Blindgänger-Verdacht am Krankenhaus in Moers Bethanien droht eine Evakuierung

Moers · Auf einer Baustelle auf dem Gelände des Moerser Krankenhauses liegt möglicherweise ein Blindgänger aus dem Krieg im Boden. Patienten, deren Behandlung nicht akut notwendig ist, werden vorläufig nicht aufgenommen.

 Blick über die Klever Straße auf das Bethanien-Krankenhaus. Auf dem Gelände im Vordergrund soll eine Pflegefachschule entstehen.

Blick über die Klever Straße auf das Bethanien-Krankenhaus. Auf dem Gelände im Vordergrund soll eine Pflegefachschule entstehen.

Foto: Norbert Prümen

Wie räumt man kurzfristig eine Klinik mit insgesamt 519 Betten? Mit dieser Frage müssen sich derzeit die Stadt und das Krankenhaus Bethanien befassen. Ob eine Evakuierung tatsächlich notwendig wird, steht allerdings noch nicht fest. Das stellt sich voraussichtlich im Laufe der Woche vom 14. bis zum 20. Februar heraus. Dann stehen Sondierungsarbeiten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der Bezirksregierung Düsseldorf auf einer Baustelle auf dem Krankenhausgelände an. Noch gibt es lediglich einen Verdacht, dass dort ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden liegen könnte.

Der Verdacht habe sich bei der Auswertung von Luftbildern aus dem Zweiten Weltkrieg ergeben, sagte am Dienstag Stadtsprecher Klaus Janczyk. „Es liegt aktuell keine Gefahrensituation vor“, betonte er. Sogenannte Verdachtsfälle und deren Überprüfung im Vorfeld von Bauarbeiten seien völlig normal. Es sei auch unmöglich einzuschätzen wie wahrscheinlich es sei, dass sich der Verdacht erhärte.

Ungewöhnlich sei allerdings, dass – sollte tatsächlich ein Blindgänger gefunden und eine Entschärfung erfolgen – nicht nur Wohnhäuser und Firmengebäude (darunter die Niag-Zentrale an der Rheinberger Straße) in der Nähe evakuiert werden müssen, sondern ein ganzes Krankenhaus sowie das Seniorenstift Bethanien. „So etwas hatten wir noch nie“, sagte Janczyk.

Wegen der drohenden Evakuierung hat das Krankenhaus bereits seit Montag die Aufnahme sogenannter elektiver Patienten (solcher, die nicht akut behandelt werden müssen) ausgesetzt. Damit soll sichergestellt werden, dass so wenige Menschen wie möglich im Falle des Falles aus dem Krankenhaus gebracht werden müssen. Die betroffenen elektiven Patientinnen und Patienten „werden persönlich über die weitere Vorgehensweise informiert“, teilte das Krankenhaus mit. Die Wiederaufnahme der Versorgung von elektiven Patienten werde voraussichtlich zu Beginn der achten Kalenderwoche, also ab 21. Februar, wieder möglich sein. „Die Notfallversorgung sowie die Versorgung von Schwangeren und Kindern wird bis auf weiteres fortgesetzt“, hieß es in der Pressemitteilung des Krankenhauses weiter.

Auf dem Bethanien-Gelände wird derzeit ein neues Bettenhaus gebaut, darüber hinaus soll bis zum Herbst 2023 ein neues Gebäude für eine Pflegefachschule entstehen. Wo genau der Verdachtsfall festgestellt wurde, ließen Stadt und Krankenhaus offen. Man wolle vermeiden, dass das Gelände zur „touristischen Attraktion“ werde, sagte Stadtsprecher Klaus Janczyk. Das Krankenhaus machte auch keinerlei Angaben darüber, wie eine mögliche Evakuierung ablaufen könnte und wie viele Patienten voraussichtlich betroffen wären. Dies seien Themen, die derzeit besprochen werden, hieß es aus der Bethanien-Pressestelle. Allerdings lägen am Bethanien auch Notfallpläne vor, deren Ablauf regelmäßig geprobt werde. Dies sei in Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen Standard.

Klaus Janczyk betonte, dass die Stadt bei Bedarf Räumlichkeiten anbieten werde, die während der Evakuierung von betroffenen Personen aufgesucht werden können. Dies sei bei Bombenentschärfungen üblich. Auch bei der zeitweiligen Unterbringung von Bewohnern des Seniorenstifts könne die Stadt organisatorisch helfen. Um die Unterbringung von bettlägerigen und pflegebedürftigen Patienten müsse sich das Krankenhaus aber in erster Linie selbst kümmern.

Evakuierungen von Krankenhäusern sind selten, kommen aber vor. So wurden 2013 nach einem Bombenfund am St.-Anna-Krankenhaus in Duisburg-Huckingen 91 Patienten mit Rettungswagen in andere Kliniken gebracht. Einige nicht verlegungsfähige Patienten wurden währen der Bombenentschärfung allerdings weiterhin von Ärzten und Pflegekräften betreut.

Während die Evakuierung am St. Anna in Duisburg vorbereitet werden konnte, musste es im Februar 2009 am St.-Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort ganz schnell gehen: Nach einer Bombendrohung wurden dort sämtliche 280 Patienten kurzfristig auf andere Krankenhäuser und in Hallen verteilt. 500 Helfer waren damals im Einsatz. Eine Bombe fand die Polizei nicht.

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