Moers Modernes Wohnhaus in historischer Hülle

Moers · Die Familie Buchholtz hat ein denkmalgeschütztes Gebäude aus dem 17. Jahrhundert an der Fieselstraße mit großem Aufwand saniert.

 Erika (links), Saskia und Thomas Buchholtz vor ihrem Haus an der Fieselstraße 28.

Erika (links), Saskia und Thomas Buchholtz vor ihrem Haus an der Fieselstraße 28.

Foto: Klaus Dieker

Die Kinderschuhe stammen wohl aus der Zeit um 1900. Das Leder ist ausgetrocknet und knochenhart. Warum sie jemand in einem Hohlraum einer Balkendecke versteckt hat - es bleibt ein Geheimnis. Bauarbeiter haben die Schuhe, wie auch eine alte Blockflöte, in einem Haus entdeckt, das zu den ältesten in Moers gehört. Es liegt an der Fieselstraße 28 und wurde gegen 1640 errichtet. Damit gehört es zu den wenigen erhaltenen Gebäuden aus der Blütezeit der Stadt unter den Oraniern.

Mehrere historische Häuser an der Haagstraße und der Fieselstraße sind mittlerweile saniert und vor dem Verfall bewahrt worden. Der ehemalige Moerser Stadtarchivar Peter Hostermann hat sich mit der Rettung einiger Gebäude an der Fieselstraße verdient gemacht. An der Fieselstraße 28 folgt Familie Buchholtz dem Beispiel. Erika Buchholtz ist Steuerberaterin, Mitglied im Stiftungsrat des Bethanien-Krankenhauses und Schatzmeisterin des Kulturausschusses Grafschafter Karneval. Ihr Mann Thomas Buchholtz ist Diplom-Ökonom, Tochter Saskia Buchholtz war 2010 erste Brunnenkönigin in Asberg und steht kurz vor dem Abschluss der Ausbildung zur Steuerberaterin. Sie ist Bauherrin an der Fieselstraße 28.

Bereits vor zwei Jahren hat die Familie das Haus erworben. Die ehemalige, hochbetagte Bewohnerin habe die steile Treppe nicht mehr bewältigen können, sagt Thomas Buchholtz. Dass die Bauzeit sich so lange hinzog, habe auch daran gelegen, dass der Denkmalschutz Planungen und Arbeiten intensiv begleitete. "Die haben uns ganz schön auf die Finger geschaut", sagt Erika Buchholtz.

Die Kernsanierung des Baudenkmals war eine Herausforderung. Die alte Balkendecke war einsturzgefährdet, der Erdboden unter dem Fundament gab nach, die Hausfassade neigte sich zur Straße hin, das Mauerwerk war feucht, im Gewölbe-Kriechkeller schimmelte es. Unter Federführung des Rheinberger Architekten Joachim Schmitz haben Fachfirmen aus der Region nicht nur alle Probleme behoben. Entstanden ist vielmehr ein topmodernes, fußbodengeheiztes Wohnhaus in historischer (immer noch etwas windschiefer) Hülle. Es ist sogar gedämmt und entspricht heutigen Energiestandards. Man ahnt, dass viel Geld geflossen ist. Das ist allerdings gut angelegt. "Bei der Bank gibt es ja keine Zinsen mehr", sagt Erika Buchholtz.

Die alten, angegriffenen Deckenbalken liegen noch im Garten an der Hinterseite des Hauses. Für Saskia Buchholtz ist er das stärkste Stück der Immobilie: 1000 Quadratmeter Grün, inklusive eines großen Birnbaums mit leckeren Früchten. Wo gibt's das sonst, mitten in der Innenstadt? Im Garten steht auch ein ehemaliges Waschhaus, aus dem ein schniekes Gästehaus werden könnte. Und seitlich davor: ein altes Plumpsklo, das die Zeiten überdauert hat. "Das wollen wir auf jeden Fall erhalten", sagt Thomas Buchholtz. Nur als historische Reverenz, versteht sich: Das renovierte Wohnhaus verfügt schließlich über drei Toiletten und zwei Bäder im modernen Design. Nach dem Ausbau des Daches zu einem Studio verfügt das Haus über 108 Quadratmeter Wohnfläche auf drei Etagen. Die Räume sind vergleichsweise klein, aber gemütlich. Es ist ein Haus zum Verlieben. Saskia Buchholtz möchte es zunächst vermieten und später selbst nutzen.

(RP)
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