Moers Moers bekommt mehr Tempo-30-Zonen

Moers · Der Fachdienst Verkehr im Rathaus arbeitet an einem Konzept zur Drosselung der Höchstgeschwindigkeit auf Hauptverkehrsstraßen. Welche Straßen infrage kommen, soll bis zum Herbst feststehen.

In Wohnvierteln ist Tempo 30 in Moers bereits die Regel. Nun wird im Rathaus darüber nachgedacht, es auch auf Hauptverkehrsstraßen weiter zu verbreiten. "Wir möchten am Puls der Zeit bleiben", sagt Nadine Beinemann, Leiterin des Fachdienstes Verkehr bei der Stadtverwaltung. Tempo 30 in Innenstädten liegt im Trend. Viele Verkehrsexperten sprechen sich dafür aus, diese Höchstgeschwindigkeit innerorts zum Standard zu erheben. Ähnlich haben sich der Wissenschaftliche Beirat des Bundesministeriums für Verkehr, das Umweltbundesamt sowie das Europäische Parlament geäußert. Viele Kommunen überlegen, wie sie die Ideen umsetzen können.

Welche Straßen beziehungsweise Straßenabschnitte für die Tempodrosselung in Moers infrage kommen, steht noch nicht fest. Auf jeden Fall kann es nur um städtische Straßen gehen, Landstraßen bleiben außen vor. Derzeit werde ein Kriterienkatalog für die Beurteilung der Hauptverkehrsstraßen entwickelt, sagt Nadine Beinemann. Ist die Straße schmal oder breit, wie sieht die Randbebauung aus, gibt es Unfallhäufungsstellen, wird sie von Linienbussen und Radfahrern genutzt - um solche und ähnliche Aspekte geht es. Auf großen, breiten Straßen sei eine Temporeduzierung schwer durchzusetzen, sagt Nadine Beinemann. "Ich könnte niemals eine ganze Römerstraße zur Tempo-30-Zone machen." Auch das Anpassen der "grünen Welle" wäre dort mit hohem Aufwand verbunden.

Dass nicht alle Autofahrer Hurra schreien, wenn sie von "Bleifuß" auf "Bremsen" umschalten müssen, ist klar. Deshalb macht man sich im Rathaus Gedanken über die Akzeptanz einer Tempo-30-Einführung. Grundsätzlich müsse der "örtliche Straßeneindruck" der geltenden Höchstgeschwindigkeit entsprechen, heißt es in einem Verwaltungspapier für den Stadtenwicklungsausschuss. Deshalb werden "begleitende Maßnahmen" für die Tempo-30-Einführung vorgeschlagen: "die Entfernung der Mittelmarkierung, das Aufstellen von Mittelinseln, die Neuordnung der Parkstände, die Aufstellung eines Geschwindigkeitsdisplays oder verstärkte Geschwindigkeitsüberwachungen".

Neben der Polizei und der Straßenverkehrsbehörde bezieht die Stadt auch die Niag in ihre Überlegungen ein. Die Niag müsste eventuell ihre Fahrpläne anpassen. Allerdings bringe der Wechsel auf Tempo 30 keinen großen Zeitverlust mit sich, er betrage ungefähr zwei Sekunden auf je 100 Meter. Das liege daran, dass sich der Verkehr in Tempo-30-Abschnitten "verstetige", sagt Nadine Beinemann, er fließe einfach gleichmäßiger. Dies habe eine breit angelegte Untersuchung in Berlin gezeigt. Dort gilt Tempo 30 bereits an 536 von insgesamt 3167 Kilometern des Hauptverkehrsstraßennetzes (17 Prozent), an 164 Kilometern (fünf Prozent) gilt Tempo 30 nachts aus Lärmschutzgründen. Insgesamt sind drei Viertel der 5400 Straßenkilometer in der Bundeshauptstadt Tempo-30-Zonen.

Rund sechs Monaten dauert es laut der Studie, bis sich die Autofahrer an die neue Regelung gewöhnen und die Geschwindigkeit dauerhaft sinkt. Die Anwohner freuten sich über weniger Lärm und bessere Luft und fühlten sich sicherer beim Überqueren der Straße. Es gebe auch Hinweise auf eine positive Entwicklung der Verkehrssicherheit zum Beispiel für Radfahrer.

Dass viele Moerser sich mehr Tempo-30-Bereiche wünschen, wisse man im Rathaus aufgrund der Wünsche, die immer wieder aus der Bürgerschaft oder der Politik, herangetragen würden, sagt Nadine Beinemann.

"Derzeit haben wir Anfragen für die Lintforter Straße, die Asberger Straße, die Essenberger Straße und die neu ausgebaute Kranichstraße." Gerade an frisch sanierten Straßen beklagten sich Anwohner häufiger über Raser.

Bis zum Herbst will Nadine Beinemann zusammen mit ihren Kollegen Vorschläge für Tempo-30-Kandidaten unter den Hauptverkehrsstraßen erarbeiten. Das letzte Wort hat dann die Politik.

(RP)
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