Kultur in Moers Wie Moerser die Pandemie erlebt haben
Moers · Buchvorstellung: Moerser schrieben über ihre Sorgen, Ängste und die Probleme im Alltagsleben.
Moers und Corona. Wie haben die Moerser die Pandemie und die damit verbunden Ängste und Einschränkungen empfunden? Das wollte der ehemalige Fachbereichsleiter der Volkshochschule Moers/Kamp-Lintfort Ulrich Steuten wissen. Er regte im letzten Jahr ein Buchprojekt an, bei dem Betroffene ihren Erfahrungen in mehr oder weniger langen Texten Ausdruck geben konnten.
Mit Erfolg. Das Buch ist Anfang 2022 unter dem Titel „Zeiten der Pandemie – Moers schreibt ein Buch“ erschienen. Jetzt haben Steuten (aus aktuellem Anlass an diesem Abend nur per Video-Konferenz), einige Autoren und der Schlosstheater-Schauspieler Patrick Dollas die Ergebnisse bei einer Lesung im „Zentrum für urbanes Zusammenleben“ im Wallzentrum vorgestellt. Die Musiker Rainer Spallek und Andreas Pasieka begleiteten die Lesung.
„Ich habe mich an dieser Buch-Aktion beteiligt, weil ich schon länger Gedichte und Kurzgeschichten über Lebenslandschaften schreibe“, erklärte die 62-jährige Yvonne Papke, eine der Vorleserinnen an diesem Abend. „Und weil ich, wie viele andere Moerser auch, zu diesem Thema etwas zu sagen hatte.“ Sie las bei der Veranstaltung gleich zwei ihrer Buchbeiträge, ein Gedicht und die Schilderung einer Begegnung mit einer an Multipler Sklerose erkrankten Frau, die wegen der coronabedingten Einschränkungen nicht mehr an ihrer bisherigen Physiotherapie-Maßnahme teilnehmen konnte. „Diese Begegnung“, so erklärte sie, „hat mich wehmütig gemacht, mir aber gleichzeitig auch gezeigt, dass in diesem Leben nicht alles selbstverständlich ist“.
Nicht weniger wehmütig erlebte Gisela Böcker die Pandemie in ihrem Buchbeitrag „Brief an das neue Jahr“. „Weißt du wie das ist, wenn das Leben von heute auf morgen aus den Fugen gerät? Wenn man seine Freunde hinter den Masken nicht mehr erkennt? Die dadurch entstehende Einsamkeit macht die Menschen reizbar, aber vielleicht auch ein bisschen demütiger“, beschrieb sie die Eindrücke der letzten Monate in ihrem Lesebeitrag. Einen eher pragmatischen Einblick in die Pandemie-Krise lieferte dagegen Marieke Huber. Mit viel, wenn auch manchmal etwas sarkastischem Humor schilderte sie die Situation ihrer kleinen Familie während der Zeit, als die Schulen geschlossen waren und sogenanntes Homeschooling angesagt war. „Von diesem Zeitpunkt an gab es für uns alle kein Wochenende mehr“, berichtete sie. „Ständig gab es Streitigkeiten zum Sinn und Zweck der Hausaufgaben.“ Aber man habe auch viele schöne gemeinsame Ausflüge per Fahrrad unternommen und dabei zahlreiche bisher unbekannte Gegenden in der Region kennen gelernt.
Als Ergänzung für die nicht anwesenden an dem Moerser Corona-Buch beteiligten Autoren lasen an diesem Abend Ulrich Steuten per Bildschirm und Patrick Dollas vor Ort noch weitere beindruckende Geschichten zu all den coronabedingten Auswirkungen auf unser alltägliches Leben.
Das Buch „Zeiten der Pandemie – Moers schreibt ein Buch“ enthält auf 143 Seiten rund 30 literarische Beiträge von Moerser Bürgerinnen und Bürger über ihre persönlichen Erlebnisse mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Es ist in der Moerser Barbara-Buchhandlung, Burgstraße 3, erhältlich.