Moers Meisterschule für Sänger

Moers · Reportage: Im Rahmen des Moerser Musiksommers holte Kammersänger Peter Schreier 19 junge Gesangstalente in seinen Kurs und gab ihnen wertvolle Tipps, um sich künstlerisch weiter zu entwickeln.

Meterologisch hatte sich der Sommer schon verabschiedet, als er musikalisch noch einmal so richtig auftrumpfte: Zum 9. Mal bot der Moerser Musiksommer im Martinstift jungen Gesangstalenten im Unterricht bei namhaften Künstlern die Möglichkeit, wertvolle Anregungen für ihre Ausbildung zu erhalten.

Internationaler Star des diesjährigen Musiksommers war Kammersänger Peter Schreier, der bereits zum zweiten Mal als Dozent in Moers zu Gast war. Dank seiner langjährigen Bühnenerfahrung ist der inzwischen 72-jährige Tenor geradezu prädestiniert, Nachwuchstalenten, die am Anfang ihrer Karriere stehen, wertvolle Anregungen mit auf den Weg zu geben. 19 von insgesamt 26 Teilnehmer des Musiksommers hatte Schreier zu seinem Meisterkurs zugelassen: „Unvergleichlich, welches Stimmenpotenzial hier zusammentrifft.“

Klare Ansagen vom Meister

Allzu zimperlich ging der Meister mit seinen Schülern nicht um. Aber wer auf der Bühne bestehen will, muss klare Worte vertragen. „Sing es noch einmal, aber viel ruhiger“, fordert er die Sopranistin Cora Bethke auf. „Man soll nicht den Eindruck kriegen, dass es gehetzt wirkt, dass du so schnell wie möglich zum Schluss kommen willst.“ Die junge Münchnerin nickt und setzt noch einmal an: „Halleluja“, ruhiger diesmal und mit einem guten Crescendo. „Sehr schön, bombig“, lobt Schreier und stimmt in den Gesang ein, „versuchs jetzt mal mit nicht so viel Druck.“

Weiter geht es mit Marie Friederike Schröder aus Halle, wieder mit dem Halleluja aus Bachs Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“. Inbrünstig schmettert die temperamentvolle Sopranistin ihr „Ha-le-luajahahahaha“ in den Saal. Weiter kommt sie nicht. „Nicht so hektisch“, unterbricht Schreier, „es muss metrisch schnell wirken, aber Du darfst nicht treiben.“ Er klatscht den Takt, die junge Sopranistin nickt: „Ich versuch jetzt mal, mich zu bremsen.“ Und noch einmal braust das Halleluja durch den Kammermusiksaal. „Schön, aber jetzt war das f zu hoch.“ Takt für Takt, Note für Note wird gefeilt, bis Schreier zufrieden verkündet: „Perfekt.“

Und schon steht der nächste Kandidat auf der Bühne: Ingo Witzke, ein junger Bass aus Berlin, hat sich das „Mache dich, mein Herze, rein“ aus der Matthäus-Passion vorgenommen. Schon nach den ersten Takten hält es Schreier nicht mehr auf seinem Stuhl, er springt auf und zeichnet die Melodie in der Luft: „Versuch mal, ganz auf Linie zu singen. Und mal pianissimo. Und ein bisschen heller singen.“ Klavierbegleiter Ulrich Hofmann setzt mit stoischer Ruhe noch einmal ein, wieder und wieder wird die Stelle geprobt, bis alles stimmt. Was sie in der harten Schule von Peter Schreier gelernt haben, demonstrierten die jungen Sängerinnen und Sänger schließlich beim Abschlusskonzert gestern Abend einem großen Publikum (ausführlicher Bericht folgt).

(RP)
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