Moers Minderjährige Flüchtlinge fegen Weg zur Maschinenhalle

Moers · Eigentlich ist das Wetter viel zu schön zum Arbeiten, aber die in Signalgelb gekleideten jungen Männer vor der ehemaligen Maschinenhalle Pattberg schwingen den Besen, als sei Straßenfegen soeben zur olympischen Disziplin ernannt worden.

 Die vom Moerser SCI betreuten 16- bis 18-Jährigen bei der Arbeit vor der Maschinenhalle Pattberg.

Die vom Moerser SCI betreuten 16- bis 18-Jährigen bei der Arbeit vor der Maschinenhalle Pattberg.

Foto: Klaus Dieker

Auch ihre Altersgenossen, die abgestellt worden sind, Wildwuchs zu roden, pflügen durchs Gelände, als würden sie nach Quadratmeter bezahlt. Die 20 Jugendlichen, die im Moerser Norden so fleißig arbeiten, sind überwiegend minderjährige Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Eritrea, die der Moerser SCI betreut, aber auch einige Deutsche sind dabei, die derzeit bei der Jugendwerkstatt des SCI beschäftigt sind.

"Alle haben sich spontan freiwillig gemeldet, um das Gelände rund um die Maschinenhalle zu säubern", berichtet Projektleiter Frank Liebert. Die Halle soll für das von Konrad Göke inszenierte Kulturprojekt "Last exit Moers" auch im Außenbereich auf Vordermann gebracht werden.

"Die Jugendlichen sind hoch motiviert", berichtet Liebert. So motiviert, dass er sich schon nach ein paar Stunden überlegen muss, wie er die Jugendlichen während des auf zwei bis drei Tage angelegten Einsatzes beschäftigen kann.

Die 16- bis 18-jährigen Flüchtlinge der Gruppe sind überwiegend schon seit etwa einem Jahr in Deutschland und haben einen 300-stündigen Sprachkurs hinter sich. Während der Arbeit verständigen sie sich überwiegend auf Arabisch. Aber das täuscht, meint Liebert. "Die verstehen alles. Sie trauen sich nur noch nicht, die neue Sprache bei der Arbeit anzuwenden. Auch deshalb sind solche Einsätze wichtig."

Zuvor hatten die jungen Männer im Christlichen Jugenddorf eine Clearing-Phase durchlaufen. Jetzt besuchen sie das Berufskolleg, um dort ihren Hauptschulabschluss zu machen. Manche Teilnehmer hätten entweder keine entsprechende schulische Ausbildung, sagt Liebert, andere keine Dokumente, die sie belegen könnten. Beim SCI sollen sie an Berufe aus dem Feld Garten- und Landschaftsbau herangeführt werden. "Jedem Teilnehmer ist klar, dass seine berufliche Perspektive künftig vermutlich in Deutschland liegen wird", sagt Liebert.

Besucher des "Last Exit Moers"-Programms werden übrigens die Chance haben, einigen der Jugendlichen auch auf der Bühne zu begegnen. Die jungen Feger werden auch bei einem Hip-Hop-Projekt des Musikers Bülent Demirtas mitmachen. Das Ziel: Sie sollen es schaffen, in ihrer Muttersprache einen Song zu schreiben und vor Publikum aufzuführen.

Last Exit Moers: Vom 9. bis zum 25. September. Programm: www.lastexitmoers.de

(ock)
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