Moers Bodenschwellen sollen Autos bremsen

Moers · Bisher hat Moers auf „Berliner Kissen“ verzichtet. Das soll sich ändern. Anwohner der Jockenstraße hoffen auf die Fahrbahnhuckel. Sie haben sich mit einem Bürgerantrag an die Stadt gewandt.

 „Berliner Kissen“ an einem Straßenübergang in Leverkusen.

„Berliner Kissen“ an einem Straßenübergang in Leverkusen.

Foto: Schütz, Ulrich (us)

In anderen Städten sind sie längst gang und gäbe: Bodenschwellen, die Autofahrer, denen an ihren Stoßdämpfern gelegen ist, zum Drosseln des Tempos zwingen. In Moers gibt es solche „Huckel“ zum Leidwesen vieler Bürger noch nicht. Es gilt ein politischer Grundsatzbeschluss, darauf zu verzichten. Er soll jetzt gekippt werden. Die Verwaltung bereite zu dem Thema eine Vorlage vor, sagte Stadtsprecher Thorsten Schröder. Sie sei bereits überfällig, solle aber im ersten Halbjahr 2019 auf die politische Tagesordnung kommen.

Verzichtet wurde bisher auf die im Fachjargon „Berliner Kissen“ genannten Schwellen, weil Verwaltung und Politik befürchteten, dass Bürger massenhaft Straßenabschnitte melden, an denen Autos ihrer Meinung nach zu schnell unterwegs sind. Zum Allheilmittel gegen Raser sollen die Kissen allerdings auch künftig nicht werden, betonte Schröder. „Dennoch könnte es Stellen im Stadtgebiet geben, wo sie sinnvoll wären.“ Im Gespräch waren sie zum Beispiel im vergangenen Jahr, als massive Beschwerden über „Autorennen“ auf der Lindenstraße in Meerbeck laut wurden. Aufgrund des Grundsatzbeschlusses wurden an der Lindenstraße inzwischen „nur“ flexible Poller installiert. Und jüngst hat das Bündnis für Moers beantragt, zu prüfen, ob „sogenannte Drempel oder Berliner Kissen“ geeignete Mittel für den Länglingsweg in Schwafheim seien, wo Anwohner seit langer Zeit über zu schnellen Durchgangsverkehr klagen.

 Sie sind besorgt um ihre eigene Sicherheit und die der Kinder in der Nachbarschaft: Anwohner der Jockensraße und Liebrechtstraße. Insgesamt 97 haben einen Bürgerantrag unterstützt.

Sie sind besorgt um ihre eigene Sicherheit und die der Kinder in der Nachbarschaft: Anwohner der Jockensraße und Liebrechtstraße. Insgesamt 97 haben einen Bürgerantrag unterstützt.

Foto: Josef Pogorzalek

Auch in Utfort hoffen Bürger auf die Berliner Kissen. 97 Anwohner der Jockenstraße und Liebrechtstraße haben dazu einen Bürgerantrag eingereicht. Vor einem Jahr war dies schon, und die Utforter sind verärgert, weil ihr Antrag noch immer nicht behandelt worden sei. Thorsten Schröder begründet dies mit dem noch geltenden Grundsatzbeschluss: „Nach dem jetzigen Stand der Dinge müssten wir den Antrag einfach abweisen. Aber wir wollen den Leuten eine faire Chance geben und uns inhaltlich damit auseinandersetzen.“

Was nicht bedeutet, dass der Wunsch der Utforter erfüllt werde. Denn nicht der subjektive Eindruck der Menschen sei entscheidend, sondern die Ergebnisse von Messungen und Verkehrszählungen – und die hätten für die Jockenstraße bisher nicht auffälliges ergeben. Bei Messungen im Juni 2018 seien maximal 295 Fahrzeuge pro Tag gezählt worden. Die Durchschittsdgeschwindigkeit im Tempo-30-Bereich habe 29,5 km/h, die maximale Geschwindigkeit 44 km/h betragen. „Aus Sicht der Verwaltung ist das vorbildlich.“ Allerdings seien an der Liebrechtstraße keine Messungen erfolgt.

Die Anwohner beklagen, dass ihre Straßen (teils Tempo 30 , teils verkehrsberuhigt) als schnelle Alternativstrecke genutzt werden, wenn sich der Verkehr auf der Rheinberger Rheinberger Straße staut – was nicht selten ist. Und die Utforter befürchten, dass alles noch schlimmer wird, wenn das Edeka-Center samt Verwaltung an der Rheinberger Straße den Betrieb aufnimmt. In „vorauseilendem Gehorsam“ werde die Stadt keine Maßnahmen für die Jockenstraße und Liebrechtstraße ergreifen, sagte dazu Thorsten Schröder. „Sobald Edeka geöffnet hat, werden wir uns die Verkehrssituation aber genau angucken.“

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