Kamp-Lintfort Luftkampf gegen den Spinner

Kamp-Lintfort · Noch bevor der Eichenprozessionsspinner die Bäume am Waldfriedhof am Dachsberg komplett befallen hat, wurde den Raupen gestern der Garaus gemacht – mit vielen Litern Bekämpfungsmitteln an Bord eines Hubschraubers.

Ralf Keller hat mit dem Eichenprozessionsspinner schon reichlich negative Erfahrungen gemacht. „Wenn man mit den Haaren der Raupe in Berührung kommt, ist das so, als wenn man sich in Brennnesseln setzt“, sagt Keller. „Mit dem Unterschied, dass das Jucken bei Brennnesseln nach einer halben Stunde aufhört, beim Eichenprozessionsspinner aber 14 Tage dauert.“ Auch wenn die betroffene Hautstelle mit Cortison behandelt wird, könne man da schon verrückt bei werden, findet Keller.

Er beugt deshalb vor – und zwar professionell. Der 50-Jährige leitet einen Betrieb zur Baumpflege in Issum. Als der Eichenprozessionsspinner vor einigen Jahren erstmals am Niederrhein auftauchte, wurde Keller gebeten, die befallenen Bäume zu behandeln. Seitdem hat er sich mit den drei bis vier Zentimeter großen Giftraupen beschäftigt. Inzwischen ist Keller außer einem Mitbewerber am Niederrhein konkurrenzlos bei der Bekämpfung der Spinner.

Drei Wochen früher dran

„In diesem Jahr sind wir drei Wochen früher dran als sonst“, sagt er. Zehn Tage mit Temperaturen um die 20 Grad reichen aus, damit die Larven des Spinners schlüpfen. „Danach unterscheidet man in der Entwicklung der Raupen sechs Stadien“, erklärt der Experte. Erst in den späteren Stadien nimmt der Mensch die Raupen an den Bäumen wahr – wenn die Bäume so gespenstisch eingehüllt sind.

Soweit will Keller es gar nicht kommen lassen. Der Waldfriedhof am Dachsberg ist heute an der Reihe, vorsorglich vom Spinner befreit zu werden. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren gute Erfahrungen damit gemacht, vorsorglich aktiv zu werden“, sagt Nicole Kempkens vom Friedhofsamt Kamp-Lintfort.

Der Einsatz wirkt aufwändig, sei aber kostengünstiger als die Arbeit, die hinterher an den Bäumen entstehen würde. Der Spinner wird heute aus der Luft bekämpft. Dafür geht es in den Helicopter von Martin Beitzel. Der 33-Jährige ist Agrarflieger und eigentlich am Flughafen Hahn im Hunsrück stationiert. Zusammen mit Keller war er heute schon in Hamminkeln und Weeze unterwegs – immer im Einsatz gegen den Spinner. An Bord sind mehrere hundert Liter des Bekämpfungsmittels „Bacillus thuringiensis“. Drei Liter pro Hektar werden verdünnt mit Wasser vom Hubschrauber aus gespritzt. Die Flüssigkeit setzt sich auf die Eichenblätter. „Wenn die Tiere diese dann fressen, werden die Darmwände zerstört“, erklärt Keller. Innerhalb von zwei Tagen geht der Spinner zu Grunde.

Für den Menschen ist das Bekämpfungsmittel ungefährlich. „Auch Bienen oder Wasserorganismen nehmen keinen Schaden“, betont Keller. Eine gute Dreiviertelstunde dauert der Einsatz am Dachsberg. „Danach“, sagt Keller, „ist für dieses Jahr aber auch Ruhe.“

(RP)
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