Moers Lüpertz-Skulptur ist zur Lineg geschwebt

Moers · Galerie Schürmann und Lineg holen Kunst von Markus Lüpertz nach Kamp-Lintfort. Am Dienstag wurden nicht nur erste Bilder gehängt, sondern auch die Hölderlin-Figur geliefert.

Hölderlin-Statue von Markus Lüpertz vor der Lineg aufgestellt
15 Bilder

Hölderlin-Statue von Markus Lüpertz vor der Lineg aufgestellt

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Der Puls von Andreas Verfürth schnellt Dienstag früh immer wieder die Richtung des bedrohlichen Bereich: ganz früh, als es heißt, die Skulptur werde den Fahrern nicht übergeben, noch mal, als die Arbeiter sich verspäten, und wieder, als der Laster dann vor der Tür hält. Kurz vor elf Uhr ist es, als die Hölderlin-Skulptur von Bildhauer Markus Lüpertz gestern endlich die Lineg erreicht. "Gott sei Dank, das Baby ist da", entfährt es Verfürth, der in Kamp-Lintfort die Galerie Schürmann betreibt. Jetzt senkt sich sein Puls.

Zum 100. Geburtstag der Lineg veranstalten die Entwässerungsgenossenschaft und Verfürth eine große Lüpertz-Ausstellung. Sieben Wochen lang werden 80 bis 90 vor allem Grafiken und sechs Skulpturen im Eingangsbereich der Lineg gezeigt. Nur die Hölderlin-Figur, die soll einsam auf einem eigenen Sockel links von der Eingangstür stehen und Besucher willkommen heißen.

Noch liegt die grau-bunte Figur aber gut verschnürt und verpackt auf der Ladefläche des orangefarbenen Lineg-Lasters. Die zwei Fahrer Thomas Gaber und Hans-Peter Hülbüsch haben sie zuvor bei der Gießerei in Düsseldorf abgeholt. Gaber legt der Figur ein grünes Tau um den Hals. "Dann lassen wir ihn mal auferstehen", sagt daraufhin Hülbüsch. Er lässt den Kran ganz vorsichtig das Tau anziehen, genau so lange, bis die Skulptur aufrecht auf dem Laster steht. Verfürth atmet durch.

Zuletzt hatten Lineg und Verfürth Ausstellungen mit Werken von Christo und eine Hommage an die drei Zero-Künstler Piene, Mack und Uecker organisiert. Dass es jetzt die Lüpertz-Ausstellung gibt, liegt an der Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Verleger Geuer & Breckner, der das grafische Werk des langjährigen Rektors der Kunstakademie in Düsseldorf verwaltet. Lüpertz — Maler, Grafiker und Bildhauer — ist einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart.

Jetzt lässt Hülbüsch die Figur schweben: Der Kran zieht die Hölderlin-Skulptur hoch in die Luft, Hülbüsch manövriert sie in Richtung des Sockels, der extra für das 3,20 Meter große Kunstwerk gebaut wurde., Als würde Hölderlin erdrosselt, sieht es aus, und prompt witzelt es von irgendwo: "Der kriegt doch keine Luft." Langsam senkt Hülbüsch jetzt die Skulptur ab, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen Fuß und Sockel sind. Andreas Verfürth und seine Helfer Uli Künzel und Klaus Vollmann messen die Abstände zu allen Seiten, damit Hölderlin mittig steht. "Okay?", fragt Hülbüsch vom Laster aus. "Okay", antwortet Verfürth von unten. Die Hölderlin-Figur hat ihr Zuhause für die kommenden sieben Wochen gefunden — und Andreas Verfürth wieder einen normalen Puls.

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