Moers Marcel Filz brennt fürs Feuerwerk in Moers

Moers · Mit Silvesterböllern fing er als Kind an, heute ist der 38-Jährige als professioneller Pyrotechniker am ganzen Niederrhein unterwegs. Zusammen mit Michael Stranz führt er die Firma "Pyro-Brothers".

Moers: Marcel Filz brennt fürs Feuerwerk in Moers
Foto: Antonshutterstock

Die kleine Lina Filz ist sechs Jahre alt und zu bedauern: Noch nie war Papa zum Jahreswechsel zu Hause. Marcel Filz ist nämlich Pyrotechniker und hat als solcher gerade um Silvester herum gut zu tun. Heute Nacht wird er den Himmel für die Gäste einer Feier in Düsseldorf erleuchten. Insgesamt 86 Feuerwerke hat er zusammen mit seinem Team, den Pyro-Brothers, im vergangen Jahr abgebrannt. "Feuerwerk ist die höchste Form der Kunst", findet der 38-Jährige. "So schnell wie die Effekte erscheinen, verschwinden sie."

Moers: Marcel Filz brennt fürs Feuerwerk in Moers
Foto: Filz

Schon als Kind begeisterte er sich für die flüchtige Choreographie am Himmel. Zu Silvester verwandelte er so manche Mark und später manchen Euro in bunten Feuerschein. "Schon damals mochte ich am liebsten die Brummkreisel und die Vulkane. Die mag ich heute noch." Sein Talent sprach sich herum. Nachbarn baten ihn, für sie ein Silvesterfeuerwerk zu machen, es folgten Anfragen für Geburtstagsfeiern, Hochzeiten, Schützenfeste, Firmen-Jubiläen. "Irgendwann konnte ich nicht anders", sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann über seine Berufswahl. Vor vier Jahren schmiss er einen Job bei Obi hin und verlegte sich ganz auf die Pyrotechnik.

Angehende Pyrotechniker assistieren zunächst einem anderen Profi bei der Arbeit. "Man muss an 28 Großfeuerwerken mitgearbeitet haben." Für jedes stellt der "Lehrherr" - bei Filz war es ein Kollege in Frankfurt am Main - einen sogenannten Helferschein aus. Wer 28 Scheine zusammen hat, darf sich für einen Lehrgang und eine Prüfung an einer Staatlichen Feuerwerkerschule anmelden; Filz fuhr dazu ins thüringische Körner. Pyrotechniker müssen nicht nur ein umfangreiches Fachwissen nachweisen - Filz nennt Stichworte wie Zusammenstellung der Effekte, Sicherheitsabstände, gesetzliche Vorschriften. Sie müssen auch einen tadellosen Leumund haben. "Wir brauchen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis. Schlimmstenfalls werden dafür sogar die Nachbarn befragt." Wer irgendwie negativ auffällt, Punkte in Flensburg hat, gerne einen über den Durst trinkt, zu extremen politischen Positionen neigt, kriege Probleme mit der Lizenz. Die müsse alle fünf Jahre erneuert und könne jederzeit wieder entzogen werden. Fazit: "Einem Pyrotechniker kann man vertrauen", sagt Filz.

Das sei wichtig, denn er hantiere mit Stoffen, die gefährlicher sein können als Waffen. "Es gibt Effekte, die sind massenexplosionsfähig." Sein Warenlager liegt in einem Bunker im Münsterland. Der Transport unterliegt den Bestimmungen für Gefahrgüter. Und: Auch er als Profi dürfe nur Ware verwenden, die mit dem europäischen CE-Sicherheitskennzeichen versehehen ist. "Polenböller", die hochgefährliches Blitzknallpulver enthalten, sind tabu: "Bloß die Finger weg davon!"

Feuerwerkskörper sind in Kategorien eingeteilt. Kategorie eins dürfe an Kinder ab zwölf Jahren, Kategorie zwei nur an Erwachsene abgegeben werden. Die Kategorien drei und vier seien Profis vorbehalten. "Ein Feuerwerker schießt keine Raketen ab, sondern Kugelbomben", sagt Filz. Die Bomben werden aus Mörsern mithilfe von Schwarzpulver-Ladungen in die Höhe befördert. Die Zündung erfolgt elektronisch aus sicherer Entfernung,.

Zu den Pyro-Brothers zählen neben Filz sein Kompagnon Michael Stranz, ihr "Azubi" Georg Utikal und Helfer Christoph Paus. Ihre Ware beziehen sie von Produzenten im In- und Ausland. "Vor zwei Jahren wurde der Markt geöffnet. Es gibt 40 bis 50 Hersteller." Und keineswegs nur in China und Hongkong. Ausgesprochen schöne Verbundfeuerwerke, die den Himmel "voll machen", kämen aus Holland, die besten "Vulkane", mit bis zu acht Metern Steighöhe, stammten aus schweizer, besonders hochwertige Knallkörper aus italienischer Fertigung. "Es gibt dort Familien, die ihre Rezepte Generation für Generation weitergeben." Überhaupt stecke in Feuerwerken noch viel Handarbeit. Auch die Ladungen für Kugelbomben, die Muster wie Herzen oder Schmetterlinge ergeben, müssten manuell gestopft werden.

Filz schaut sich auch gerne welche an. Unvergesslich bleibt ihm eine Reise zu den Fallas de Valencia, mit atmeberaubenden Feuerwerken. Das Frühlingsfest, das zum Weltkulturerbe zählt, möchte Filz gerne wieder besuchen. Vielleicht nimmt er ja mal die kleine Lina mit. Als Entschädigung für Silvester ohne Papa. JOSEF POGORZALEK

(RP)
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