Kamp-Lintfort Mammutbaum kam im Weidenkorb aus Übersee
Kamp-Lintfort · Mammutbäume sind gar nicht so selten am Niederrhein, wie man denkt. Um den Riesen an der Eyller-Berg-/Ecke Gestfeldstraße rankt sich aber eine interessante Geschichte, die 200 Jahre zurückreicht.
Er ist ein Zwerg unter den Riesen. Vor rund 200 Jahren wurde der "Sequoiadendron giganteum", kurz Riesen-Mammutbaum, auf dem ehemaligen Forthmannshof in Kamp-Lintfort gepflanzt. Bis heute ist er zu einer stattlichen Größe von etwa 25 Metern herangewachsen. Sein Stammumfang beträgt imposante 3,40 Meter. An seinem Standort an der Eyller-Berg- / Ecke Gestfeldstraße überragt er inzwischen alle anderen Bäume. Und doch gehört er eher zu den Kleinen seiner Art. Riesen-Mammutbäume können mehr als 100 Meter groß werden. In Kamp-Lintfort gibt es zumindest auf städtischen Grundstücken nur diesen einen Riesen. Und so findet der als Naturdenkmal unter Schutz gestellte Baum auf der Homepage der Stadt eine Erwähnung als Sehenswürdigkeiten.
Dort erfahren Interessierte auch, wie dieser Riesen-Mammutbaum aus der Familie der Taxusgewächse nach Kamp-Lintfort kam. Der 200 Jahre alte Baum wurde dereinst von der Familie Forthmann gepflanzt. Der Forthmannshof, der laut Stadt erstmals 1294 in den Annalen erwähnt wird, befand sich auf dem Grundstück an der Eyller-Berg- und Gestfeldstraße. Heute existiere der Hof aber nicht mehr. Amerikanische Verwandte der Familie Forthmann hätten den Baum als jungen Sprössling zusammen mit anderen exotischen Pflanzen aus Amerika, die sorgsam in Weidenkörben verpackt waren, auf den Seeweg nach Deutschland geschickt. Während alle anderen Pflanzen aus Amerika nicht überlebt haben sollen, wuchs der Mammutbaum zu seiner heutigen stattlichen Größe heran.
Gleich mehrere Exemplare des Mammutbaums, der ursprünglich in Kalifornien beheimatet ist, gibt es auch im Moerser Schlosspark. Der größte befindet sich in der Nähe des Friedrich-Wintgen-Wegs. Er steht dort – inzwischen 30 Meter hoch – seit 1874 und ist ebenfalls als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Zwei weitere stehen im Freizeitpark an der Krefelder Straße. "Sie wurden erst vor 20 Jahren gepflanzt", sagt Frank Brüggemann vom Fachdienst Grünflächen bei der Stadt Moers. Mammutbäume galten vor etwa 200 Jahren als Modepflanzen und fanden so ihren Weg nach Europa. "Weil sie sehr schön sind und gut wachsen, wurden sie in Parks gepflanzt", weiß der Moerser Experte und sagt: "Heute kommen sie am Niederrhein zwar vor, aber nicht sehr oft. In Kaldenkirchen gibt es eine Versuchsfarm. Dort wurde getestet, wie man die Bäume anbauen kann", sagt Brüggemann.
Laut Parkführer, den der Museums- und Geschichtsverein in Moers herausgegeben hat, ist der Riesenmammutbaum ein immergrüner Baum, der vor ungefähr 200 Jahren den Weg nach Europa fand. Er erreicht Wuchshöhen von mehr als 100 Metern. Außerdem seien Stammdurchmesser von neun bis 17 Metern bekannt. "Der größte Mammutbaum soll 135 Meter hoch gewesen und 3500 Jahre alt gewesen sein. Wissenschaftlich sind diese Daten aber noch nicht belegt", berichtet Frank Brüggemann.
Wie im Moerser Parkführer berichtet wird, bildet der Baumgigant ein weitreichendes, flaches Wurzelwerk. "Die Wurzeln älterer Bäume dringen maximal einen Meter in die Tiefe ein, breiten sich aber bis 30 Meter seitwärts aus. Riesenmammutbäume besitzen ein rotbraunes Kernholz, die Rinde ist rötlich und blättert in dünnen Plättchen ab. Forstwirtschaftlich hat der Baum keine Bedeutung", heißt es im Parkführer, den der Museumsverein im September 2012 veröffentlich hat.
Info Wer sich den Kamp-Lintforter Mammutbaum aus nächster Nähe ansehen möchte, hier die GPS-Daten: GPS: N 51°49'30, E 6°51'38