Meinung Politik muss besser werden

Moers · Ein Weckruf vor der Kommunalwahl 2020

 Plakate, Kulis, Fähnchen – so ging Wahlkampf früher. Doch so lassen sich moderne Wähler nicht mehr gewinnen. Gesucht: neue Ideen...

Plakate, Kulis, Fähnchen – so ging Wahlkampf früher. Doch so lassen sich moderne Wähler nicht mehr gewinnen. Gesucht: neue Ideen...

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Grafschaft nimmt Fahrt auf. In allen Kommunen geht die Politik – Partei für Partei – in die Startpositionen für die Kommunalwahlen am 13. September 2020. Viele haben die Bürgermeisterkandidaten bereits benannt. Ein Jahr lang leben die Kandidaten nun unter dem Brennglas der Öffentlichkeit, müssen den Wählern deutlich machen, wofür sie stehen und dürfen sich keinen Fehltritt erlauben. Denn in modernen Zeiten hat jeder jederzeit ein Handy dabei, um ein Malheur in Bild und Ton festzuhalten.

„Moderne Zeiten“ ist aber auch ein Stichwort, dem sich die Parteien jetzt stellen müssten. Eigentlich. Denn ich gewinne den Eindruck, als wenn viele Akteure derzeit ganz einfach die To-Do-Listen der vergangenen Wahlkämpfe zur Hand nehmen und beginnen, diese abzuarbeiten. Da werden Kugelschreiber bestellt und Fähnchen, Banner entworfen und die Kandidaten-Fotos für die großen Wahlplakate geschossen – nach vorherigem Friseurbesuch.

Alles wichtig – im Rahmen einer Kampagne. Die Wartezeit beim Friseur sollten die Kandidaten jedoch nutzen, um nach neuen Ideen zu schürfen. Denn bei allem Getöse und Geklingele sind die Bande zwischen Bürger und Politik noch zu lose. Da wird viel über die Personalisierung und Emotionalisierung von Wahlkämpfen über soziale Medien schwadroniert. Doch ein echtes Netzwerk haben sich bisher nur die wenigsten Parteien und Kandidaten geschaffen.

Schritt eins dazu wäre, den Wählerinnen und Wählern von morgen heute aufmerksam zuzuhören. Ihre Sorgen aufzunehmen, ihre Punkte ernst zu nehmen und nicht einfach bloß zerstreut zu nicken und das Gehörte ganz schnell wieder zu vergessen. Denn eins haben Klimaschutzbewegung, der Streit um den Umgang mit geflüchteten Menschen und die sich im Zusammenhang mit der Energiewende und Digitalisierung ergebenden Fragen und Ängste bewirkt: Die Bürgerschaft ist mittlerweile viel politischer als früher.

Und kritischer. Sie hat viel mehr Möglichkeiten sich zu informieren. Mit gestanzten Sätzen und alten Konzepten werden die Parteien da nicht weiterkommen. Sondern mit Demut und Authentizität der handelnden Personen. Und wie soll man mit Populisten umgehen? Rauf auf die Bühne mit Ihnen und an Sachthemen diskutiert – wobei diese Herrschaften sehr rasch sehr kurzatmig werden. Und sobald eine  Profilierung über Ausgrenzung und Menschenhass versucht wird, lässt man die Hetzer in ihrem Elend sitzen.

Parteien und Kandidaten werden dann gewählt, wenn sie mehr anzubieten haben, als heiße Luft und alte, abgenutzte Parolen.

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