Bildung in Moers Ärger um schlecht geputzte Schulen

Moers · Die Stadt spart am eigenen Personal und beauftragt zunehmend Firmen mit der Reinigung von Schulen und Kitas. Problem: Die billigeren Fremdkräfte sind nicht so sorgfältig wie die städtischen Mitarbeiterinnen.

 Das Themenbild zeigte eine Gebäudereinigerin, die den Flur in einer Schule wischt.

Das Themenbild zeigte eine Gebäudereinigerin, die den Flur in einer Schule wischt.

Foto: dpa/Jens Büttner

Was der Stadt zum Vorteil gereichen sollte, scheint sich zum Fluch zu verkehren. Die Rede ist von der Auslagerung der Reinigung der Schulen und Kindergärten an externe Firmen. Beschlossen wurde sie vor Jahren, um den städtischen Haushalt zu entlasten. Dieses Ziel wird nach wie vor erreicht, denn die Fremdfirmen sind billiger als eigene Kräfte. Allerdings setzte das Zentrale Gebäudemanagement Moers (ZGM) jüngst einen Hilferuf an die Stadtverwaltung und die Fraktionen ab. Anfänglich seien die Erfahrungen mit den „Fremdreinigern“ gut gewesen, aber dies habe sich deutlich ins Gegenteil verkehrt. Eine „Neubewertung der Reinigungssituation“ sei dringend geboten. Das ZGM hat eine umfangreiche Liste mit Negativpunkten aufgestellt. Zuoberst wird darin eine schlechtere Reinigungsqualität bemängelt. Das ZGM befürchtet, dass die schlechte Reinigung mittel- bis langfristig sogar Kosten für Instandsetzungen nach sich zieht. Das leuchtet ein: Eine nie richtig geputzte Schultoilette, zum Beispiel, muss eben früher erneuert werden als eine, die stets sorgfältig gepflegt wird.

So schlecht scheinen die Fremdfirmen manchmal zu arbeiten, dass die Leitung einer Moerser Grundschule vor einiger Zeit die Reißleine zog und ankündigte, den Schulbetrieb wegen hygienischer Mängel vorläufig einzustellen. „Das wäre rechtlich allerdings schwierig gewesen“, sagt Stadtsprecher Klaus Janczyk. Die alarmierte Stadt konnte die Situation zum Glück retten. Sie schickte ein eigenes Reinigungsteam in die Schule, um mal richtig durchzufeudeln. Eine Kommunikation mit den nachlässigen fremden Putzkräften sei kaum möglich gewesen, weil diese des Deutschen nicht mächtig waren. „Wir haben ein sehr ernstes Gespräch mit der Firma geführt“, sagt Klaus Janczyk. Seither gebe es keine Beschwerden mehr.

196 Reinigungskräfte waren im Jahr 2012 bei der Stadt eingestellt. Jetzt sind es nur noch 130. Mit jeder eigenen Stelle weniger, die durch eine Fremdfirma übernommen wird, spart die Stadt im Schnitt 6000 Euro. Bis 2021 soll der Bestand an eigenem Putzpersonal auf 100 Kräfte reduziert werden. Unterm Strich will die Stadt auf diese Weise knapp 600.000 Euro weniger ausgeben. So sehen es die beschlossenen Konsolidierungsvorgaben des Haushaltssicherungsplans vor.

Vor dem Hintergrund der Erfahrungen des ZGM reden Politiker bereits davon, den Beschluss zur Auslagerung der Gebäudereinigung zurück zu nehmen. Doch so einfach ist das nicht – eben weil die Einsparungen Teil des Haushaltssicherungskonzepts sind. „Wenn die Politik dies rückgängig machen will, muss sie andere bestehenden Sparmaßnahmen aufstocken oder neue Maßnahmen ergreifen, um den Ausfall zu kompensieren“, erläutert Janczyk. Es ist ein wenig wie mit Goethes „Zauberlehrling“ und seinem wild gewordenem Besen: Die Geister, die die Ratsmitglieder riefen, werden sie nicht mehr los, jedenfalls nicht so bald. Die Idee lautet nun, eine Projektgruppe aus Mitgliedern des Rates, des ZGM und der Verwaltung einzusetzen, die über mögliche Schritte nachdenken soll. Das wird voraussichtlich im Herbst passieren, nachdem das ZGM seinen Jahresbericht für 2018 vorgelegt hat. Vorläufig werde die Stadtverwaltung aber dem ihr erteilten politischen Auftrag, Reinigungspersonal sozialverträglich abzubauen, weiter nachkommen, sagt Klaus Janczyk. Geht eine städtische Putzfrau in Rente, läuft ihr Vertrag aus oder kündigt sie – dann werde die Stelle nicht neu besetzt.

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