Moers Maler kritisiert die Moerser Kunstszene

Moers · Wer in der Grafenstadt bildende Kunst erleben wolle, werde enttäuscht, sagt Becker Schmitz. Seine Versuche, die Jugendkulturszene zu bereichern, seien bisher zu großen Teilen gescheitert.

 Schmitz möchte Kunstprojekte für Jugendliche schaffen.

Schmitz möchte Kunstprojekte für Jugendliche schaffen.

Foto: Marvin Böhm

Als Becker Schmitz (37), freiberuflicher Maler und gebürtiger Moerser, vor zwei Jahren mit der Familie zurück in seine Heimatstadt zog, hatte er große Pläne: Die jungen Moerser sollten mehr mit den bildenden Künsten in Kontakt kommen, Schmitz wollte Angebote schaffen, um die Jugendkultur zu fördern. Eine Illusion, wie er jetzt sagt: Bis heute sei er nur selten auf Interesse seitens des Kulturbüros, des Peschkenhauses, des Bollwerks oder der Stadt gestoßen: "Mit dem Beatbox- und Graffitiworkshop im Bollwerk (die RP berichtete), der Hold-the-line-Intervention zum Tag der offenen Ateliers und dem Wolkenfängerprojekt für Schüler habe ich nur einen Bruchteil meiner Ideen umsetzen können", sagt Schmitz. "Ich habe schon so viele Gespräche geführt und E-Mails geschrieben, doch oft führt es nur zu langen Wartezeiten und am Ende wird nichts unternommen."

So sei es zu Anfang auch mit seinem Vorschlag für den Beatboxworkshop gelaufen: "Im vergangenen Jahr wurde die Idee gar nicht an die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur weitergeleitet, die die Fördermittel dafür bereitstellen sollte. Ich habe mich beim Stadtrat und auch beim Bollwerk beschwert - letztendlich konnte das Projekt dann diesen Sommer, also ein Jahr nach der Ideengebung, doch noch umgesetzt werden." Alles gehe hier sehr langsam voran, man müsse sehr hartnäckig sein. Die Moerser Kulturbeauftragten blieben gerne unter sich: "Zeitgenössische, bildende Kunst findet man kaum in Moers. Wer die hier erleben will, wird enttäuscht", betont der Maler.

Dabei schätzt Schmitz, der seine Kindheit und Jugend in Moers verbrachte, die Grafenstadt sehr und lässt sich auch in seiner Malerei und Bildhauerei immer wieder von der Umgebung inspirieren. "Es ist wirklich witzig: In Museen in Berlin, Oberhausen, München oder Düsseldorf hängen Bilder von mir, dessen Motive ich zu großen Teilen in der Nähe von Moers eingefangen habe und interpretiert habe. Doch hier kennt mich kaum jemand", erklärt Schmitz, der 2010 sein Malerei- und interdisziplinäres Kunststudium an der Hochschule für bildende Künste in Essen beendete und Meisterschüler von Wolfgang Hambrecht und Stephan-Paul Schneider wurde. Heute ist er dort als Lehrbeauftragter für Malerei und Grafik tätig, bringt seinen Studenten die Wertschätzung für das eigene Werk und die Materialien, durch die es entstanden ist, näher. "Ich habe damals mit Graffiti angefangen, bin durch die Gegend gezogen und habe mir so die Welt erschlossen. Das Explorative ist heute noch Teil meines Wesens und meiner Kunst", sagt der 37-Jährige.

Zu dieser Entdeckerlust passt auch das Konzept, das Schmitz sich für die Homberger Straße überlegt hat: "Dort gibt es doch viel Leerstand. Ich möchte das nutzen und ein Labor für experimentelles Kennenlernen eröffnen. Nachbarn könnten sich über die Kunst näherkommen und gemeinsam den Stadtteil erforschen", führt er aus. Die Idee sei allerdings noch in der Planungsphase, bisher stehe nur das Konzept. Schmitz' Ziel allerdings steht fest: Er will die Kunstszene aufmischen.

(RP)
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