps erste Reaktion. Denn im Januar nächsten Jahres bringt er in Gera ebenfalls ein Stück des Kult-Regisseurs auf die Bühne: „Hitlers Ziege und die Hämorrhoiden des Königs.“ Doch das Schlosstheater bot eine Uraufführung, weshalb Popp die Herausforderung annahm: „Moers hat ein so kleines Ensemble und macht trotzdem unglaublich mutiges und politisches Theater. Die Schauspieler stecken voller Spielfreunde und wollen die wichtigen Themen aufrollen und verhandeln. Das ist spannend.“

Und auch das Publikum in der Grafenstadt habe einen besonderen „Lebensflow“. Es sei direkt, ein bisschen ruppig und charmant zugleich, sagt Popp, der für die Zeit der Inszenierung nach Moers gezogen ist. Praunheims Stück über die Fleischfachverkäuferinnen, das am Freitag, 14. Oktober, im Schloss uraufgeführt wird, sei eine irrwitzige Komödie, fast schon eine Farce und spreche doch wichtige politische Themen an. „Es gibt aber keine Kern-Message, die als Moral am Ende des Stückes steht. Es gibt dennoch viel zu entdecken“, erläutert Damian Popp, der Praunheim in Berlin persönlich traf. „Nachdem wir uns die Rechte beim Verlag erkämpft hatten, schrieb Rosa von Praunheim eine Nachricht, dass er uns gerne kennenlernen möchte. Also sind Jonas Schilling und ich nach Berlin gefahren“, erzählt Popp.

Der Filmemacher, bekannt als einer der Vorreiter der Homosexuellenbewegung, sei lieb und charmant gewesen, berichtet der Theaterregisseur. „Bei ihm stehen die Wände voller Videos und DVD. Er hat uns an dem Tag sein Atelier gezeigt und viel gefragt. Es waren keine oberflächlichen Fragen.“ Jonas Schilling hat die Musik für die Uraufführung komponiert, denn Praunheim lässt seine Fleichfachverkäuferinnen im Stück gerne singen. Zwölf Songs unterschiedlicher Genres sind entstanden. Popp kennt Schilling bereits seit Studienzeiten in Mainz. Dort studierte der Walbecker von 2011 bis 2014 zunächst Theater- und Musikwissenschaft, bevor er sich gegen die Theorie und für die Praxis entschied.

Die Praxis führte Popp in Moers zu Recherchezwecken sogar in mehrere Metzgereien. „In einer Naturmetzgerei haben wir mit dem Chef und den Verkäuferinnen gesprochen“, erzählt er. In einer anderen liehen sich die Theaterleute Haken, Beile und Schalen aus – für das Bühnenbild, versteht sich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort