Moers Matarés Mutter mit Kind für Köln

Moers · Die Werke von Ewald Mataré sind wichtiger Bestandteil des Museums Kurhaus Kleve. Arbeiten des Bildhauers werden an andere Museen ausgeliehen. Wie jetzt fast ein Dutzend Kunstwerke für eine Ausstellung in der Domschatzkammer.

 Anfang der 1920er Jahre entstand die "Mutter mit totem Kind" von Ewald Mataré. Die kleine Nussbaumskulptur gehört zu wertvollen Kunstwerken im Kurhaus.

Anfang der 1920er Jahre entstand die "Mutter mit totem Kind" von Ewald Mataré. Die kleine Nussbaumskulptur gehört zu wertvollen Kunstwerken im Kurhaus.

Foto: MKK

Erst als die Sammlung Mataré an das damalige Museum Haus Koekkoek kam, wurde ein Museum Kurhaus möglich - nicht umsonst trägt das Klever Haus den Namen des Beuys-Lehrers im Titel. Mataré bleibt auch ein wichtiger Teil des Klever Museums, das die stete Aufarbeitung der Sammlung fortführt. "Als Museum machen wir nicht nur Ausstellungen, wir wollen auch forschen und bewahren", sagt Valentina Vlasic, Kuratorin des Museums Kurhaus Kleve. Sie ist jetzt nach "Schule Kunst Museum" wieder intensiv mit dem berühmten Bildhauer beschäftigt. Vlasic bereitet einen Vortrag vor der Karl Rahner Akademie in Köln vor, den sie am Donnerstag von 10 bis 11 Uhr halten wird. Der Akademie-Vortrag "Ewald Mataré. Leben und Werk" soll dabei auch auf eine Ausstellung der Kölner Domschatzkammer vorbereiten, die sich mit den Mataré-Türen des Doms zu Köln beschäftigen wird. Zu der Ausstellung wird das Klever Museum eine Reihe Werke von Mataré ausleihen.

Die Türen des Doms zu Köln sind auch eng mit dem Museum Kurhaus verbunden: das Relief des brennenden Köln gehört zur Sammlung des Hauses. Ein Bronze-Relief, das den Dom inmitten der im Krieg zerstörten Rheinmetropole zeigt. An den Gipsen, nach denen später die Bronzen gegossen wurden, hatte Beuys als Student mitgearbeitet. Es ist eine geradezu apokalyptische Szene, die die furchtbare Zerstörung offenbart, mit Flammen, die sich durch das Meer der Häuser fressen. Das Relief des brennenden Köln entwarf Mataré kurz nach dem Krieg, als die Portale des Doms neu gestaltet wurden.

Viel später sollte sich Joseph Beuys nochmals mit diesen Portalen befassen: Zum Geburtstag des Doms 1980, als die kölnische Kunstverein und Museum Ludwig zeitgenössische Künstler einlud, sich ein Bild vom Dom zu machen. Beuys fotografierte damals die Türen Matarés, an denen er mitgearbeitet, Mosaike gelegt und seinen Rasierspiegel eingebaut hatte. "Mein Rasierspiegel fehlt" heißt es auf einer der Leinwände. Zur Eröffnung des Beuys-Westflügels kamen die Beuys-Domtüren nach Kleve: Vier Leinwände von 2.60 Meter Höhe auf insgesamt fünf Meter Breite.

Zurück zu Mataré: Für Köln bereitet Vlasic neben ihrem Vortrag auch Leihgaben vor. Da steht an oberster Stelle jene innige Pietà, eine Frau (Madonna) mit totem Kind. Eine wunderschöne wie tieftraurige Arbeit des in Aachen geborenen Bildhauers. Die Pietà gehört zu seinen früheren, expressiven Werken, ein Relief fast noch und doch Skulptur, zeigt sie auf gerade mal rund 23 auf 16 Zentimeter die sprachlose Fassungslosigkeit, die Trauer der Mutter angesichts ihres toten Kindes, das sie wie in den Armen wiegt. Das kleine Relief mit dem so großen Thema ist in Nussbaum geschnitten und gehört zu den wertvollen Kunstwerken des Museum Kurhaus Kleve, die entweder in der Vitrine oder auf einem Sockel mit Glasschutz gezeigt werden müssen. Eine der Ikonen der Sammlung.

"Die Mutter mit Kind entstand noch in Matarés Berliner Zeit", sagt Vlasic. Eine Zeit, der sie vor zwei Jahren eine große Ausstellung widmete und die sie als wichtigen Zeitraum für den Bildhauer ansieht. "Das werde ich auch in der Rahner-Akademie herausstellen", sagt sie. Zumal Mataré in Berlin zu der Kunst fand, mit der er berühmt wurde: Als er begann, in Treibhölzer zu schneiden, als seine Holzschnitte entstanden.

In der Domschatzkammer wird der Fokus auf sakrale Themen stehen. Selten in Kleve zu sehen war ein Messkelch, gerade mal 16 Zentimeter hoch. 1933 schnitt Mataré das liturgische Gerät aus Ebenholz, versah es mit Elfenbeineinklagen. 1936, als Mataré eigentlich gar nicht mehr arbeiten durfte, entstand ein Torso vom Corpus Christi. Schmal und zart, knapp 60 Zentimeter groß. Auch er soll zur Ausstellung nach Köln gehen. Mataré konnte sich während des "Dritten Reiches" vor allem mit diesen kirchlichen Aufträgen "über Wasser" halten.

Auch Moyland wird eine Leihgabe zu den Türen nach Köln geben.

(RP)
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