Nach tödlichem Unfall in Moers Meinung: Können wir Moers raserdicht machen?

Moers · Die Meerbecker hat der Unfall auch deshalb so schockiert, weil er wie die Konsequenz aus einer stetigen Entwicklung erscheint.

 Die Unfallstelle an der Bismarckstraße.

Die Unfallstelle an der Bismarckstraße.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Liebe Mitmoerser, wenn uns die vergangenen beiden Wochen eines gelehrt haben, dann das, dass alles, worüber wir uns an dieser Stelle gerne freuen, ärgern oder aufregen, doch eigentlich ziemlich unwichtig ist. Am Ostermontagabend geriet eine 43 Jahre Frau auf der Bismarckstraße in Meerbeck mit ihrem Kleinwagen vermutlich in ein illegales Autorennen. Beim Zusammenprall mit einem PS-starken Mercedes AMG wurde sie so schwer verletzt, dass sie drei Tage später im Krankenhaus starb.

Selten hat ein Todesfall in Moers für so viel Anteilnahme gesorgt. Die Empörung gilt den mutmaßlichen Crash-Piloten: Der eine brauste in einem Range Rover-SUV davon, ohne sich um die Frau zu kümmern. Der andere stieg aus seinem Trümmerhaufen mit Mercedesstern aus und humpelte in die Nacht. Am Dienstag – eine Woche nach dem Unfall – stellte sich der mutmaßliche Todesfahrer in Begleitung eines Rechtsanwalts der Polizei. Der 21-Jährige hatte keinen Führerschein, als er sich hinters Steuer setzte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn jetzt wegen Mordes.

Die Meerbecker hat der Unfall auch deshalb so schockiert, weil er wie die Konsequenz aus einer stetigen Entwicklung erscheint. Der Stadtteil hat schon lange ein Problem mit der „Auto-Szene“. Bis zum Ostermontag ging es oft um quietschende Reifen auf dem Meebecker Marktplatz. Jetzt geht es um unser aller Sicherheit.

Auch vor dem Unfall hat die Politik schon über Fahrbahnschwellen gesprochen. Bislang verhindert ein alter Ratsbeschluss in Moers das Aufbringen solcher Hindernisse. Der könnte noch vor der Sommerpause aufgehoben werden. Und an den richtigen Stellen ergeben diese sogenannten „Berliner Kissen“ auch tatsächlich viel Sinn. Vielbefahrene Ausfallstraßen wie die Bismarckstraße künstlich zu verlangsamen, schafft allerdings neue (Verkehrs-)Probleme.

Die Frage ist doch grundsätzlich: Können wir Moers raserdicht machen? Zum Beispiel durch nächtliche Straßensperren? Die würden dann wohlgemerkt jeden treffen, auch die Autofahrer, die sich an Regeln halten. Für Ratsfrau Gabi Kaenders wäre das wie „Kuschen vor den Verbrechern“. Ich sehe das genauso. Wer ohne Rücksicht auf Verlust aufs Gas treten will, findet dafür immer eine unpassende Stelle. Solchem Irrsinn klare Grenzen zu setzen, ist Aufgabe des Gesetzgebers und der Polizei.

julia.hagenacker@rheinische-post.de

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