Moers Mit Kunstblut im Gesicht Unfallopfer gespielt

Moers · Saelhuysen (stepa) Joelina ist aufgebracht. Sie will zu ihrer Freundin Julia. "Wir sollten doch zusammen bleiben, hat der andere Feuerwehrmann gesagt", kreischt sie. Immer wieder versucht sie, am Einsatzwagen vorbeizukommen, bis sie Feuerwehrmann Franz Beniers festhält. "Das geht nicht. Du kannst da nicht hin", sagt er beharrlich. Julia war kurz zuvor ohnmächtig geworden und sollte versorgt werden.

Joelina und Julia spielen die Zeugen eines Massenunfalls. Und sie sind gute Schauspieler, beide bleiben in ihren Rollen. Die Feuerwehrlöschzüge Rheurdt und Schaephuysen proben den Ernstfall: Ein Verkehrsunfall mit neun Verletzten, die in drei Autos gesessen haben, und ein Radfahrer. Das Hauptaugenmerk liegt an diesem Abend auf der Versorgung der Verletzten. Drei Autos sind auf der Verbindungsstraße zwischen Kengen und Saelhuysen verteilt.

Stoßstangen sind stark eingedrückt, Türen demoliert, Fenster kaputt, auf der Straße sind Scherben und Kunstblut verteilt. In einem der Fahrzeuge sitzt eine junge Frau im sommerlichen Top. Ihr Arm ist rot geschminkt, sie zittert. "Es soll so aussehen, als ob sie Glassplitter im Arm hätte", erklärt Anika Floren. Gemeinsam mit Alina Olschewski vom Jugendrotkreuz hat sie die Übung geplant. Die insgesamt neun Opfer-Darsteller weisen die typischen Verletzungen nach einem Unfall auf: Schleudertraumata, Prellungen und Kopfplatzwunden. Sie sind geübt – vor einigen Wochen traten sie bereits bei einem simulierten Zugunglück in Düsseldorf auf. "Wenn es ernst wird, muss jeder Griff sitzen. Solche Übungen helfen", erklärt Klaus Floren vom Löschzug Rheurdt. Dass solche Übungen auch in einem Dorf wie Rheurdt notwendig sind, führen die Unfälle auf der Landstraße B510 vor Augen. Das Signal, dass etwas passiert ist, kommt in der Regel mitten in der Nacht. Rheurdts Pastor Norbert Derrix ist selbst Mitglied der Feuerwehr und rückt dann ebenfalls aus. Einer der Feuerwehrleute ist durch den Kofferraum in das Auto geklettert. "Das dient der Beruhigung. Es zeigt den Unfallopfern: Auch ich bin hier drin, es kann euch nichts passieren", erklärt Klaus Floren vom Löschzug Rheurdt.

Heute stehen die Verletzten, die Patienten im Mittelpunkt. "Dass unsere Leute Verletzte rausschneiden können, ist keine Frage", so Floren. "Es geht darum, die Verletzten für eine längere Zeit zu betreuen", ergänzt er. Insgesamt 35 Feuerwehrleute haben aktiv an der Übung teilgenommen. Drei weitere haben das Geschehen überwacht. Die Löschzüge Rheurdt und Schaephuysen haben im Jahr durchschnittlich etwa 20 Einsätze. Mehrheitlich handelt es sich um Autounfälle.

(RP)
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