Moers Meerbecker Glocken läuten bald in Kieve

Moers · In der Karwoche, so heißt es bei den Katholiken, gehen die Kirchenglocken auf Reise nach Rom - eine humorvolle Deutung des Läutverbots während dieser Zeit. Doch die Glocken der evangelischen Kirchengemeinde Moers-Meerbeck gehen nun tatsächlich auf Reisen, nämlich nach einem kleinen Ort in Mecklenburg.

 Pfarrerin Barbara Weyand und Küster Claus Haack an der ehemaligen evangelischen Kirche Meerbeck.

Pfarrerin Barbara Weyand und Küster Claus Haack an der ehemaligen evangelischen Kirche Meerbeck.

Foto: Klaus Dieker

Doch wie ist es dazu gekommen? Urheber der Idee ist Gerhard Möschen, ein gebürtiger Moerser, der lange Jahre zur Evangelischen Kirchengemeinde Moers-Hochstraß gehörte. Im Jahr 2009 zog er mit seiner Ehefrau Ingrid nach Kieve in Mecklenburg, dem Geburtsort seiner Frau. Dieser liegt in der Nähe der Müritz. Inzwischen zählt Möschen zum Gemeinderat der Kirchengemeinde Kieve-Wredenhagen. In dieser Tätigkeit hat er sich besonders für den Erhalt der Kiever Kirche eingesetzt, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Möschen berichtet: "Die Glockenanlage muss dringend saniert werden. Die wertvolle Bronzegussglocke von 1837 kann gar nicht geläutet werden, die Glocke hängt verkantet im Glockenjoch. Die beiden weiteren Eisengussglocken sind in einem derart schlechten Zustand, dass die weitere Benutzung eine Gefahr sein könnte."

Vor zwei Jahren hörte Gerhard Möschen Neuigkeiten aus seiner alten Heimat: Die evangelische Kirche in Meerbeck wurde aufgegeben. Ihm kam ein Gedanke: "Mit den Glocken der Meerbecker Kirche könnte man die Glockenanlagen von drei Kirchen der Kirchengemeinde Kieve-Wredenhagen wieder vervollständigen." Er nahm Kontakt auf mit dem Pastorenehepaar Barbara und Ulrich Weyand sowie mit dem Küster Claus Haack. "Wir sind froh, dass die drei Glocken an der neuen Stelle wieder erklingen", sagt Pfarrerin Barbara Weyand. Daher habe man sie der Gemeinde in Mecklenburg gern zu einem kleinen Preis überlassen. Allerdings hatte die Pfarrgemeinde deutlich gemacht, dass sie sich nicht selbst um den Transport kümmern werde. Den übernimmt eine Fachfirma. Das Presbyterium der Kirchengemeinde Meerbeck stimmte dem Vorschlag zu. Allerdings mussten noch Glocken- und Bausachverständige die Umbauten der Glocken begutachten.

 Gerhard und Ingrid Möschen vor dem Kirchturm in Kieve.

Gerhard und Ingrid Möschen vor dem Kirchturm in Kieve.

Foto: Möschen

Doch Ende des Monats machen sich die Glocken nun tatsächlich auf die Reise. Am 28. und 29. September werden sie demontiert und an die Müritz gebracht. "Eine Glocke wird aber vorher noch in Holland (in einer Glockengießerei) umgestimmt, damit sie klanglich zu den anderen Glocken in Mecklenburg passt", teilt Gerhard Möschen mit, der nun bald in seinem Wohnort in Ostdeutschland einem vertrauten Geläut vom Niederrhein lauschen kann.

(s-g)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort