Verkehr in Moers Busfahrer sollen Knöllchen verteilen

Moers · Nach Berliner Vorbild will Ratsfrau Gabriele Kaenders erreichen, dass verstärkt gegen Falschparker vorgegangen wird, die in Haltestellen parken und barrierefrei Zugänge versperren.

 Ein Niag-Bus. Jetzt sollen auch Fahrer Knöllchen schreiben.

Ein Niag-Bus. Jetzt sollen auch Fahrer Knöllchen schreiben.

Foto: Achim von Allwörden

Schlechte Nachricht für notorische Falschparker: Ein Ticket fürs verbotene Autoabstellen in einer Bushaltestelle könnte es in Moers demnächst nicht nur von Polizeibeamten und Ordnungsamtsmitarbeitern, sondern auch vom Busfahrer geben. In Berlin ist das jedenfalls möglich, seit 2015 schon. Dort schreiben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) selbst Knöllchen. Der Strafzettel, der auf eine Anzeige bei der Polizei verweist, ist mit dem Spruch „Sie haben Parkplatzprobleme? Fahren sie doch mal mit uns“ bedruckt. Per Kreuzchen wird außerdem das Verkehrsvergehen dokumentiert: Parken im Haltestellenbereich oder Halten auf Bussonderstreifen zum Beispiel. Gemeinsam mit der Berliner Senatsverwaltung wurden ein entsprechendes Verfahren abgestimmt und BVG-Mitarbeiter ausgebildet. Das Bußgeld erhebt nach wie vor die Bußgeldstelle der Polizei.

Ratsfrau Gabriele Kaendres (Linke) kann sich so eine Regelung auch für die Grafenstadt vorstellen und hat in der letzten Stadtratssitzung einen entsprechenden Prüfantrag gestellt. Verstöße gegen Halte- und Parkverbote in und an Bushaltestelle beobachte sie nämlich immer wieder, sagt Kaenders. „Speziell die Bushaltestelle der Linie 921 am Moerser Bahnhof Richtung Innenstadt wird in den Abendstunden auf Dauer von Fahrzeugen zugeparkt, deren Fahrer die anliegenden Imbissbuden frequentieren. Die beste barrierefreie Bushaltestelle nutzt dann nichts. Dann muss der Bus entweder auf der Straße halten oder kann nicht nah genug an die Bordsteinkante fahren – in beiden Fällen haben Menschen mit Mobilitätseinschränkung kaum die Möglichkeit, gefahrlos den Bus zu besteigen oder zu verlassen.“

Zum Hintergrund: Anfang November hat der Stadtentwicklungs-, Planungs- und Umweltausschuss beschlossen, in Anlehnung an den neuen Nahverkehrsplan des Kreises 17 weitere Haltestellen in Moers im nächsten Jahr barrierefrei umbauen. Vor allem bei „taktilen Elementen“ gibt es Nachholbedarf. Damit sind Leitstreifen und genoppte Einstiegsfelder für Sehbehinderte gemeint. 28 von insgesamt 224 Haltestellen in städtischer Verantwortung verfügen derzeit über solche Einstiegsfelder, Leitstreifen sind neunmal, sogenannte Auffindestreifen nur fünfmal vorhanden.

In Anbetracht der Tatsache, dass Polizei und Ordnungsamt in Moers aufgrund der personellen Ausstattung der Lage in Bezug auf Parkverstöße nicht Herr werden können, solle geprüft werden, ob die Vorgehensweise in Berlin ebenfalls auf den Bereich der Niag in Moers übertragen werden kann, sagt Kaenders. Bei den Niederrheinischen Verkehrsbetrieben (Niag) hält man das jedenfalls nicht für komplett ausgeschlossen. „Wir sind jederzeit bereit, entsprechende Möglichkeiten zu prüfen“, sagt Tobias Jakubowski, zuständig für den Bereich Busbetrieb. „Von unseren Fahrern bekommen wir regelmäßig Meldungen über Parkverstöße. Das betrifft allerdings nicht nur den Bahnhof, sondern alle innerstädtischen Haltestellen.“

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