Moers Lösung für Senioren-Begegnung in Sicht

Moers · Bis auf die Grafschafter sind gestern Politiker aller Fraktionen einer Einladung der Awo zum Gespräch mit Besuchern der Begegnungsstätten gefolgt. Die schlimmsten Befürchtungen der Senioren scheinen sich indes nicht zu bestätigen.

 Politiker und Senioren im Gespräch: Gunni Henschen (84, links)), CDU-Bürgermeisterkandidat Christoph Fleischhauer (rechts).

Politiker und Senioren im Gespräch: Gunni Henschen (84, links)), CDU-Bürgermeisterkandidat Christoph Fleischhauer (rechts).

Foto: Klaus Dieker

Gunni Henschen (84) aus Meerbeck hat sieben Kinder. Eins davon ist selbst schon im Rentenalter. Aber alle wohnen sie in anderen Stadtteilen. Deshalb ist die rüstige alte Dame froh, ab und an in die Senioren-Begegnungsstätte an der Neckarstraße gehen zu können, um mit Gleichaltrigen beim Kaffee ein Schwätzchen zu halten. Gestern allerdings saßen ihr zwei Männer gegenüber, die vom Alter her nicht in diese Umgebung passten: Mark Rosendahl, Fraktionsvorsitzender der SPD, ist 50, Christoph Fleischhauer, Bürgermeisterkandidat der CDU, 48. Sie und rund ein halbes Dutzend Lokalpolitiker fast aller im Rat vertretenen Parteien waren einer Einladung der Awo gefolgt, um zunächst in Meerbeck und in den folgenden Wochen dann in Repelen und Moers aus erster Hand zu erfahren, wie die Senioren die Schließungspläne der Verwaltung aufgenommen hatten.

Lediglich Claus Peter Küster hatte für die Grafschafter abgesagt, unter anderem weil "die Einladungen nicht auf einen objektiven, sondern subjektiven emotionalen Austausch" abzielten. Tatsächlich ging es auch um Emotionen, viel mehr aber um gegenseitige Informationen. Die wichtigste lieferte Mark Rosendahl am Rande der Veranstaltung: Nach seinen Angaben habe sich die SPD intern bereits auf eine Linie zur Erhaltung aller Moerser Seniorenbegegnungsstätten geeinigt.

Wie berichtet, hatte die Verwaltung im November vorgeschlagen, die drei Begegnungsstätten der Awo in der Talstraße, der Neckarstraße und der Brunostraße zu schließen, um dafür Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft fördern zu können, die eine moderneres Konzept der Seniorenarbeit vorgelegt hatten. Hintergrund des Vorschlags war eine Entscheidung des Rats, die Kosten für Seniorenbegegnungsstätten bei 288 000 Euro zu deckeln. Diesen Deckel will die SPD, wie Rosendahl zuvor bereits angedeutet hatte, nun heben.

Allerdings soll, so die internen Überlegungen, wohl nicht mehr für alle Einrichtungen eine Finanzierung in voller Höhe erfolgen: "Wir überlegen, ob einige Einrichtungen auch mit reduzierten Öffnungszeiten weiterbetrieben werden können.." Klar sei, dass mehr Geld aufgebracht werden müsse, zumal auch der SCI einen zusätzlichen Förderantrag gestellt habe. Die SPD wolle nun in den nächsten Wochen gemeinsam mit den Kooperationspartnern besprechen, wie eine Gegenfinanzierung aussehen könnte. Eine Entscheidung solle möglichst vor den Kommunalwahlen fallen, da man weder Trägern noch Senioren zumuten könne, über die Sommerpause hinweg im Unklaren gelassen zu werden.

Offenbar haben damit die Proteste der Awo-Senioren gefruchtet. Wie fragte Gunni Henschen, seit fast 40 Jahren in der Awo, gestern doch so schön: "Wir haben den Krieg mitgemacht, dann das Land wieder aufgebaut, und jetzt soll kein Geld mehr für uns da sein?"

(RP)
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