Humorfest in Moers Comedy Arts startet mit Polit-Kabarett

Moers · Drei politische Kabarettisten haben die 46. Ausgabe des Humorfests eröffnet. Anny Hartmann erhielt den Preis der Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein. Wie es am Samstag und Sonntag weitergeht.

 Anny Hartmann, Cristian Ehring und HG. Butzko  lieferten sich einen Schlagabtausch.

Anny Hartmann, Cristian Ehring und HG. Butzko  lieferten sich einen Schlagabtausch.

Foto: Norbert Prümen

Anny Hartmann, HG. Butzko und Christian Ehring hatten Redebedarf. Und nach zweieinhalb Jahren, in denen die schlechten Nachrichten dominierten, hatten die drei Kabarettisten viel aufzuarbeiten: Corona, Klima und Krieg. Das taten sie auf Einladung von Carsten Weiss, künstlerischer Leiter des Comedy Arts Festivals, am Donnerstagabend in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften Eventhalle am Solimare. „Immer wenn man glaubte, es kommt nichts mehr, war die nächste Katastrophe schon da“, begründete Weiss, warum er sich und dem Publikum zur Eröffnung des ersten Humorfestivals unter seiner künstlerischen Leitung politisches Kabarett gegönnt hatte. „Sie erleben Premiere und Derniere zugleich. Den Abend wird es nur einmal geben“, sagte extra3-Moderator Christian Ehring. Die Kabarettisten hatten sich auf das Experiment „Drei Pfund Wahnsinn to go“ als Wunsch-Konstellation des neuen künstlerischen Leiters eingelassen.

„Er hat uns zusammengewürfelt. Hier ist nichts geprobt. Geprobt ist feige“, sagte der Kabarettist Ehring. Das Trio brauchte zu Beginn zwar ein Weilchen, bis es sich in dieser neuen Konstellation warm gelaufen hatte, doch dann folgte ein reger Schlagabtausch, der die Gehirnzellen der Zuschauer zum Mitdenken herausforderte. Spitze auf Spitze kitzelte die Aufmerksamkeit. Dabei erfuhr das Publikum, dass politisches Kabarett nicht einfach sei. Warum? „Weil so viele Regierende keine Politik mehr machen.“ Das hinderte Hartmann, Butzko und Ehring aber nicht, die politische Lage bis ins Feuilleton der Tageszeitungen zu durchleuchten: die German Angst war ebenso Thema wie der Tod von Queen Elisabeth. HG Butzko zitierte aus „Ein Wintermärchen“ und fragte sich, wieso Heinrich Heine eigentlich Olaf Scholz kennen konnte, während Christian Ehring feststellte, dass die englische Königsfamilie doch auch nur eine öffentliche Familie wie die Wollnys sei, bevor er am auf der Bühne stehenden Piano das musikalische Geständnis „Ich zahle Steuern“ ablegte. Beim Thema Corona-Pandemie forderte ihn das Publikum durch Zwischenrufe zur Interaktion heraus. Er bewies Spontanität und Schlagfertigkeit. Seit Donnerstag wissen die Humorfans außerdem, dass die Geschichte des Klimawandels eine Geschichte voller Missverständnisse sei.

„Wir sind selber schuld“, witzelte Kabarettistin Anny Hartmann. „Jahrelang hat man den Kindern gesagt: Wenn Ihr aufesst, gibt es schönes Wetter. Heute haben wir Hitzesommer und dicke Kinder.“ Hartmann wechselte vom Comedy-Fach ins politische Kabarett. Während ihres Studiums der Volkswirtschaftslehre (Diplom im Jahre 2000) lernte sie das Handwerkzeug, um manche Scharade der Finanzwirtschaft zu durchblicken. Später entdeckte sie ihre Freude an der Auseinandersetzung mit politischen Themen. Diese Entwicklung war der Kulturstiftung der Sparkasse am Niederrhein eine Auszeichnung wert. Hartmann erhielt den Comedy-Arts-Preis, den die Stiftung bereits seit 1991 vergibt. Ob Klima, Corona oder Krieg, die von Carsten Weiss eingeladenen Künstler waren gut vorbereitet und in die Materie eingearbeitet – wobei HG Butzko, der seit 25 Jahren auf den Kabarettbühnen unterwegs ist, also schon zu einer Zeit als Altkanzler Helmut Kohl „blühende Landschaften“ versprach, wohl den schwierigsten Part in der kabarettistischen Auseinandersetzung mit dem Weltgeschehen hatte: Krieg. Denn: „Das erste Opfer im Krieg ist immer die Wahrheit“, wie er betonte, um dann hinzuzufügen: „Putin schafft es, dass ich dankbar bin, von Olaf Scholz regiert zu werden.“

Am Samstag und Sonntag geht Comedy Arts weiter. Mehr unter www.comedyarts.de

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