Moers Meerbeck - mit der Kohle fing alles an

Moers · Eine Ausstellung im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums erinnert daran, wie das bürgerliche Moers sich ein Arbeiterviertel zulegte. Heute leben dort Menschen aus 50 Nationen miteinander.

 Bürgermeister Christoph Fleischhauer lässt sich durch die Geschichte Meerbecks führen.

Bürgermeister Christoph Fleischhauer lässt sich durch die Geschichte Meerbecks führen.

Foto: Klaus Dieker

"Buntes Meerbeck. Mein Platz in der Kolonie", so heißt eine Ausstellung, die derzeit in der Eingangshalle des Moerser Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums in der Wilhelm-Schroeder-Straße 10 zu sehen ist. Mehr als hundert Jahre ist es jetzt her, dass der Abbau des "Schwarzen Goldes" viele tausend Arbeitswillige aus Ost- und später aus Südeuropa ins Ruhrgebiet und an den Niederrhein gelockt hat. Um sie und ihre Familien unterzubringen, entstanden damals zahlreiche Bergarbeitersiedlungen, darunter auch die so genannte "Kolonie Meerbeck" in Moers.

Die aus vielen kleinen Doppelhaushälften mit meist noch kleineren Nutzgärten bestehende "Kolonie" war für die alt eingesessenen Moerser lange Zeit ein städtischer Fremdkörper. Doch das änderte sich spätestens, als der Rat der Stadt Moers im Sommer 1980 beschloss, das alte Bergarbeiterviertel als Teil der städtischen Geschichte zu renovieren, wobei jedoch die bisherigen Wohnrechte weitgehend gewahrt blieben. Auf diese Weise leben noch heute in der ehemaligen "Kolonie Meerbeck" knapp 50 verschiedene Nationalitäten weitgehend friedlich neben einander, was die aus mehr als 30 großformatigen Bild- und Texttafeln bestehende Ausstellung belegt.

Darin werden neben Beschreibungen und Fotos des allwöchentlichen Meerbecker Marktgeschehens, sowie der örtlichen Büdchen- und Vereinskultur vor allem Menschen vorgestellt, die auf ihre ganz eigene Art und Weise dazu beitragen, das nachbarschaftliche Zusammenleben in den heutigen Moerser Stadtteilen Meerbeck und Hochstraß lebendig zu gestalten.

So erzählen die Tafeln zum Beispiel von den einstigen Meerbecker Jugenderinnerungen der heute 83-jährigen Anneliese Raber, aber auch von der Geschichte der türkischstämmigen Ayse Kurt, die seit vielen Jahren schon als Tagesmutter fremde Kinder betreut.

Daneben präsentieren sich mit Margot Klein, der Besitzerin des alt eingesessenen Modegeschäftes Gradisar und Erol Baki als letzter Meerbecker Taubenzüchter zwei sehr unterschiedliche, aber dennoch typische Vertreter des heutigen Meerbecks, und auch die örtlichen Vereine kommen in der Ausstellung nicht zu kurz.

"Diese Ausstellung ist eine ganz besondere Visitenkarte unserer Kommune", lobte der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer bei der Eröffnungsfeier die Arbeit der insgesamt elf an der Erstellung der Fotos und Texte beteiligten Fotografen und Texter, vor allem aber die der beiden maßgeblichen Initiatoren Wolfram und Anja Reutlinger. Das seit 1997 in Meerbeck heimische Ehepaar engagiert sich schon lange, unter anderem durch die Organisation der Kulturreihe "Meerbecker Frühling" und des örtlichen Seniorennetzwerkes "55plus!" für eine kulturelle Belebung ihres Wohnviertels. "Meerbeck hat nicht nur eine hoch interessante Vergangenheit, sondern gerade auf der Basis seiner multikulturellen und sozial gemischten Bevölkerung eine bunte, lebendige Zukunft", erklärte Wolfram Reutlinger zur Ausstellungseröffnung im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum.

Wenn alles klappt, sollen die die dort gezeigten, kombinierten Foto- und Texttafeln, noch in diesem Jahr als Buch erscheinen. Passende textliche Beiträge dafür sind nach wie vor herzlich willkommen.

(RP)
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